Salzburger Erzbischof: „Betteln ein Menschenrecht“

Erzbischof Franz Lackner ist gegen die umstrittene Ausweitung des Bettelverbots in der Stadt Salzburg. „Ich halte mich normalerweise von Demonstrationen fern, aber Betteln ist ein Menschenrecht“, sagte er.

Der Salzburger Erzbischof appellierte am Mittwochabend bei einer Protestkundgebung in der Salzburger Altstadt an die Stadt, das vor wenigen Tagen von SPÖ, ÖVP und FPÖ im Gemeinderat beschlossene erweiterte Bettelverbot zurückzunehmen.

Vor rund 200 Teilnehmern bei der Kundgebung - unter ihnen auch der bekannte Grazer Armenpfarrer Wolfgang Pucher und der Salzburger Caritas-Direktor Johannes Dines - wies der Erzbischof darauf hin, dass man dort seine Stimme erheben müsse, wo jemand nicht genug zum Leben hat: „Genau das nehmen wir in dieser Stadt wahr, dass es Brüder und Schwestern gibt, die nicht einmal das Nötigste haben“, sagte Lackner. Ein Bettler aus Rumänien bestätigte, dass er deshalb nach Salzburg komme, weil er zu Hause keine Arbeit finde, aber seine Familie versorgen müsse.

Vorbild Graz

Armenpfarrer Pucher schilderte die Arbeit der von ihm gegründete Vinzenzgemeinschaft in Graz. Nach anfänglichen heftigen Widerständen, bemühe man sich, allen Roma, die als Bettler in die steirische Landeshauptstadt kommen - derzeit ca. 100 Personen - Quartiere und Essen sowie Rechtsschutz zu bieten, berichtete Pucher. Es gebe kaum noch Beschwerden. „Warum ist das in der reichen Stadt Salzburg nicht möglich?“ fragt er. Die Vinzenzgemeinschaft sei bereit, auch in Salzburg an einer menschlichen Lösung mitzuwirken.

Die erweiterten Zonen für das sektorale Bettelverbot in Salzburg gelten seit Mittwoch. Damit wird fast die gesamte Salzburger Altstadt - auch der Bereich beim Franziskanerkloster - von 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr zur Tabuzone für Bettler. Die Polizei kündigte an, dass sie vorerst die Bettler über die neuen Verbotszonen informieren werde. Bis inklusive Sonntag werde man noch keine Anzeigen erstatten oder Strafen verhängen, hieß es.

religion.ORF.at/KAP

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