Burka, Kopftuch, Nikab: Über islamische Verschleierung

Viel ist derzeit die Rede von den unterschiedlichen Ausformungen weiblicher islamischer Verschleierung: Burka und Nikab, Hidschab und Tschador sind dennoch für viele noch immer ein Buch mit sieben Siegeln.

Die Debatte über Verhüllungsverbote ist in Europa seit Jahren im Gange, mehrere Staaten haben entsprechende Gesetze erlassen, zum Beispiel Frankreich schon vor fünf Jahren. Viele Menschenrechtler und Politiker in westlichen Ländern halten die Vollverschleierung für eine Form der Unterdrückung von Frauen. Gegen ein Verbot wiederum haben sich andere wie Amnesty International dezidiert ausgesprochen.

Burkaverbot in aller Munde

Was als Burkaverbot durch die Medien geistert, ist nun auch in der österreichischen Innenpolitik angekommen. Dabei ist gerade die Burka ein Kleidungsstück, das man hierzulande ausgesprochen selten sieht. Viel häufiger sind andere Formen der Verschleierung durch konservative muslimische Frauen.

Drei Frauen in Nikabs auf einer Straße in Saudi-Arabien

Reuters/Faisal Al Nasser

Frauen in Nikabs in Saudi-Arabien

Neben dem vergleichsweise vertrauten Kopftuch (oder Hidschab), das Kopf, Hals und Ausschnitt bedeckt, existieren verschiedene Formen der Ganzkörperverschleierung. Ein Ganzkörperschleier, der neben dem gesamten Körper auch das Gesicht bedeckt, ist die strengste Form der Verhüllung des weiblichen Körpers. Er stammt aus den Staaten der Arabischen Halbinsel beziehungsweise aus Afghanistan, doch auch in Ländern des Nahen Ostens wie Jordanien, Ägypten und Syrien wird vermehrt Ganzkörperschleier getragen.

Abstufungen der Verhüllung

Migrantinnen und auch Touristinnen aus diesen Regionen sind in dieser Bekleidung inzwischen auch häufiger in Europa zu sehen. Arabischstämmige Musliminnen greifen zum Nikab. Der Nikab ist ein Gesichtsschleier, der zusätzlich zu einem langen Gewand (Abaja) plus Kopftuch (Hidschab) getragen wird. Der Nikab bedeckt das ganze Gesicht, ist meistens schwarz und lässt lediglich einen schmalen Sehschlitz frei. Einige besonders konservative Musliminnen bedecken zusätzlich ihre Augen mit einem dünnen schwarzen Schleier.

Grafik zum Thema islamische Vollverschleierung

APA/ORF.at; Quelle: APA

Regionale Unterschiede

Die Burka stammt aus Afghanistan und wird in modifizierter Form auch in Teilen Pakistans getragen. Sie ist ein weites Gewand, das über den Kopf gezogen wird und die Frau bis zu den Zehenspitzen komplett verhüllt. Oben am Kopf ist sie zu einer Art Kappe genäht, von der das sackartige Gewand herunterfällt. Die Augen sind hinter einem feinmaschigen Gitter versteckt. Oft ist die Burka blau, es gibt sie aber in verschiedenen Farben. Anders als beim Nikab oder Hidschab muss die Burka nicht mit Stecknadeln oder Bändern befestigt werden.

In den arabischen Golfstaaten wird hingegen eine Gesichtsmaske aus Leder oder Metall, die Nase und Mund verdeckt, als Burka bezeichnet. In Saudi-Arabien ist das Tragen von Abaja und Hidschab gesetzlich vorgeschrieben, das Tragen eines Nikabs ist nicht zwingend. Allerdings riskieren Frauen, die den Gesichtsschleier ablehnen, in einigen besonders konservativen Regionen Konflikte mit der Familie oder der Religionspolizei.

Zeichen großer Frömmigkeit

Der Tschador wird zumeist im Iran getragen, er ist ein großes, meist schwarzes, halbkreisförmiges Tuch, das über die normale Kleidung gezogen wird, Kopf und Köper verhüllt und auch die Haare komplett verbergen soll. Er gilt als Zeichen großer Frömmigkeit. Frauen müssen im Iran eine Form von Schleier tragen, viele begnügen sich mit Hidschab und Abaja oder einer anderen Form der Bedeckung. Eine Buschija ist eine Art leicht transparenter Ganzkörpermantel, der keinen Sehschlitz hat. Dazu werden wie auch beim Nikab oft noch Handschuhe getragen. Sie kommt im arabischen Raum vor.

Frau in Burka auf einem Markt in Herat, Afghanistan

APA/AFP/Aref Karimi

Frau in Burka auf einem Markt in Herat, Afghanistan

Der Ausdruck Chimar bezeichnet ein Kleidungsstück, das den Kopf bedeckt. Ein Dschilbab ist eine bestimmte Art von verhüllendem Kleid oder Mantel mit dem Zweck, die Trägerin vor Blicken zu verbergen - das Gesicht bleibt bei Chimar und Dschilbab frei. Alle diese Gewänder gibt es grundsätzlich in allen Farben, sie können auch aufwendig verziert sein. Mischformen und regionale Besonderheiten gibt es ebenfalls viele.

Koran: Vollverschleierung nicht gefordert

Im Koran wird die Verhüllung des Gesichts nicht ausdrücklich gefordert, wenn sie auch von einigen daraus sehr wohl abgeleitet wird. Verse über die Bedeckung des weiblichen Körpers werden von den Anhängern der verschiedenen Rechtsschulen des Islam weltweit sehr unterschiedlich interpretiert. In Sure 33, Vers 59 heißt es: „O Prophet, sag deinen Gattinnen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen etwas von ihrem Überwurf über sich herunterziehen. Das ist eher geeignet, dass sie (als ehrbare Frauen, Anm.) erkannt und so nicht belästigt werden (...)“

Betende Frauen

Reuters/Fatih Saribas

Alevitinnen tragen das Kopftuch im Nacken gebunden

Gern in diesem Zusammenhang zitiert wird auch Sure 24, Vers 31, wo es heißt: "Und sprich zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham bewahren, ihren Schmuck (wird auch mit „Reize" gleichgesetzt bzw. mit den Körperstellen, an denen Schmuck getragen wird, Anm.) nicht offen zeigen, mit Ausnahme dessen, was sonst sichtbar ist. Sie sollen ihren Schleier auf den Kleiderausschnitt schlagen und ihren Schmuck nicht offen zeigen, es sei denn ihren Ehegatten, ihren Vätern, den Vätern ihrer Ehegatten, ihren Söhnen, den Söhnen ihrer Ehegatten, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und den Söhnen ihrer Schwestern, ihren Frauen, denen, die ihre rechte Hand besitzt, den männlichen Gefolgsleuten, die keinen Trieb mehr haben, den Kindern, die die Blöße der Frauen nicht beachten (...)“

Und manche verschleiern sich gar nicht

Die Ganzkörper- bzw. Gesichtsverhüllung hat ihren Ursprung in der Beduinenkultur auf der Arabischen Halbinsel, wo man Schleier als Schutz gegen Sonne, Wind und Sand einsetzte - bei Frauen wie Männern gleichermaßen. Die Abaja wird auch immer noch von Männern getragen, ist also strenggenommen kein „Verschleierungsgewand“ für Frauen.

Bei einer anderen Form des Kopftuchs wird das Tuch im Nacken gebunden. So wird es etwa von vielen Kurdinnen und Alevitinnen getragen, das Haar wird dadurch nicht vollständig bedeckt, ebenso wenig Ohren und Hals. Viele Musliminnen gehen allerdings ganz „unverhüllt“.

religion.ORF.at/APA

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