Papst will 24-Stunden-Erreichbarkeit von Geistlichen
Es störe ihn erheblich, wenn in einer Gemeinde überlegt werde, von wann bis wann Sprechstunde sei. „Und danach? Es gibt keine offene Tür, keinen Priester, keinen Diakon, keinen Laien, um die Menschen zu empfangen. Das ist nicht gut“, sagte der Papst.
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24h Erreichbarkeit für Bedürftige
Geistliche müssten sich derjenigen annehmen, „die zu unpassender Stunde an ihre Tür klopfen, selbst wenn sie dann von einer netten Betätigung ablassen oder auf eine wohlverdiente Pause verzichten müssen“, sagte der Papst anlässlich eines Treffens von Diakonen aus der ganzen Welt.
Ein Diakon müsse im Sinne des griechischen Wortes „diakonos“ ein Diener Gottes und der Menschen sein - und kein Nachahmer des Priesters, erinnerte der Papst.
Der Diakon diene Gott, „denn Gott, der die Liebe ist, geht aus Liebe sogar so weit, uns zu dienen: er ist mit uns geduldig, gütig, immer bereit und wohlgesonnen, er leidet wegen unserer Fehler und sucht den Weg, uns zu helfen und uns besser zu machen“. Dies seien auch die „gütigen und demütigen Züge des christlichen Dienens, das darin besteht, Gott nachzuahmen im Dienst an den anderen“.
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Diakone als Unterstützer des Pfarrers
Diakone unterstützen in der Regel den Pfarrer und dürfen etwa taufen und predigen, nicht aber die Messe feiern oder Beichte hören. Die Diakonenweihe ist die erste der drei Weihestufen in der katholischen Kirche.
In der römischen Kirche der ersten Jahrhunderte wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs in der Gemeindeverwaltung und beim Gottesdienst. Seit dem fünften Jahrhundert verlor das Amt in der römischen Kirche an Bedeutung. Es wurde zu einer Durchgangsstufe für die Priesterweihe. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) wertete das Amt theologisch auf und führte den Ständigen Diakonat ein.
Internationales Diakonen-Treffen
Die Messe bildete den Abschluss eines internationalen Treffens von Diakonen, das der Vatikan aus Anlass des Heiligen Jahres organisiert hatte. In seiner Predigt rief Franziskus die Diakone auch auf, nicht „Sklaven des Terminkalenders“ zu sein. Vielmehr müssten sie stets offen bleiben für das „Unvorhergesehene, an dem es nie fehlt und das oft die tägliche Überraschung Gottes ist“. Wer Gott und den Mitmenschen dienen wolle, müsse seine Zeit und seine Räume auch für den öffnen, „der zur Unzeit anklopft“. Dies gelte auch auf die Gefahr hin, dass man dann „die verdiente Ruhe unterbrechen“ müsse.
Die Heilig-Jahr-Feiern der Ständigen Diakone hatten Freitagnachmittag mit einer Begegnung der Diakone und ihrer Familien im Vatikan begonnen. Am Samstag besuchten sie den Petersdom und passierten auch die Heilige Pforte.
Überprüfung der Möglichkeit von weiblichen Diakonen
Franziskus hatte vor zwei Wochen mit der Ankündigung Aufsehen erregt, die Zulassung von Frauen zum Diakonat durch eine Studienkommission prüfen zu lassen. Damit löste er eine breite Debatte über Aufgaben und Amtsverständnis von Diakonen in der katholischen Kirche aus.
Derzeit gibt es in der katholischen Kirche nach jüngsten Angaben (2014) rund 45.000 Ständige Diakone. Seit 2005 ist ihre Zahl um ein Drittel gestiegen. Den größten Zuwachs verzeichnet Europa, wo demnach 15.000 Ständige Diakone wirken. In Österreich gibt es derzeit rund 700 Ständige Diakone (amtliche Statistik 2014), in Deutschland sind es 3.200.
religion.ORF.at/APA/AFP/KAP
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