Papst wird in Auschwitz schweigen

Wenige Tage vor dem Besuch von Papst Franziskus im polnischen Auschwitz hat die jüdische Gemeinde Italiens den Entschluss des Papstes zum Schweigen gelobt.

Sie begrüße seinen Verzicht auf eine formale Ansprache sehr, schreibt die Vorsitzende der jüdischen Gemeinden des Landes, Noemi Di Segni, in einem Gastbeitrag für die aktuelle Ausgabe der vatikanischen Tageszeitung „Osservatore Romano“ (Samstag).

In einem langen und intensiven Schweigen könne er sich „auf den emotionalen Aspekt dieses so bedeutenden Besuchs konzentrieren“, so Di Segni. Seine Form des Gebets werde den Schreien und dem Schmerz der vielen Opfer gewiss eine Stimme geben. Gemeinsam mit den jüdischen Gebeten werde dieser Ort des Leidens so zu einem Ort des Kults. Franziskus besucht am 29. Juli das Stammlager Auschwitz sowie das Lager Auschwitz-Birkenau. Anlass seiner Polen-Reise vom 27. bis 31. Juli ist der 31. Weltjugendtag in Krakau.

Benedikt XVI. und Johannes Paul II. in Auschwitz

Er wolle „an jenen Ort des Schreckens gehen ohne Reden, ohne Menschen, nur mit denen, die nötig sind“, hatte Franziskus Ende Juni während des Rückflugs von Armenien vor mitreisenden Journalisten gesagt. Er hoffe darauf, dass Gott ihm die Gnade gebe dort zu weinen.

Benedikt XVI. hatte 2006 in Auschwitz eine Ansprache gehalten, die ein geteiltes Echo hervorrief. Neben Lob von jüdischer Seite gab es auch Kritik. So wurde ihm damals eine Verharmlosung der deutschen Schuld vorgeworfen, weil er gesagt hatte, dass eine „Schar von Verbrechern“, das deutsche Volk missbraucht habe. Beanstandet wurde auch, er habe sich nicht für den katholischen Antijudaismus entschuldigt.

Johannes Paul II., in der Nähe von Auschwitz aufgewachsen, besuchte 1979 als erster Papst das größte nationalsozialistische Vernichtungslager, wo rund 1,1 millionen Menschen ermordet wurden, davon eine Million Juden. Er feierte damals einen Gottesdienst auf dem Gelände und hielt aus diesem Anlass eine Predigt.

religion.ORF.at/KAP

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