Khorchide warnt vor Pauschalverurteilungen
In jeder Religion gebe es Elemente, die Konflikte sowohl anfachen als auch entschärfen könnten, sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster. In der Regel seien Religionen nicht die primäre Ursache von Konflikten. „Nahezu jedem Konflikt liegen komplexe Ursachen zugrunde und es ist zu einfach, es nur auf Religionen zu reduzieren.“
kathbild/Franz Josef Rupprecht
„Liebesangebot der Religionen“ umsetzen
Zugleich betonte Khorchide: „Die berechtigte Frage nach dem Gewalt-und Friedenspotenzial der einzelnen Religionen muss immer wieder gestellt werden.“ In den monotheistischen Religionen liege das Friedenspotenzial darin, den Menschen als „Werkzeug der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit“ zu verstehen. Religiöse Menschen seien daher herausgefordert, dieses Liebesgebot der Religionen in der Gesellschaft umzusetzen.
Khorchide äußerte sich am Dienstag bei der ZdK-Vollversammlung, wo der mit den Mitgliedern des Gesprächskreises Christen und Muslime eine Erklärung mit dem Titel „Keine Gewalt im Namen Gottes!“ vorstellte. „Als Christen und Muslime verurteilen wir jedweden Fundamentalismus, Radikalismus, Fanatismus und Terrorismus, seien sie religiös oder anders begründet“, heißt es in dem Papier.
Christen und Muslime gegen religiöse Gewalt
Christen und Muslime sprachen sich gemeinsam gegen jede religiös motivierte Gewalt aus. Eine entsprechende Erklärung wurde am Dienstag auf der Vollversammlung des Katholikenkomitees in Leipzig vorgestellt. Das Papier wurde vom Gesprächskreis Christen und Muslime beim ZdK erarbeitet.
„Wir hoffen, dass dieser Text zur Versachlichung der Debatte beiträgt“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. „Von Leipzig soll ein Signal ausgehen für Toleranz, Miteinander, Gespräche zwischen den Religionen, für den Dialog zwischen Christentum und Islam.“
Rund 200 Teilnehmer kamen unmittelbar vor Beginn des 100. Katholikentages in Leipzig zur Vollversammlung des Zentralkomitees zusammen. Der Katholikentag wird am Mittwochabend eröffnet. Papst Franziskus wird dazu erstmals eine Videobotschaft in deutscher Sprache senden, teilten die Veranstalter mit.
religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa
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(religion.ORF.at; 25.5.2016)