Papst spricht sich gegen Kopftuchverbot aus

Papst Franziskus hat sich im Interview mit der französischen Tageszeitung „La Croix“ (Montag-Ausgabe) gegen ein Kopftuchverbot ausgesprochen. Er kritisierte „übertriebene Laizität“ und warnte auch davor, nur die christlichen Wurzeln Europas zu betonen.

„Wenn eine muslimische Frau ein Kopftuch tragen will, muss sie das tun können, ebenso wie ein Katholik, der ein Kreuz tragen will“, sagte er der Zeitung. Jeder müsse die Freiheit haben, seinen Glauben zum Ausdruck bringen zu können, sagte der Papst mit Blick auf das Kopftuchverbot in Frankreich. Dies müsse auch im kulturellen Zentrum erlaubt sein und nicht nur am Rand der Gesellschaft.

Papst Franziskus predigt bei der Chrisammesse im Petersdom

Reuters/Stefano Rellandini

Papst Franziskus ist gegen ein Kopftuchverbot

Zugleich kritisierte der Papst Frankreich wegen einer „übertriebenen Laizität“. Religionen würden wie „eine Subkultur“ betrachtet und nicht wie eine „echte und eigene Kultur“, so der Papst. Dies sei seine „kleine Kritik“ an Frankreich, das er sonst sehr schätze. Das Land müsse auf diesem Gebiet einen „Schritt nach vorne“ machen.

Europa nicht nur christlich

Zugleich betonte der Papst, dass Europa nicht nur eine christliche Wurzel habe. Es gebe viele Wurzeln. Wenn die Rede vom christlichen Europa sei, fürchte er, dass der Ton, „triumphalistisch oder rachsüchtig“ sein könne. Europa habe zweifellos christliche Wurzeln und das Christentum habe die Pflicht sie zu bewässern. Dies dürfe jedoch nicht in kolonialistischer Manier erfolgen. Nötig sei ein Geist des Dienens, wie er in einer Fußwaschung zum Ausdruck komme: „Die Pflicht des Christentums gegenüber Europa ist der Dienst.“

Der Papst sagte, dass ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen grundsätzlich möglich sei. In seinem Heimatland Argentinien etwa hätten die Angehörigen bei der Religionen ein „gutes familiäres“ Verhältnis untereinander. Als weitere Beispiele nannte er die Zentralafrikanische Republik und Libanon.

Christliche und islamische Missionierung

Er forderte zudem eine differenzierte Sicht auf den Islam und dessen Verhältnis zur Gewalt: „Es ist wahr, die Idee der Eroberung gehört zur Seele des Islam“, allerdings könne man die Aussendung der Jünger zu allen Nationen durch Jesus auch in diesem Sinne verstehen, so der Papst. Er antwortete damit auf die Frage, ob die Furcht vor dem Islam in Europa aus seiner Sicht gerechtfertigt sei.

Zugleich stellte Franziskus einen Zusammenhang zwischen dem islamistischen Terrorismus und den westlichen Militärinterventionen im Irak und in Libyen her. Angesichts des islamistischen Terrorismus solle der Westen eher die Art und Weise hinterfragen, wie er sein Modell von Demokratie in diese Länder exportiert habe, so der Papst. „Wir können hier nicht vorankommen, wenn wir die Kulturen nicht berücksichtigen.“

Piusbrüder

Papst Franziskus sprach in dem Interview mit „La Croix“ auch über den Umgang der katholischen Kirche mit der Piusbruderschaft. Man komme in dem Dialog „langsam und mit Geduld voran“ und ihr Oberer Bernard Fellay sei ein „Mann mit dem man reden kann“, sagte der Papst.

Zugleich betonte er, dass die Voraussetzung für die volle Gemeinschaft der von Rom abtrünnigen Bruderschaft mit der römisch-katholischen Kirche die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sei.

religion.ORF.at/KAP/APA

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