Mutter Teresa wird am Sonntag heiliggesprochen

19 Jahre nach ihrem Tod will Papst Franziskus am Sonntag Mutter Teresa heiligsprechen. Zur Zeremonie in Rom werden Hunderttausende Gläubige aus aller Welt erwartet.

Mutter Teresa war 1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu in Skopje – damals noch unter osmanischer Herrschaft, heute Hauptstadt der unabhängigen Republik Mazedonien - geboren worden. 1929 kam sie nach Kalkutta (Kolkata). Dort gründete die Nonne, die ihr Leben dem Dienst an den Ärmsten der Armen verschrieben hatte, 1950 den Orden der „Missionarinnen der Nächstenliebe“. Ihr unermüdlicher Einsatz in den Slums der indischen Millionenstadt Kalkutta für Arme, Kranke und Heimatlose machte sie weltweit bekannt. 1971 erhielt sie von Papst Paul VI. den „Friedenspreis des Papstes“. 1979 wurde sie mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Am 5. September 1997 verstarb sie im Alter von 87 Jahren in Kalkutta.

Mutter Teresa lachend mit einem kleinen Kind am Arm

Reuters/STR New

Mutter Teresa wird am 4. September 2016 heiliggesprochen

Eine der schnellsten Heiligsprechungen

Die Ordensfrau war aber nicht unumstritten. Ihr wurde etwa vorgeworfen, versucht zu haben, verletzlichen Menschen den Katholizismus aufzuzwingen und mit ihrer strikten Ablehnung von Empfängnisverhütung und Abtreibung zum Elend der Armen beigetragen zu haben. Zahlreiche Beobachter bemängelten außerdem, ihr Orden helfe nicht dabei, die Ursachen der Armut zu beseitigen. Dies kehrte Mutter Teresa in die Aufforderung um, ihre Kritiker sollten Entwicklungsprojekte starten. „Ich leiste meinen kleinen Beitrag. Jeder soll das tun, was in seinen Kräften steht“, sagte sie. Selige und Heilige werden in der katholischen Kirche als Vorbilder christlichen Lebens verehrt.

Die Heiligsprechung Mutter Teresas ist eine der schnellsten in der jüngeren Kirchengeschichte und gilt als Höhepunkt des vom Papst ausgerufenen „Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit“, das bis November läuft. Ende 1998 setzte Papst Johannes Paul II. für Mutter Teresa das Kirchenrecht außer Kraft, wonach der Prozess zur Seligsprechung erst fünf Jahre nach dem Tod beginnen kann. Offiziell startete der Prozess im Juli 1999, im August 2001 wurde die erste Phase abgeschlossen. Die Seligsprechung im Oktober 2003 galt als Krönung der Feierlichkeiten zum 25. Amtsjubiläum von Johannes Paul II., der Mutter Teresa außerordentlich schätzte. An der Zeremonie in Rom beteiligten sich 300.000 Menschen.

Zwei Wunder anerkannt

Papst Franziskus hatte im vergangenen Dezember eine medizinisch unerklärliche Heilung als Wunder anerkannt, das auf Fürsprache von Mutter Teresa geschehen sein soll. Damit schrieb er ihr das für eine Heiligsprechung nötige zweite Wunder zu. Angehörige eines Brasilianers, der an einem Hirntumor litt, hätten demnach im Jahr 2008 im Gebet Mutter Teresa angerufen; daraufhin sei der 35-Jährige auf wissenschaftlich nicht erklärbare Weise von seinem Tumor geheilt worden. Das erste Wunder erkannte Papst Johannes Paul II. 2002 an, nachdem eine krebskranke Inderin medizinisch nicht erklärbar gesund geworden war.

religion.ORF.at/APA

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