Orden zu „Posting-Affäre“: Empörung nicht angebracht

Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, sagte am Donnerstag, dass sie sich durch das Posting eines Politikers, in dem das Ordensgewand mit Burkas verglichen wurde, nicht beleidigt fühle.

Ein Posting des Tiroler Grünen Landtagsabgeordneten Ahmet Demir hatte in Tirol für politische Aufregung gesorgt: Demir hatte auf Facebook und Twitter vor zwei Tagen ein Bild zweier katholischer Ordensschwestern aus der Gemeinde Zams gepostet und diese - halblustig gemeint - mit Burkaträgerinnen verglichen. Es folgten empörte Stellungnahmen von Seiten der FPÖ und ÖVP. Weit weniger empört reagierten die heimischen Ordensfrauen.

Sein Vergleich von Ordensfrauen mit muslimischen Burkaträgerinnen sei wohl „spontan und nicht angebracht“, die politischen Reaktionen darauf aber jedenfalls „nicht spontan und nicht angebracht“, so Mayrhofer im „Kathpress-Interview“.

Schwester Beatrix Mayrhofer

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Schwester Beatrix Mayrhofer

Mayrhofer: Würde der Frau im Mittelpunkt

Es sei bemerkenswert, so Sr. Mayrhofer, dass im Rahmen der aktuellen Islam-Debatte immer wieder auch Ordensfrauen in den Blick genommen würden. Ein Vergleich zwischen der Ordenstracht und der Burka sei freilich nicht zulässig. Im Mittelpunkt jeder Diskussion müsse die Würde der Frau und ihr Recht auf frei Entscheidung, wie sie sich kleidet, stehen, betonte die Ordensfrau.

Sie wolle sich ihren Schleier, „den ich freiwillig aus persönlichen religiösen Gründen trage“, auf keinen Fall verbieten lassen. So müsse man auch bei der Kleidung von muslimischen Frauen unterscheiden, ob ein Kleidungsstück aus freiwilliger persönlicher Entscheidung getragen wird, ob dies Ausdruck einer kulturellen Tradition ohne freie Entscheidung sei oder ob damit gar die Unterordnung bzw. Unterdrückung der Frauen zum Ausdruck gebracht werden solle. Eine Differenzierung sei oft freilich nicht leicht möglich, räumte Mayrhofer ein. Das entscheidende Kriterium sei immer die Wahrung und Sicherstellung der Würde der Frau.

Wirbel um „zwei Burka-Trägerinnen in Zams“

In dem Posting des Grün-Abgeordneten Demir waren zwei Nonnen der Zamser Ordensgemeinschaft der „Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul“, auf einem Spazierweg zu sehen. Dazu schrieb Demir: „Habe zwei Burka-Trägerinnen in Zams gesichtet. Sachen gibt’s. Unterdrückte Frauen überall ;-)“. Es folgte scharfe Kritik - unter anderem von ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka und der Tiroler ÖVP, dem Koalitionspartner der Grünen. Die FPÖ forderte Demirs Rücktritt.

Der Klubobmann der Tiroler ÖVP im Landtag, Jakob Wolf, ortete „eine Respektlosigkeit im höchsten Ausmaß“, wie die APA berichtete. Die Aussagen seien auf das Schärfste zu verurteilen, Demir möge sich öffentlich entschuldigen, sagte Wolf der „Tiroler Tageszeitung“ (Donnerstagsausgabe). „Ich toleriere diese Aussagen jedenfalls nicht und erwarte mir von jemandem, der im Tiroler Landtag sitzt, eine klare Entschuldigung an die Ordensgemeinschaft in Zams“, forderte der ÖVP-Klubchef.

Scharfe Kritik aus der Politik

Auch die Bundespartei meldete sich zu Wort. Klubobmann Lopatka fand den Vergleich „der Kleidung von Ordensschwestern der Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul, die selbstverständlich nicht ihr Gesicht verdecken, mit Burkaträgerinnen als völlig unangebracht“. Auch grüne Mandatare hätten die österreichische Leitkultur zu respektieren, so Lopatka gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“: „Niqab und Burka stehen für Intoleranz und Unterdrückung von Frauen, Ordensgewänder sind Zeichen eines geistlichen Lebens in einer freiwillig gewählten Gemeinschaft“, sagte der Klubobmann.

„Herr Demir, treten Sie zurück“, verlangte indes der Tiroler FPÖ-Landesparteichef Markus Abwerzger. Bei den Postings auf Twitter und Facebook handle es sich um eine „riesige Sauerei“.

Demir reagierte auf die harsche Kritik und schrieb, es tue ihm leid, wenn er jemanden gekränkt habe. Er habe mit seinem Posting mitteilen wollen, dass es jeder Frau selbst überlassen sein sollte, was sie trägt, solange sie die Kleidung aus eigener Überzeugung und ohne Zwang trage. Er wolle sich jedenfalls bei den Ordensschwestern persönlich entschuldigen.

Burka-Debatte: Mehr Engagement für Frauenrechte

Wer in der Ganzkörperverschleierung von Frauen einen möglichen Hinweis auf die Unterdrückung der Frau sieht, sollte sich weltweit und in allen Kulturen für mehr Frauenrechte einsetzen; vor allem auch dafür, dass Mädchen der Zugang zu Bildung erleichtert wird, betonte Mayrhofer in einer Aussendung anlässlich der aktuellen politischen Diskussion rund um ein mögliches Verbot der Ganzkörperverschleierung von muslimischen Frauen betont. Frauen müssten befähigt werden, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen; auch, ob sie einen Schleier tragen wollen oder nicht.

Gerade Ordensfrauen seien in vielen Ländern der Erde im Bildungsbereich für Mädchen tätig und würden so auf ihre Weise einen entscheidenden Beitrag zur Achtung der Würde der Frau leisten, hielt die Präsidentin der Frauenorden fest. Die in der Burka-Debatte angestellten Vergleiche mit Ordensfrauen seien jedenfalls unzulässig. „Der Schleier der Ordensfrau ist ein religiöses Symbol, der zum Ausdruck bringt, sich an Gott zu binden. Das Tragen des Schleiers ist eine freie Entscheidung“, hielt Mayrhofer fest.

religion.ORF.at/KAP

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