Papst-Messe für getöteten Priester: Mord „satanisch“

Knapp zwei Monate nach dem Anschlag auf eine Kirche im französischen Rouen hat Papst Franziskus Mittwochfrüh mit einer Messe des ermordeten französischen Priesters Jacques Hamel gedacht.

„Wir müssen ihn bitten, dass er uns Sanftmut, Brüderlichkeit, Frieden schenkt, aber auch den Mut, die Wahrheit zu sagen: Töten im Namen Gottes ist satanisch“, sagte Franziskus bei der Trauerfeier in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta. Rund 80 Pilger der Erzdiözese Rouen und deren Bischof Dominique Lebrun nahmen an der Messe in der Hauskapelle des Papstes teil, die vom vatikanischen Fernsehzentrum CTV live übertragen wurde. Pater Hamel sei ein Märtyrer und als solcher ein Seliger.

Papst Franziskus zelebriert eine Messe für Jacques Hamel

APA/AP/L'Osservatore Romano

„In Gottes Namen zu töten ist teuflisch“, sagte der Papst bei der Trauerfeier

„Mehr Märtyrer als bei ersten Christen“

„Es gibt heute mehr Märtyrertode als zu den Zeiten der ersten Christen. Christen werden heute weltweit wegen ihres Glaubens ermordet und gefoltert, weil sie Christus nicht verleugnen“, sagte der Papst. Franziskus wollte mit der Messe den Angehörigen des Opfers und der Gemeinde von Rouen seine Nähe bekunden.

Der Papst sprach von einem „satanischen“ Zug, dass ein sanftmütiger, um Brüderlichkeit und Frieden bemühter Seelsorger „wie ein Verbrecher“ hingerichtet worden sei. Hamel habe sein Leben „mit dem Opfer Christi auf dem Altar hingegeben und von dort den Urheber der Verfolgung angeklagt: Weg mit dir, Satan!“, sagte der Papst. Alle Glaubensgemeinschaften sollten das Töten im Namen Gottes verurteilen, verlangte der Papst.

Terroristen hatten Ende Juli die Kirche überfallen und den 85 Jahre alten Priester Hamel ermordet. Weitere Geiseln konnten befreit werden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu der Tat bekannt. Papst Franziskus hatte den Anschlag schon zuvor als „sinnlose Gewalt“ verurteilt.

„Bereits selig“

Wie italienische Medien am Mittwoch berichteten, ermunterte der Papst nach der Messe für Hamel am Mittwoch Erzbischof Lebrun, ein Foto des Getöteten in der Kirche aufzustellen, da dieser „bereits selig“ sei. Lebrun dürfe sich auf die persönliche Erlaubnis des Papstes berufen, gaben die Medien den Erzbischof wieder.

Der  Bischof von Rouen, Dominique Lebrun, mit einem Foto des ermordeten Priesters Jacques Hamel

APA/AP/Alessandra Tarantino

Der Bischof von Rouen, Dominique Lebrun, mit einem Foto des ermordeten Priesters Jacques Hamel

Einer formalen Seligsprechung, mit der die offizielle Verehrung eines Verstorbenen in den katholischen Kirchen einer bestimmten Region oder einer Gemeinschaft erlaubt wird, geht in der Regel ein mehrjähriges kirchliches Verfahren voraus.

Verehrung als Märtyrer

Jacques Hamel wird in Rom künftig als Märtyrer verehrt. Am Donnerstag werde in der Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel das Brevier des 85-jährigen Geistlichen als Reliquie deponiert, sagte der Präsident der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio, Marco Impagliazzo, am Dienstag in Rom.

Die Kirche San Bartolomeo wird seit 1993 von Sant’Egidio betreut; 2002 widmete Johannes Paul II. (1978-2005) sie den Märtyrern des 20. Jahrhunderts. Das Gotteshaus verwahrt Reliquien und Erinnerungsgegenstände von Christen unterschiedlicher Konfessionen, die aufgrund ihres Glaubens gewaltsam ums Leben kamen, etwa Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) oder der NS-Widerstandskämpfer Franz Jägerstätter (1907-1943).

religion.ORF.at/APA/KAP

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