Bartholomaios an Patriarchen: „Noch nicht zu spät“

Das erste Konzil der zersplitterten orthodoxen Kirchen seit mehr als 1.000 Jahren soll trotz innerkirchlichen Machtkampfs in verkleinerter Runde doch stattfinden.

Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des Patriarchats von Konstantinopel (Istanbul) am Donnerstag. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat an die bisher zögernden orthodoxen Kirchenoberhäuper appelliert, doch noch zum Panorthodoxen Konzil nach Kreta zu kommen.

Es sei „auch in diesem letzten Moment“ noch nicht zu spät, ihre Entscheidung zu überdenken und ihre „historische Mission“ zu erfüllen, erklärte das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie nach seiner Ankunft auf der Mittelmeerinsel. Allerdings wollen einige der wichtigsten Kirchen, darunter die russisch-orthodoxe, fernbleiben.

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel

APA/AP/Emrah Gurel

Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel mit einem eindringlichen Appell

Die Patriarchate von Konstantinopel und Moskau ringen seit Jahren in einem Machtkampf hinter den Kulissen um die Führung der in mehr als ein Dutzend Kirchen zersplitterten orthodoxen Welt. Das historische, rund einwöchige Konzil ist ab kommenden Sonntag auf der griechischen Mittelmeerinsel Kreta geplant, am Freitag soll es bereits eine erste feierliche Messe geben.

Wie das Konzilssekretariat in Kolymbari weiter mitteilte, sind der serbische Patriarch Irinej, der eine Verschiebung des Konzils gefordert hatte, und die Vorsteher der orthodoxen Kirchen von Tschechien und der Slowakei sowie von Zypern ebenfalls bereits am Mittwoch nach Kreta angereist.

Vier Absagen

Am Donnerstag erwartet werden der rumänische Patriarch Daniel, der Jerusalemer Patriarch Theophilos sowie die Vorsteher der Kirchen von Polen, Albanien und Griechenland. Bisher abgesagt haben die Patriarchate von Antiochia und von Moskau sowie die Kirchen von Bulgarien und Georgien. Keine Angabe machte das Sekretariat zur Teilnahme des Patriarchats von Alexandrien.

Bartholomaios I. erinnerte daran, dass alle 14 Vorsteher im Jänner in Chambesy bei Genf ihre Unterschriften unter die Beschlüsse zur Einberufung des Konzils gesetzt hätten. Es gehe darum, die Einheit der orthodoxen Kirche zu proklamieren und gemeinsame Beschlüsse über Fragen von gesamtorthodoxer Bedeutung zu fassen.

Kritik an Verfahrensordnung

Die Kirchen, die kurzfristig eine Verschiebung des Konzils gefordert hatten, begründeten das mit Kritik an der Verfahrensordnung und inhaltlichen Einwänden gegen die zur Beratung stehenden sechs Vorlagen über innerorthodoxe Fragen sowie das Verhältnis zu anderen Kirchen und die Weltverantwortung der Orthodoxie. Das Patriarchat von Antiochia verwies außerdem auf seinen Konflikt mit dem Patriarchat von Jerusalem über die Zuständigkeit für die orthodoxen Christen im Golfemirat Katar.

Ob die anwesenden Vorsteher bei ihrer am Freitag geplanten Sitzung auf die Einwände der Kritiker eingehen, ist noch offen. Bartholomaios I. hatte erklärt, dass er sich an den Beschluss von Jänner gebunden sehe und zu einer Änderung der Vorgehensweise nicht ermächtigt sei.

religion.ORF.at/KAP/APA/dpa

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