Schönborn: Keine Wahlempfehlung

Kardinal Christoph Schönborn hat betont, dass die römisch-katholische Kirche keine Wahlempfehlung für die Bundespräsidentenwahl am Sonntag abgibt. Damit reagierte er auf Weihbischof Andreas Launs Empfehlung für Norbert Hofer.

„Jeder hat das Recht, eine Wahlempfehlung abzugeben, auch ein Bischof“, erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz in einer Aussendung der Erzdiözese Wien. Dennoch verzichte die katholische Kirche, „auch oder gerade besonders“ bei der Stichwahl 2016, an der zum ersten Mal in der Zweiten Republik kein katholischer Kandidat teilnehme, so der Kardinal weiter.

Ein eigenes Bild machen

Es sei „völlig legitim“, wenn auch bei dieser Wahl Katholiken zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was die Wählbarkeit der einzelnen Kandidaten betrifft. Schönborn rief daher dazu auf, sich ein eigenes Bild zu machen, wer die Zukunft des Landes besser darstellt.

Kardinal Christoph Schönborn

Reuters/Alessandro Bianchi

Kardinal Christoph Schönborn

„Eine gute Wahlentscheidung kann sich nicht nur auf Aussagen der Kandidaten zu Kernanliegen der Kirche wie dem Lebensschutz beziehen, sondern muss auch viele andere Komponenten einbeziehen wie die Haltung der Kandidaten zu den Schwachen der Gesellschaft, zu denen auch die Migranten gehören, zur Zusammenarbeit in Europa, zur Verantwortung Österreichs in der internationalen Staatengemeinschaft“, so der Wiener Erzbischof. Dazu komme der Blick auf das politische Umfeld der Kandidaten, ihren Stil der Auseinandersetzung und ihre Ankündigungen, wie sie das Amt des Präsidenten auszuüben gedenken. „Ein Katholik, der all diese Faktoren wahrnimmt und gewichtet, kann durchaus zu anderen Schlüssen kommen als ein anderer und muss sich nicht vorwerfen lassen, zu wenig nachgedacht zu haben“, so Schönborn.

„Ich möchte alle Katholiken dazu ermuntern, sich ein eigenes, gewissenhaft begründetes Bild davon zu machen, welcher Kandidat für die Zukunft dieses Landes, seiner Menschen, aber auch für die Zukunft des Kontinents die bessere Wahl darstellt. Und wenn sie denken, dass es klug ist, mit ihren Erkenntnissen in die Öffentlichkeit zu gehen, sollen sie dies respektvoll tun und in der Erkenntnis, dass niemand im Besitz der ganzen Wahrheit ist, auch nicht man selbst“, erklärte der Kardinal.

Lackner: Keine politische Parteinahme

Auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bekräftigte, dass es vonseiten der katholischen Kirche in Österreich keine Wahlempfehlungen für bestimmte Kandidaten gibt. Das sei ein „langjährig bewährte Tradition“, so Lackner am Donnerstag wörtlich und weiter: „Als Erzbischof weise ich politische Parteinahme vor Wahlen grundsätzlich zurück.“ Lackner betonte in seiner Stellungnahme, dass die Kirche allen Österreicherinnen und Österreichern zutraue, selbst - nach bestem Wissen und Gewissen - ihre Entscheidung zu treffen.

religion.ORF.at/KAP

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