160 Jahre österreichisches Hospiz in Jerusalem

Die Einrichtung des österreichischen Pilgerhospizes zur Heiligen Familie in Jerusalem beruhte bei seiner Grundsteinlegung vor genau 160 Jahren sowohl auf weltlichen als auch auf kirchlichen und kirchenpolitischen Erwägungen.

In den Jahren des Neoabsolutismus in der Donaumonarchie bildete die bis heute bestehende Anlaufstelle für Pilger ins Heilige Land eine Schnittstelle in der damals engen Verbindung zwischen Thron und Altar. Darauf machte der Wiener Historiker Helmut Wohnout beim Symposion „HABSBURG ABROAD. Österreich-Ungarn in Afrika, im Nahen und Fernen Osten“ im Hospiz aufmerksam.

Mit dieser internationalen Tagung wurden die Feiern zum 160. Jahrestag der Grundsteinlegung im Jahr 1856 eröffnet. Sie stand unter dem Ehrenschutz von Karl Habsburg-Lothringen, über wesentliche Ergebnisse des Symposions berichtete Rektor Markus Bugnyar am Montag.

Anliegen von Kaiser Franz Joseph

Ein besonderes Anliegen sei das Hospiz Kaiser Franz Joseph I. gewesen, in dessen erstem Regierungsjahrzehnt das Haus an der Via Dolorosa gebaut wurde, wie viele Referenten sagten. Seine Reise zur Eröffnung des Suezkanals nutzte der Langzeitregent 1869 auch zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land und einen Besuch im Hospiz.

Er war der erste europäische Monarch seit dem Ende des Kreuzfahrerreiches, der das Heilige Land aufsuchte. Freilich gab es - wie der Pariser Wissenschaftler Benoit Constensoux ausführte - eine uralte Tradition von Pilgerreisen der Habsburger in das Heilige Land, welche von den Kreuzrittern Albrecht III., „dem Reichen“, und Albrecht IV., „dem Weisen“, begründet wurde.

Zwei Tage lang referierten Dozenten aus Frankreich, Österreich, Deutschland und England zu einer Fülle von Themen von der Geschichte des Hospizes über Österreichs Beteiligung am Boxeraufstand in China, die K.u.K.-Marine vor Japan, die österreichische „Sudanmission“ bis hin zu einer Analyse des Verhältnisses des Hauses Habsburg und des Islam, die Rektor Bugnyar selbst beisteuerte.

Verhältnis Habsburg-Islam war „pragmatisch“

Die Seeschlacht von Lepanto 1571 im Ionischen Meer habe dabei eine „wichtige Siegesetappe“ bezeichnet, sei aber weder der Anfang noch das Ende der Konfrontationen zwischen dem österreichischen Haus und dem Islam gewesen, erinnerte der aus dem Burgenland stammende Priester. Die Begegnung zwischen beiden blieb über Jahrhunderte hindurch „immer ausdrücklich pragmatisch und frei von konfessioneller Begrenztheit“, erklärte Bugnyar.

Wie er gegenüber Kathpress betonte, füge es sich gut, dass im Grundstein-Jubiläumsjahr auch ein aktuelles Bauprojekt in Angriff genommen werden könne: Zwölf weitere Zimmer auf dem Areal würden die schon anfangs intendierte Größe des Pilgergästehauses vollenden, das dieses Stück „Österreich im Orient“ auch künftig wirtschaftlich rentabel halten solle, so Bugnyar.

religion.ORF.at/KAP

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