Hadsch: Größte Wallfahrt der Welt

Am Freitag beginnt für Muslime aus der ganzen Welt die große Pilgerfahrt nach Mekka. Bereits in den Tagen davor treffen die Wallfahrer in Saudi-Arabien ein - mit Ausnahme derer aus dem Iran.

Der Hadsch (Haj/Hadj/Hajj) nach Mekka gehört mit den täglichen Gebeten, der Gabe von Almosen, dem Glaubensbekenntnis sowie dem Fasten im Monat Ramadan zu den fünf Säulen des Islam. Die mehrtägige Wallfahrt zum Geburtsort des Propheten Mohammed ist eine der religiösen Pflichten, die jeder Muslim einmal in seinem Leben erfüllen sollte - wenn er oder sie gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage ist.

Keine sozialen Unterschiede sichtbar

Die Mekka-Pilger tragen ein spezielles, schlicht gehaltenes, meist weißes Gewand, das die Unterschiede zwischen Arm und Reich nicht mehr erkennen lässt und die Überzeugung symbolisiert, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Während des Hadschs findet zudem ein Ritual des Haareschneidens statt.

Pilger in Mekka, einer mit Selfiestick

Reuters/Ahmed Jadallah

Zwei bis drei Millionen Pilger werden zum Hadsch erwartet

Dem islamischen Glauben zufolge kehren die Pilger vom Hadsch „rein wie Ungeborene“ zurück. Im Koran werden die Teilnehmer als „Gäste Gottes“ bezeichnet. Jährlich kommen bis zu drei Millionen Pilger in die Umgebung der Stadt, die nur von Muslimen betreten werden darf. Nur die große Wallfahrt vom achten bis zum 13. Tag des Monats Dhu l-Hidscha gilt als Hadsch im Sinne der Pilgerpflicht. Außerhalb dieser Zeit ist aber eine „kleine Wallfahrt“ (Umrah) möglich.

Umrundung der Kaaba

Alle Pilger besuchen die Große Moschee, in deren Mitte sich die Kaaba befindet, ein riesiger, mit einem schwarzen Vorhang (Kiswa) umhüllter Kubus, in dessen Seite der „schwarze Stein“, ein Meteorit, eingemauert ist. Laut dem Koran wurde die Kaaba von Abraham (Ibrahim) und seinem Sohn Ishmail (Ismael) errichtet. Die Kaaba wird siebenmal umwandert. Diese Umrundung heißt Tawaf.

Vogelperspektive auf die Kaaba mit Hochhausturm im Hintergrund

Reuters/Ahmed Jadallah

Vogelperspektive auf die Kaaba

Dann ziehen die Gläubigen zum etwa 25 Kilometer entfernten Berg Arafat, wo sie Stunden im Gebet und mit der Bitte um Vergebung verbringen - ein emotionaler Höhepunkt der Wallfahrt. Anschließend begeben sie sich an den Ort Musdalifa, wo sie Steine für die „Steinigung des Teufels“ am folgenden Tag sammeln.

Symbolische „Steinigung des Teufels“

Anschließend übernachten die Pilger in der Zeltstadt in Mina, wo sie am zehnten Dhu l-Hidscha sieben Kieselsteine werfen, um damit symbolisch den Teufel zu steinigen. Das Steinigungsritual wird an den darauffolgenden Tagen wiederholt. Ursprünglich wurden drei Steinsäulen beworfen, diese wurden jedoch von den saudischen Behörden im Jahr 2004 durch lange Mauern ersetzt, um den Massenansturm besser kontrollieren zu können. Bei dem Steinigungsritual gab es in den vergangenen Jahren Massenpanik und tödliche Zwischenfälle.

Am zehnten Dhu l-Hidscha werden auch Tausende Schafe und Ziegen geschlachtet, um an das Opfer Abrahams zu erinnern. Dieses Fest wird von den Muslimen weltweit als Id al-Adha (Opferfest) begangen. Heute wird die Schlachtung zum Großteil nicht mehr von den Pilgern selbst vorgenommen, sondern von örtlichen Schlachthöfen in deren Namen durchgeführt. Ein Großteil des Fleisches wird an Bedürftige weitergegeben. Zurück in Mekka, wird der Hadsch mit einem erneuten Umkreisen der Kaaba beendet.

In einer Zeltstadt übernachten die Mekka-Pilger

Reuters/Ahmad Masood

Übernachtet wird während des Hadsch in der Zeltstadt Mina

Saudi-Arabien verstärkt Sicherheitsmaßnahmen

Nach der Massenpanik mit mehr als 2.000 Toten im vergangenen Jahr will Saudi-Arabien die weltweit größte Pilgerfahrt Hadsch in diesem Jahr sicherer machen. Dazu werde Gruppen zu Spitzenzeiten die oft überfüllte symbolische Steinigung des Teufels auf einer fünfstöckigen Fußgängerbrücke verboten, berichtete die Zeitung „Saudi Gazette“ am Mittwoch. Die Einlasssperre gelte für insgesamt zwölf Stunden an drei Tagen des Hadsch. Das Steinigungsritual nur wenige Kilometer von der heiligen Stadt Mekka gilt als empfindlicher Punkt für eine mögliche Massenpanik.

Es war der schwerste Zwischenfall seit mindestens einem Vierteljahrhundert. Saudi-Arabien hatte in den vergangenen Jahren bereits Milliarden investiert, um die Sicherheit bei der Wallfahrt zu erhöhen.

Blick auf Reihen von Bussen, die die Pilger in Mekka transportieren sollen

Reuters/Ahmed Jadallah

Der logistische Aufwand ist zur Pilgerzeit enorm, eine Flotte von Bussen steht den Wallfahrern zur Verfügung

Iran wettert gegen Saudi-Arabien

Irans geistliches Oberhaupt, Ayatollah Ali Chamenei, hat die Aufsicht Saudi-Arabiens über die heiligen Stätten Mekka und Medina infrage gestellt, nachdem die iranischen Pilger von der diesjährigen Pilgerfahrt ausgeschlossen worden waren. „Wegen des unterdrückerischen Verhaltens der Herrscher Saudi-Arabiens gegenüber den Gästen Gottes muss die Welt des Islam grundsätzlich die Verwaltung der beiden heiligen Stätten und die Frage des Hadsch überdenken“, erklärte Chamenei am Montag.

Die Iraner können heuer nicht an der Pilgerreise nach Mekka und Medina teilnehmen. Es ist das erste Mal seit fast drei Jahrzehnten, dass aus dem Iran keine Pilger nach Mekka fahren. Hintergrund ist ein Streit um die zuvor erwähnte Panik, bei der Schätzungen zufolge 464 Iraner ums Leben kamen. Teheran hatte Riad als Organisator der Pilgerfahrt eine Mitverantwortung für das Unglück gegeben.

Diplomatische Krise überschattet Wallfahrt

Der Streit wurde im Jänner durch die Hinrichtung eines führenden schiitischen Geistlichen in Saudi-Arabien verschärft. Nach Angriffen wütender Demonstranten auf die saudi-arabische Botschaft in Teheran brach Riad die diplomatischen Beziehungen ab. Mehrere Gesprächsrunden mit dem Ziel, eine Möglichkeit zu finden, Iranern trotzdem die Reise nach Mekka und Medina zu erlauben, blieben ohne Ergebnis. Der schiitische Iran und das sunnitische Saudi-Arabien ringen seit langem um die Vorherrschaft in der Region.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP

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