Papst: „Großer Schmerz“ über Erdbeben in Italien

Nach dem schweren Erdbeben in Italien mit über 200 Toten hat Papst Franziskus auf dem Petersplatz zum Gebet für die Opfer aufgerufen. Die italienische Bischofskonferenz stellte eine Million Euro Soforthilfe bereit.

Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zeigte sich erschüttert von den Berichten und leitete bei seiner Generalaudienz am Mittwoch ein Rosenkranzgebet mit den auf dem Platz anwesenden Pilgern. Papst Franziskus sprach den vom Erdbeben in Mittelitalien betroffenen Menschen sein tiefes Mitgefühl aus. Er finde kaum Worte, seinen großen Schmerz auszudrücken, sagte der Papst am Mittwoch zu Beginn der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom.

Papst Franziskus trauert bei der Generalaudienz um Erdbebenopfer

APA/AFP/Vincenzo Pinto

Papst Franziskus gedachte bei der Generalaudienz der Erdbebenopfer

„Den Bürgermeister von Amatrice sagen zu hören, dass der ganze Ort nicht mehr existiert, und zu wissen, dass unter den Opfern Kinder sind, hat mich sehr berührt.“ Bei dem Erdbeben in Mittelitalien in der Nacht auf Mittwoch kamen zahlreiche Menschen ums Leben. Viele waren noch verschüttet.

Vorgesehene Katechese entfallen

Der Papst ersetzte die übliche Auslegung einer Bibelstelle durch das Rosenkranzgebet mit den anwesenden Gläubigen für die Opfer. Angesichts des Bebens, das in Zentralitalien „ganze Gebiete zerstört und Tote und Verletzte hinterlassen hat“, verschob er die Katechese der Generalaudienz auf dem Petersplatz am Mittwoch auf kommende Woche. Franziskus versicherte alle Menschen in den betroffenen Gebieten seiner Gebete, der „Umarmung der ganzen Kirche“ sowie der „Umarmung der Menschen hier auf dem Platz“.

Vatikan-Feuerwehr hilft bei Suche

Der Vatikan unterstützt die Helfer im mittelitalienischen Erdbebengebiet mit einem eigenen Rettungsteam. Sechs Mitglieder der vatikanischen Feuerwehr seien bereits in den Morgenstunden in die besonders schwer betroffene Stadt Amatrice entsandt worden, teilte der vatikanische Pressesaal am Mittwochnachmittag mit. Das sei ein „konkretes Zeichen der Nähe des Heiligen Vaters mit den vom Erdbeben getroffenen Menschen“. Einsätze der vatikanischen Feuerwehr außerhalb der Vatikanmauern sind außerordentlich selten.

Eine Million Euro Soforthilfe durch Kirche

Die Italienische Bischofskonferenz (CEI) stellt nach dem Erdbeben im Land eine Million Euro Soforthilfe bereit. Das Geld stamme aus den Abgaben der Bürger für die italienische Kirche („Otto per mille“), wie die Pressestelle der Bischofskonferenz am Mittwoch mitteilte. Sie kündigte zudem für den 18. September eine landesweite Sonderkollekte in den katholischen Kirchen des Landes für die Erdbebenopfer an. Die katholische Kirche in Italien bete für die Opfer und sei allen Betroffenen „dieses dramatischen Ereignisses“ nahe.

Zerstörungen durch das Erdbeben in Mittelitalien

Reuters/Remo Casilli

Zerstörte Häuserzüge in Amatrice

Die Bischöfe riefen die Diözesen, Gemeinden und Pfarreien des Landes sowie alle katholischen Einrichtungen auf, die „schwierigen Bedingungen, unter denen die Menschen jetzt leben müssen“, in den vom Erdbeben erschütterten Gebieten durch die finanzielle Hilfe zu erleichtern. Die CEI übergibt die Einnahmen aus der Kollekte der italienischen Caritas für ihre Hilfsprojekte.

Bischof berichtet über Zerstörung

Vollkommen zerstört ist unter anderem das Dorf Pescara del Tronto in der Provinz und gleichnamigen Diözese Ascoli-Piceno. Der Bischof von Ascoli-Piceno, Giovanni D’Ercole, reiste bereits in der Früh in das Dorf und berichtete gegenüber Radio Vatikan und der katholischen Nachrichtenagentur SIR von einem Bild des Grauens, das sich biete. „Ich hörte die Schreie der verschütteten Menschen. Das Gebiet ist völlig zerstört, wie nach einem Bombardement.“

Diözese stellte Kapelle für Aufbahrung bereit

In diesem Dorf befänden sich wegen der Ferien sehr viel mehr Menschen als im Winter, weil hier viele Römer einen Zweitwohnsitz hätten, sagte der Bischof. „Und es sind deshalb auch viele junge Leute hier, auch die Erdbebenopfer sind zumeist jung“, so D’Ercole. Es sei schwierig, „die Toten und Verletzten zu zählen“. Er fahre jetzt nach Ascoli zurück, um die Aufbahrung der Toten zu organisieren. „Das wird auf jeden Fall eine traurige Zeit“, sagte der Bischof. Die Diözese habe dem Krankenhaus eine große Kapelle zur Aufbahrung zur Verfügung gestellt.

Das Erdbeben mit einer Stärke von mehr als sechs auf der Richterskala und mehrere Nachbeben hatten in der Nacht die gesamte Region zwischen Umbrien, Latium und den Marken erschüttert. Das Beben war auch in Rom und an der Adria-Küste zu spüren. Die Zahl der Toten dürfte noch steigen, da mehrere Menschen noch vermisst werden. Wegen der großen Zahl von Verletzten haben die Behörden die Bevölkerung zum Blutspenden aufgerufen.

Kirchen in Assisi wohl nicht betroffen

Die Kirchen des umbrischen Wallfahrtsortes Assisi haben wegen des Erdbebens in der Region nach bisherigen Erkenntnissen offenbar keinen Schaden genommen. Der Chefrestaurator der Basilika San Francesco, Sergio Fusetti, begutachtete nach Angaben des in Assisi ansässigen Franziskanerordens Mittwochfrüh die Ober- und Unterkirche der Basilika San Francesco. Er nannte die Wirkung der Erdbebensicherungstechnik zufriedenstellend. Sie war nach dem Beben von 1997 installiert worden. Damals war die Oberkirche stark zerstört worden, und es hatte auch Tote in Assisi gegeben.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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