Zsifkovics: Europa braucht Resettlement-Programme

Der österreichische Referatsbischof für Flucht/Migration/Integration, Ägidius Zsifkovics (Eisenstadt), hat die Entwicklung von Resettlement-Programmen durch eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik eingemahnt.

Ein auch von Papst Franziskus geforderter „neuer europäischer Humanismus“ müsse aus der Verteidigung grundlegender Menschenrechte heraus Menschenhandel und Menschenschmuggel bekämpfen, schreibt der Bischof in einem längeren Beitrag für die neue August-Ausgabe der theologischen Vierteljahresschrift „Diakonia“.

Für sichere Umsiedlungsverfahren

„Verzweifelte und von der Gier anderer ausgebeutete und instrumentalisierte Flüchtlinge dürfen nicht auf gefährliche Routen gedrängt werden, die längst zu Massengräbern auf dem Weg nach Europa geworden sind“, so Zsifkovics. Er fordert die Entwicklung sicherer Umsiedlungsverfahren für Menschen in Notlagen.

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovic

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovic

Von der Fähigkeit zur Bewältigung der gegenwärtigen Krise hänge „nichts Geringeres als die Zukunft des europäischen Projekts“ selbst ab, so der Eisenstädter Bischof, der auch Koordinator für Flüchtlingsfragen innerhalb der katholischen EU-Bischofskommission ComECE ist. Die bessere Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedsstaaten müsse neben einer gerechten Aufteilung der Lasten samt Überarbeitung des Dublin-Systems, die Verpflichtung zu einer besseren und gemeinsame Kontrolle der EU-Außengrenzen beinhalten, sowie „die Bereitschaft, getroffene Vereinbarungen einzuhalten und rechtliche Verpflichtungen zu erfüllen“.

Ursachen von Migration behandeln

Gleichzeitig gelte es, die Ursachen der Massenphänomene Flucht und Migration zu behandeln, so Zsifkovics. „Europa muss gemeinsam mehr unternehmen, um den Krieg in Syrien, aber auch die Verfolgung religiöser und ethnischer Minderheiten in Drittländern zu einem Ende zu bringen“, betont der Bischof.

Insgesamt müsse Europa wieder „die Fähigkeit, die Offenheit und den Willen entwickeln, jenen Humanismus zu träumen und zu verwirklichen, dessen Wiege und Quelle dieser Kontinent einst war“, so Zsifkovics in seinem Artikel unter dem Titel „Die europäische Kirche im Wertekonflikt“. Der Bischof zitiert darin mehrfach aus der Rede von Papst Franziskus bei der Verleihung des Karlspreises im vergangenen Mai. Mit dem dabei vom Papst leidenschaftlich einforderten „neuen europäischen Humanismus“, sei „die Lösungskompetenz Europas zu den drängenden Fragen von Flucht, Migration und Integration verbunden“.

Kirche: Anwaltschaft für Würde

Der Beitrag der Kirche zu diesem brisanten Themenkomplex will und soll laut Zsifkovics „kein parteiisch-politisches Stichwortgeben“ oder „tagespolitisch-programmatisches Hineinspringen“ in die öffentliche Meinungsbildung sein. Aus einer solchen Haltung folge aber „keineswegs die Sistierung und Verabschiedung der Kirche aus der Verantwortung und Pflicht, im argumentativen Diskurs eine klar artikulierte Haltung als Anwaltschaft für die unantastbare menschliche Würde und der daraus erfließenden Grundrechte einzunehmen“, so der Bischof.

Die aktuelle Ausgabe der im Freiburger Herder-Verlag erscheinenden „Diakonia“ sammelt unter dem Titel „Geflüchtet - und jetzt?“ zahlreiche Beiträge aus kirchlicher und politischer Leitung, theologischer Lehre und karitativem Engagement.

religion.ORF.at/KAP

Link: