Orthodoxes Konzil beendet

Auf Kreta ist am Sonntag das erste Konzil der orthodoxen Kirchen seit mehr als 1.000 Jahren zu Ende gegangen. Orthodoxe Kirchenführer haben unter anderem die Themen „orthodoxe Diaspora“, die „Beziehungen zur christlichen Welt“ und „Fasten“ beraten.

Am Ende seiner einwöchigen Tagung auf Kreta hat das orthodoxe Konzil eine „Botschaft“ an die orthodoxe Christenheit und „alle Menschen guten Willens“ verkündet. In dem während des Abschlussgottesdienstes am Sonntag in der Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale in Chania verlesenen Text drückt das Konzil seine Sorge über die Lage der Christen und aller verfolgten Minderheiten im Nahen Osten aus.

Versammlungssaal des Orthodoxen Kozils in Kreta

Reuters/Stefanos Rapanis

Sitzung des orthodoxen Konzils auf Kreta

Im Blick auf die „Flüchtlingskrise“ appellieren die orthodoxen Kirchenführer an die Länder, in denen Flüchtlinge Schutz suchten, „bis zur Grenze oder sogar über die Grenze ihrer Möglichkeiten hinaus“ Hilfe zu leisten. Weiter hebt die zwölf Punkte umfassende Erklärung das „fundamentale Menschenrecht auf den Schutz der Religionsfreiheit“ hervor.

Zusammenfassende Botschaft

Die von den Vorstehern der am Konzil teilnehmenden Kirchen und allen weiteren Delegationsmitgliedern unterzeichnete „Botschaft“ fasst die zentralen Themen und Beschlüsse des „Heiligen und Großen Konzils“ zusammen. Dessen oberstes Ziel sei es gewesen, die Einheit der orthodoxen Kirche zu proklamieren. Diese sei „keine Föderation von Kirchen“, sondern die „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“ des Glaubensbekenntnisses.

An dem Konzil hatten zehn der 14 orthodoxen Kirchen teilgenommen - die russisch-orthodoxe, die bulgarische und die georgische Kirche sowie das Patriarchat von Antiochien mit Sitz im syrischen Damaskus blieben fern. Grund für die Absage kurz vor Beginn des Konzils war ein langer Streit hinter den Kulissen um die Führung der zersplitterten orthodoxen Welt.

Keine Kompromisse in Glaubensangelegenheiten

Hervorgehoben wurde auch die „große Wichtigkeit“ des Dialogs vor allem mit nicht orthodoxen Christen. Dabei dürfe es aber niemals „Kompromisse in Glaubensangelegenheiten“ geben. Angesichts der „Explosionen des Fundamentalismus“ in unterschiedlichen Religionen setzt sich das Konzil ferner für einen „nüchternen interreligiösen Dialog“ ein.

Ohne Homosexualität ausdrücklich zu verurteilen, wird die Ehe als die „unauflösliche liebende Verbindung von Mann und Frau“ bekräftigt. Im Blick auf das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft würdigt das Konzil zunächst deren Leistungen und erklärt, in diesen Fragen keine „Vormundschaft“ anzustreben.

Die Kirche wolle auch nicht zu allen wissenschaftlichen Fragen Position beziehen. Zugleich wird an die „negativen Konsequenzen“ mancher Errungenschaften wie die Manipulation der Freiheit, den Verlust kostbarer Traditionen und die Zerstörung der natürlichen Umwelt erinnert. Das seien „Fragen der moralischen Werte“. Die ökologische Krise, heißt es weiter, habe „geistliche und moralische Ursachen“. Die christliche Antwort darauf sei die Forderung nach „Buße“ und einer asketischen Grundhaltung.

Ständiges Konzil

Das wichtigste Ergebnis des orthodoxen Konzils von Kreta ist nach Einschätzung des Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD), Metropolit Augoustinos, „dass das Heilige und Große Konzil zu einer ständigen Einrichtung unserer Kirche erklärt wurde“. Auch wenn der Siebenjahresrhythmus, der auf dem Konzil anvisiert wurde, im abschließenden Hirtenbrief nicht ausdrücklich erwähnt werde, sei entscheidend, dass die Orthodoxen „nicht wieder Jahrzehnte oder Jahrhunderte warten müssen“, sagte Augoustinos am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Kolymvari. Der 78-Jährige war Mitglied der Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel.

Als positiv wertete der Metropolit die kontroverse Debatte zum Thema Ökumene. Die Diskussion hänge nicht zuletzt damit zusammen, „dass auch die orthodoxe Kirche eine Weltkirche ist, die in ganz unterschiedlichen Kontexten lebt“. Bischöfe aus allen fünf Kontinenten hätten von ihren unterschiedlichen Erfahrungen mit der Ökumene berichtet; diese Berichte seien in das Ökumenepapier eingeflossen, „das den Dialog und Suche nach der verlorenen Einheit als bleibende Aufgabe unserer Kirche festschreibt“.

Offene Tür

Im Blick auf die nicht nach Kreta gekommenen vier Kirchen meinte Augoustinos, die Geschäftsordnung des Konzils ermögliche auch eine nachträgliche Unterzeichnung der Beschlüsse von Kreta. Bei den verabschiedeten Dokumenten seien auch die Korrekturvorschläge einiger dieser Patriarchate berücksichtigt worden. Deshalb sei „die Tür gar nicht zugeschlagen“.

Die Veröffentlichung aller Konzilsdokumente sowie der Enzyklika und der Kurzbotschaft des Konzils werden für kurz nach Beendigung der panorthodoxen Synode erwartet.

religion.ORF.at/dpa/APA/KAP/KNA

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