Polen: Papst betete vor Schwarzer Madonna

Papst Franziskus hat am Donnerstag, am zweiten Tag seiner Polen-Reise, im Wallfahrtsort Tschenstochau (Czestochowa) vor der Schwarzen Madonna gebetet.

Am Nationalheiligtum Polens begrüßten ihn am Donnerstag Zehntausende jubelnde und fähnchenschwenkende Pilger, die auch die anschließende Messe zum 1050. Jahrestag der Christianisierung Polens verfolgen wollten. Wegen schlechten Wetters kam Franziskus mit dem Auto und nicht mit dem Hubschrauber wie zunächst geplant. Zahlreiche Katholiken, darunter viele Kinder, hatten an dem weltweit bekannten Wallfahrtsort gecampt, um den Papst zu sehen, der mit dem Papamobil zum Kloster Jasna Gora vorfuhr.

Papst Franziskus zelebriert die Messe in Tschenstochau (Polen)

APA/AP/Czarek Sokolowski

Papst Franziskus zelebrierte die Messe in Tschenstochau (Polen)

Dort zelebrierte Franziskus eine Messe. Medienberichten zufolge stolperte er auf dem Podest am Altar im Kloster, als er ein Weihrauchfass in der Hand hielt. Der 79-Jährige richtete sich jedoch mit Hilfe des Zeremonienmeisters und eines anderen Begleiters schnell wieder auf und hielt wenig später augenscheinlich unverletzt seine Predigt.

Schutzheilige Polens auf dem „Hellen Berg“

Kaum ein Ort in Polen verbindet Patriotismus und Katholizismus mehr als das Paulinerkloster auf dem „Hellen Berg“ im Wallfahrtsort Tschenstochau. Hier wird das Bild der Schwarzen Madonna verehrt. Die Ikone mit den zwei prägnanten Schwertnarben auf der Wange gilt als wundertätig. Bei der Belagerung des Klosters durch ein schwedisches Landknechtsheer im Jahr 1655 soll der Legende zufolge die Muttergottes den Angriff gestoppt haben - Ausgang des Marienkults in Polen, den auch der polnische Papst Johannes Paul II. pflegte.

Papst Franziskus in Tschenstochau vor der Schwarzen Madonna

APA/AP/Gregorio Borgia

Papst Franziskus vor der Schwarzen Madonna, der Schutzheiligen Polens

Im August pilgern vor dem katholischen Feiertag Maria Himmelfahrt Zehntausende Polen oft Hunderte Kilometer zu Fuß nach Tschenstochau, um vor der Schwarzen Madonna zu beten. Weltweit bekannt wurde das Marienbild spätestens während der Streiks auf der Danziger Lenin-Werft im August 1980. Der damalige Arbeiterführer und spätere Friedensnobelpreisträger Lech Walesa trug bei den Verhandlungen mit der damaligen kommunistischen Staatsführung stets ein Bild der Schwarzen Madonna am Revers.

Grußbotschaft an Österreich

Zuvor hatte Papst Franziskus bei seiner Anreise nach Polen Österreich kurz überflogen und eine Grußbotschaft an das Land gesandt, wie Kathpress am Donnerstag berichtete. „Ich sende herzliche Grüße an Eure Exzellenz und Ihre Bürger, während ich auf meinem Weg zur der Pastoralreise nach Polen über Österreich fliege.“ „Ich bete darum, dass der allmächtige Gott euch mit Frieden und Wohlstand segnet“, heißt es in einem an Nationalratspräsidentin Doris Bures, die derzeit interimistisch die Amtsgeschäfte des österreichischen Bundespräsidenten führt, gerichteten Telegramm.

Papst Franziskus auf dem Flug nach Polen (2016)

APA/AP/Filippo Monteforte

Papst Franziskus während des Flugs nach Polen

Der erste „Aufenthalt“ des argentinischen Papstes in Österreich währte aber nur kurz: Sein Flug berührte gegen 15.03 Uhr am Nachmittag nur für Sekunden heimischen Luftraum östlich von Bad Radkersburg (Steiermark), ehe er Minuten später Güssing und kurz darauf noch einmal Moschendorf überflog. Dass überflogene Länder mit einem Grußtelegramm bedacht werden, ist fixer Brauch bei Papst-Flügen.

Aufnahme von Flüchtlingen gefordert

Am Nachmittag kehrt der Papst in das etwa 120 Kilometer entfernte Krakau zurück, wo er zuerst mit einer Straßenbahn durch die Stadt fahren und dann im Blonia-Park die Teilnehmer des Weltjugendtages begrüßen will.

Sendungshinweis

Der ORF überträgt Live: Papst Franziskus in Auschwitz am 29.7 sowie den Abschlussgottesdienst vom Weltjugendtag mit Papst Franziskus am 31.7. jeweils ab 9.05 Uhr auf ORF 2. „Orientierung“ berichtet in einer Spezialsendung ab 12.25 Uhr ebenfalls in ORF 2 live vom Weltjugendtag.

Zum Auftakt seines fünftägigen Polen-Besuches hatte Franziskus die national-konservative Regierung des EU-Landes zur Aufnahme von Flüchtlingen aufgefordert. Es sei die „die Bereitschaft zur Aufnahme derer notwendig, die vor Kriegen und Hunger fliehen“, sagte er am Mittwoch bei einem Treffen mit der polnischen Staatsspitze um Präsident Andrzej Duda und Regierungschefin Beata Szydlo in Krakau. Diejenigen, die ihrer Grundrechte beraubt seien oder des Rechtes, in Freiheit und Sicherheit den eigenen Glauben zu bekennen, benötigten Solidarität - mehr dazu in Papst Franziskus mahnt Polen zur Flüchtlingsaufnahme.

Polen, ein tiefkatholisches Land, weigert sich im Unterschied zu anderen EU-Staaten, in nennenswertem Umfang muslimische Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan aufzunehmen. Das hatte Regierungschefin Szydlo vor dem Hintergrund der jüngsten Anschläge in Deutschland und Frankreich vor kurzem bekräftigt.

Papst für manche zu liberal

Auch zwischen dem Papst und konservativen Kirchenvertretern des Landes knirscht es, da Franziskus einigen zu liberal ist. Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz betonte nach einem Treffen mit dem Papst allerdings, dass Franziskus nicht nach Polen gekommen sei, um die Bischöfe zu kritisieren.

Der Weltjugendtag mit mindestens einer halben Million Teilnehmern war am Dienstag gestartet, bis Sonntag wollen die Gäste aus 187 Staaten gemeinsam feiern und beten. Auch der Papst bleibt bis Sonntag und plant bis dahin mehrere Begegnungen mit den Pilgern aus aller Welt. Am Freitag will der Argentinier das ehemalige deutsche NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besuchen und dort Holocaust-Überlebende treffen.

religion.ORF.at/APA/dpa

Mehr dazu: