IGGiÖ-Präsident Olgun will alle Ethnien ansprechen

Ibrahim Olgun, der am Sonntag neu gewählte Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), möchte ein Vertreter „für alle Muslime hier in Österreich“ sein und alle Ethnien ansprechen.

Das sagte er am Montag im Ö1-„Morgenjournal“. Seitens arabischer Muslime kommt dennoch Kritik an dem Mitglied des türkischen Verbandes ATIB. Anders als sein ebenso türkischstämmiger Amtsvorgänger Fuat Sanac will Olgun der muslimischen Community viel Aufmerksamkeit widmen.

Der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Ibrahim Olgun (l.), und  sein Amtsvorgänger Fuat Sanac

APA/IGGIÖ/Mouddar Khouja

Der neue IGGiÖ-Präsident Ibrahim Olgun (li.) und Amtsvorgänger Fuat Sanac

„Wir wollen das Gespräch innerhalb der Islamischen Glaubensgemeinschaft mit den Muslimen suchen“, sagte Olgun. „Wir wollen noch mehr intensiv in Kontakt bleiben mit den Muslimen. Wir wollen die Bedürfnisse, die Interessen der Muslime in Österreich auch stärker repräsentieren.“

Theologe als „Brückenbauer“

Olgun, Theologe und Mitglied des mächtigen türkischen Verbandes ATIB, stehe für die Generation der in Österreich geborenen jungen Muslime, hieß es laut APA aus der IGGiÖ. Olgun, in Österreich aufgewachsen, sehe sich daher als Brückenbauer: „Heute fühle ich mich als Muslim in Österreich zuhause, vergesse aber auch nicht auf meine Wurzeln. Damit kann und will ich Brücken bauen“, so der neue IGGiÖ-Präsident wörtlich.

Olgun, dessen Vater als Gastarbeiter nach Österreich eingewandert ist, wurde am 11. September 1987 in Mistelbach geboren. 2007 schloss er die Schulzeit in Wien mit Matura ab. Anschließend absolvierte er den Präsenzdienst beim Bundesheer. Olgun ist verheiratet und hat ein Kind.

Fachinspektor für Religionsunterricht

Aufgrund seines theologischen Interesses zog es ihn zum Studium nach Ankara, nach diesem Abschluss setzte er sich bei ATIB in Wien 2013 als Integrationsbeauftragter für den interreligiösen Dialog ein. Ab 2014 war Olgun dann als Fachinspektor für den Islamischen Religionsunterricht für verschiedene Wiener Bezirke und deren Pflichtschulen tätig.

In einem Statement erklärte Olgun gegenüber der APA: „Ich habe selbst erlebt, wie es ist, hier in Österreich aufzuwachsen und sich nach der eigenen Identität zu fragen. Was ist Religion und was ist Tradition? Es lohnt sich, darüber zu reflektieren und dann theologisch zu forschen.“ Bereits im Vorfeld hatte es geheißen, Olgun lege Wert darauf, nicht für eine direkte ATIB-Bindung zu stehen, sondern für alle offen zu sein.

Kein Repräsentant einer bestimmten Gruppe

Als Repräsentant einer bestimmten Gruppe innerhalb der Muslime in Österreich sieht er sich nicht. Durch das neue Islamgesetz gebe es eine neue Verfassung in der IGGiÖ, die alle Ethnien unter ein Dach bringe. Im Obersten Rat fänden sich Vertreter aus dem asiatischen, dem bosnischen, dem türkischen oder dem arabischen Bereich. „Also wir sind sehr interessiert, dass wir alle Ethnien ansprechen“, so Olgun.

Laut einem Bericht der „Presse“ (Montag-Ausgabe) hat die Wahl Olguns allerdings zu internen Turbulenzen geführt. In dem Bericht spricht der Vorsitzende der Arabischen Kultusgemeinde in Österreich und Mitglied des Schurarates, Hassan Mousa, von einer „undemokratischen, gesetzeswidrigen Wahl“. Er will sie daher beim Bundeskanzleramt anfechten.

Mousa ortet aufgrund Olguns ATIB-Mitgliedschaft ein extremes Ungleichgewicht zugunsten der türkischen Gemeinde. Außerdem sei der neue Präsident mit seinen 28 Jahren zu jung für das Amt, denn die Verfassung der IGGiÖ schreibe ein Mindestalter von 35 Jahren vor. Diesen Passus habe der Schurarat aber im Dezember ohne Abstimmung, und somit aus Mousas Sicht gesetzeswidrig, gestrichen.

religion.ORF.at/APA

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