Papst: Islam nicht mit Gewalt gleichsetzen

Papst Franziskus hat auf dem Heimflug vom Weltjugendtag in Krakau nach Rom davor gewarnt, den Islam mit Gewalt gleichzusetzen. „Ich mag nicht von islamistischer Gewalt sprechen“, sagte das Oberhaupt der Katholiken am Sonntag.

Auch Katholiken würden Verbrechen begehen. Er lese jeden Tag in den Zeitungen von Gewalttaten in Italien: „Der eine tötet seine Freundin, der andere tötet seine Schwiegermutter, und das sind alles getaufte Christen.“ „Ich glaube, es ist nicht richtig, den Islam mit Gewalt zu identifizieren.“ „In fast jeder Religion gibt es immer eine kleine Gruppe von Fundamentalisten - bei uns auch“, so der Papst weiter. Nicht alle Muslime seien gewalttätig, und nicht alle Katholiken.

„Viele junge Europäer ohne Ideale“

Franziskus betonte, dass die Religion seiner Ansicht nach nicht die treibende Kraft hinter Gewalttaten sei. Junge Menschen wendeten sich dem „Terrorismus“ zu, wenn „sie keine anderen Optionen haben“, sagte er. „Wir viele unserer jungen Europäer haben wir ohne Ideale zurückgelassen, ohne Arbeit, so dass sie sich Drogen und Alkohol zuwenden und bei fundamentalistischen Gruppen mitmachen?“, fragte der Papst.

Papst Franziskus auf dem Heimflug von Polen nach Rom mit Journalisten

APA/AFP/Filippo Monteforte

Papst Franziskus auf dem Heimflug von Polen nach Rom mit Journalisten

In einer Kirche in Nordfrankreich hatten zwei Islamisten am Dienstag Geiseln genommen und einen Priester ermordet. Die Polizei erschoss die Angreifer. Seit Mittwoch hatte Franziskus bei mehreren Großveranstaltungen die katholische Jugend aus aller Welt in teils aufrüttelnden Ansprachen zur Weltgestaltung und zur Überwindung von Hass aufgerufen.

An der Schlussmesse am Sonntag auf einem Freigelände bei Krakau nahmen nach vatikanischen Angaben rund 1,5 Millionen Menschen teil. Am Sonntagabend wurde Franziskus vom polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda auf dem Flughafen „Johannes Paul II.“ verabschiedet und landete nach einem Flug mit einer Boeing 787-8 der polnischen Fluglinie Lot gegen 21.30 Uhr auf dem römischen Flughafen Fiumicino.

Zweifel an Missbrauchsvorwürfen gegen Pell

Papst Franziskus äußerte während des Flugs vor mitreisenden Journalisten außerdem Zweifel an Missbrauchsvorwürfen gegen den Finanzchef des Vatikans, George Pell. „Es gibt Zweifel. In dubio pro reo“, sagte der Papst am Sonntag unter Verwendung des lateinischen Ausdrucks „Im Zweifel für den Angeklagten“. Eine Vorverurteilung durch die Medien und auf der Grundlage von Gerüchten müsse vermieden werden.

Der australische Rundfunk hatte am Mittwoch berichtet, Pell werde von zwei Männern bezichtigt, sie Ende der 70er Jahre missbraucht zu haben. Zudem soll sich der Kardinal in den 80er Jahren nackt vor drei Buben gezeigt haben - mehr dazu in Medien: Missbrauchsverdacht gegen Kardinal Pell.

Nächster Weltjugendtag in Panama

Der nächste Weltjugendtag findet 2019 in Panama statt. Franziskus sagte bei seiner Verabschiedung von freiwilligen Helfern des Treffens in Krakau, er wisse nicht, ob in drei Jahren er persönlich zugegen sein werde, aber der Petrusnachfolger werde dort sein.

Papst Franziskus auf dem Heimflug von Polen nach Rom mit einem Panamahut

APA/AFP/Filippo Monteforte

Ein „Panama-Hut“: Geschenk mit Blick auf den nächsten Weltjugendtag

Bei dem Anlass mahnte er die 20.000 Ehrenamtlichen in der Tauron-Arena nochmals zu Erinnerung an die Vergangenheit und Mut in der Gegenwart; dann werde es auch Hoffnung für die Zukunft geben, so der Papst. Im Flugzeug trug Franziskus einen „Panama-Hut“, den ihm - wohl bereits in Hinblick auf den nächsten Weltjugendtag - ein Journalist geschenkt hatte.

Nach Sturz: „Mir geht es gut“

Papst Franziskus hat von seinem Sturz bei seinem Polen-Besuch keine Blessuren davongetragen. „Ich habe die Madonna angeschaut und nicht an die Stufe gedacht, und als ich gemerkt habe, dass ich stürze, habe ich mich fallen lassen. Das hat mich gerettet, denn wenn ich mich gewehrt hätte, hätte ich mir weh getan“, sagte der 79-Jährige auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Krakau am Sonntagabend. So gehe es ihm aber bestens. Franziskus war auf seiner Polen-Reise bei einer Messe vor dem Altar gestürzt.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP/KAP

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