Orthodoxes Konzil: Bangen um Zustandekommen

Nach den jüngsten Einwänden einzelner orthodoxer Kirchen gegen das geplante Konzil aller orthodoxer Kirchen tagte in Istanbul eine Krisensitzung. In einer dort beschlossenen Aussendung werden die Landeskirchen aufgefordert, am Konzil teilzunehmen.

An der Durchführung und am Datum des „Großen und Heiligen Konzils“ der orthodoxen Kirche (19. bis 26. Juni auf Kreta) wird nicht gerüttelt - zumindest wenn es nach dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel geht. Die außerordentliche erweiterte Versammlung des „Heiligen Synods des Ökumenischen Patriarchats“ mit Patriarch Bartholomaios I. an der Spitze wurde einberufen, um über die Unstimmigkeiten zwischen den orthodoxen Kirchen zu beraten.

Patriarch Bartholomaios I

APA/Herbert Pfarrhofer

Patriarch Bartholomaios I. Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie wird auch beim Panorthodoxen Konzil den Vorsitz innehaben

Der „Heilige Synod“

Der Heilige Synod ist ein ständiges Gremium an der Spitze der orthodoxen Kirchen.

Kritische Stimmen wurden lauter

In den letzten Wochen hatte es aus verschiedenen autokephalen orthodoxen Kirchen kritische Stimmen gegeben, bis hin zum Verlangen nach Absage des Konzils auf Kreta. In der in Istanbul beschlossenen Mitteilung heißt es dazu wörtlich: „Der Heilige Synod hat mit Überraschung und Verwunderung von Positionen und Meinungen Kenntnis genommen, die in jüngster Zeit von einigen orthodoxen Schwesterkirchen zum Ausdruck gebracht worden sind.“

Es gebe keinen institutionellen Rahmen für eine Revision des in Gang befindlichen synodalen Prozesses, wird weiter festgestellt. Die Oberhäupter der orthodoxen Kirchen müssten - wie vom Statut des Konzils vorgesehen - Vorschläge zur Veränderung, Korrektur oder Anreicherung der Konzilstexte, die bei den panorthodoxen vorkonziliaren Treffen einstimmig genehmigt worden waren, bei den Konzilssitzungen einbringen.

Griechen: Andere christliche Kirchen nur „Sekten“

Nachdem sie bei der entscheidenden Vorbereitungskonferenz zum Konzil Ende Jänner im schweizerischen Chambesy den Konzilsvorklagen bereits zugestimmt hatte, ruderte etwa die Bulgarisch-orthodoxe Kirche zuletzt wieder zurück und kritisierte die Ökumene-Vorlage. Einige ökumenefeindlichen Metropoliten hatten Hunderte Unterschriften ihrer Priester gegen das geplante Konzilsdekret gesammelt.

Auch von der Georgisch-orthodoxen Kirche kamen massive Angriffe auf das Konzilsdokument zur Ökumene sowie dem über die Ehe bzw. Ehehindernisse. Griechenlands orthodoxe Bischofskonferenz beschloss Ende Mai ebenfalls, das „Ökumenismus-Dekret“ zu verurteilen. In dem Athener Text wird allen anderen christlichen Konfessionen einschließlich der katholischen jede Kirchlichkeit abgesprochen. Es handle sich aus korrekter orthodoxer Sicht ausnahmslos um Sekten. Die Teilnahme am Konzil stellt die orthodoxe Kirche von Griechenland jedoch nicht in Frage.

Konzilsentwurf befürwortet Dialog

Im Konzilsentwurf ist hingegen von „Kirchen und Bekenntnissen“ die Rede, der Dialog mit ihnen wird befürwortet. Vor wenigen Tagen schließlich sorgte die Bulgarische-orthodoxe Kirche für einen Paukenschlag, als sie ankündigte, dem Konzil fern zu bleiben, sollten bestimmte Streitfragen vorab ungeklärt bleiben. Daraufhin forderte die Russisch-orthodoxe Kirche noch vor dem Konzil eine klärende Ad-hoc-Versammlung aller orthodoxen Kirchen, um strittige Punkte zu klären. Beim Konzil selbst müssen alle Beschlüsse einstimmig getroffen werden.

Wenn die derzeit schwelenden innerorthodoxen Streitfragen beigelegt würden, könne der Gipfel in knapp zwei Wochen auf Kreta beginnen, sagte der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, in einem Interview mit dem TV-Sender Russland 24. „Wenn sie nicht gelöst werden, dann ist es wahrscheinlich besser, es zu verschieben.“

Cilerdzic: Scheitern wäre schlecht für alle

Der für Österreich und die Schweiz zuständige serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic setzt dennoch große Hoffnungen in das Panorthodoxe Konzil, ist zugleich aber auch angesichts der jüngsten innerorthodoxen Turbulenzen beunruhigt.

Andrej Cilerdzic

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Andrej Cilerdzic

„Alle Kirchen haben sich beim Vorbereitungstreffen Anfang des Jahres auf die Geschäftsordnung geeinigt. Aber nun steht wieder ein Antrag nach Verschiebung im Raum“, sagte der Bischof. „Ein Scheitern des Konzils wäre ein schlechtes Zeichen für die ganze Orthodoxie“, so der Bischof wörtlich. Er reise jedenfalls mit gemischten Gefühlen nach Kreta, wie er im Gespräch mit dem Schweizer Katholischen Medienzentrum kath.ch in Zürich sagte.

Bischof Andrej gehört der Delegation der serbisch-orthodoxen Kirche für Kreta an. Die einzelnen Kirchen sind durch Delegationen von maximal 24 Bischöfen vertreten. Das Konzil beginne nicht zufällig am 19. Juni, wenn die orthodoxe Kirche das Pfingstfest feiert. „Das Konzil ist als Erneuerung im Glauben unserer Kirchen gedacht“, so der Bischof.

religion.ORF.at/KAP

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