Italien: Debatte über Kirchenvermögen

Das mutmaßliche Vermögen des Vatikans und der katholischen Kirche in Italien beläuft sich auf mehr als Tausend Milliarden Euro, berichtete die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“ am Dienstag.

Die Zeitung veröffentlichte einen Bericht der Immobiliengruppe Re, die in kirchlichen Kreisen tätig ist, als Reaktion auf eine Aussage des Papstes zur Eröffnung der italienischen Bischofsvollversammlung. In seiner Rede hatte er gesagt, „behaltet nur das, was zur Glaubenserfahrung und zur Nächstenliebe des Gottesvolkes dienen kann“, wie Kathpress berichtete.

In Italien gibt es im Unterschied zu Österreich keinen Kirchenbeitrag. Die Bürger können entscheiden, ob sie 0,8 Prozent ihrer Einkommenssteuer der Kirche oder anderen Religionsgemeinschaften zu Gute kommen lassen wollen. Im Jahr 2014 erhielt die katholische Kirche in Italien dadurch gut eine Milliarde Euro.

Päpstliche Forderung nach „armer Kirche“

Einbezogen in die Schätzung des Gesamt-Immobilienvolumens wurden auch 9.000 Schulen und 4.000 Pflegezentren in kirchlicher Hand. Aus dem Bericht geht laut Kathpress weiter hervor, dass die Einnahmen nicht immer dem Wert der Immobilie entsprechen - beispielsweise seien einige Wohnungen nur für die Hälfte ihres Marktwertes vermietet.

Papst Franziskus verteidigte in der Vergangenheit Besitztümer der Kirche jedoch mit dem Argument, dadurch könne das karitative Engagement der Kirche finanziert werden. Der Papst hatte bereits mehrmals eine „arme Kirche für die Armen“ gefordert, so auch am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. „Wer die Armen ignoriert missachtet Gott“, so Franziskus.

Reichtum in der Hand Weniger ein „Widerspruch“

In seiner Ansprache übertrug er die Bibelerzählung vom namenlosen Reichen, der den armen, um Hilfe bittenden, Lazarus nicht beachtet, auf die heutige Gesellschaft. Lazarus verkörpere „den stillen Schrei der Armen aus allen Zeiten und den Widerspruch einer Welt, in der immense Reichtümer und Ressourcen in der Hand einiger Weniger sind“. In der Parabel vom Reichen und dem armen Lazarus treffen sich die beiden nach ihrem Tod wieder, doch dann hat sich die Situation umgekehrt: Der Reiche leidet unter Hunger und Durst und bittet Lazarus um Hilfe, die ihm jedoch verwehrt wird.

Gott habe Gutes und Schlechtes so verteilt, dass damit die irdischen Ungerechtigkeiten aufgehoben werden könnten, sagte der Papst weiter. Doch viele Menschen täten oft so, als sähen sie die Armut in der Welt nicht. Für sie existierten arme Menschen nicht. Wer sich jedoch gegenüber den Armen verschließe, der verschließe sich auch gegenüber Gott, betonte der Papst.

Kluft zwischen Arm und Reich bleibt

Daran werde deutlich, dass Gottes Barmherzigkeit gegenüber den Menschen von ihrer Barmherzigkeit untereinander abhänge, so der Papst. „Der Reiche wird verdammt. Nicht wegen seines Reichtums, sondern weil er mit dem armen Lazarus kein Mitleid hatte.“ Da der Reiche zu Lebzeiten dem armen Lazarus nicht geholfen habe, sei auch nach ihrem Tod zwischen beiden ein tiefer Abgrund.

Es gehe nicht darum, auf außerordentliche Ereignisse zu warten, um das eigene Verhalten zu ändern, sondern darum, auf Gottes Wort zu hören, „der dazu aufruft, den Nächsten zu lieben, wie sich selbst“, erklärte Franziskus. Eine Begegnung mit den Armen sei stets auch eine Begegnung mit Jesus: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, zitierte er das Matthäus-Evangelium.

religion.ORF.at/KAP/APA

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