Papst bittet um Frieden im Kaukasus

Der Südkaukasus ist für den Papst ein schwieriges Pflaster. Im muslimischen Aserbaidschan mühte er sich um Frieden mit dem christlichen Armenien. In Georgien steht der orthodoxen Kirche nicht der Sinn nach Annäherung an Rom.

Papst Franziskus hat eindringlich zu einer friedlichen Lösung des Konfliktes in der Kaukasusregion aufgerufen. „Ich bin zuversichtlich, dass der Kaukasus mit Gottes Hilfe und dem guten Willen der Parteien der Ort sein kann, wo die Streitfragen und die Unstimmigkeiten durch Dialog und Verhandlungen beigelegt und überwunden werden“, sagte der Papst am Sonntag zum Abschluss seines Besuchs in Aserbaidschan, ohne die Parteien direkt beim Namen zu nennen.

Konflikt seit einem Vierteljahrhundert

Seit rund einem Vierteljahrhundert gibt es zwischen dem muslimischen Aserbaidschan und dem christlichen Armenien einen Konflikt um die Region Berg-Karabach, die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört. Karabach und weite Gebiete darüber hinaus werden aber von Armenien kontrolliert. Die Nachbarrepublik hatte Franziskus Ende Juni besucht.

Vor aserbaidschanischen Würdenträgern am „Heydar-Alijev“-Zentrum in Baku erinnerte Franziskus an die aserbaidschanischen Vertriebenen des Konfliktes. Zuvor war er auch mit Staatspräsident Ilham Aliyev zusammengetroffen.

Präsident Aliyev hieß den Papst im Hof des Präsidentenpalasts in Baku mit militärischen Ehren willkommen

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Präsident Aliyev hieß den Papst im Hof des Präsidentenpalasts in Baku mit militärischen Ehren willkommen

Dieser würdigte die Papst-Visite als Zeichen eines funktionierenden Dialoges der Kulturen. Er sagte laut russischen Agenturberichten, der Karabach-Konflikt solle nach internationalem Recht gelöst werden.

Nach dem Treffen mit Aliyev legte Franziskus am Mahnmal für die Gefallenen des Unabhängigkeitskampfs einen Kranz nieder. Begleitet von Bakus Bürgermeister Hacibala Abutalibov durchschritt er die „Allee der Märtyrer“ und verweilte lange gesammelt und mit gefalteten Händen vor der Ewigen Flamme des Mahnmals. Das Monument erinnert auch an Soldaten, die 1992-1994 im Kampf um Bergkarabach fielen.

Papst am Mahnmal für die Gefallenen des Unabhängigkeitskampfs

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Papst Franziskus betet am Mahnmal für die Gefallenen des Unabhängigkeitskampfs

Franziskus war am Sonntag Morgen aus Georgien kommend in Baku eingetroffen. Am Vormittag erinnerte er in der früheren sowjetischen Teilrepublik auch an die Verfolgung von Christen in der 1991 aufgelösten Sowjetunion. „Hier hat der Glaube nach den Jahren der Verfolgung Wunder gewirkt. Ich möchte an so viele mutige Christen erinnern, die auf den Herrn vertraut haben und in den Widrigkeiten treu geblieben sind“, sagte er beim traditionellen Angelus-Gebet in einer kleinen Kirche in Baku.

Papst spricht Katholiken in Aserbaidschan Mut zu

Papst Franziskus hat den wenigen Katholiken im muslimisch geprägten Aserbaidschan Mut zugesprochen. Sie seien eine „kleine, in den Augen Gottes ganz kostbare Herde“, sagte er den Teilnehmern einer Messe am Sonntag in Baku.

Zugleich ermahnte der Papst die Katholiken zu Verbundenheit untereinander. „Der Herr, der die Harmonie in der Unterschiedlichkeit schafft, wird euch beschützen“, sagte Franziskus.

Papstmesse in Baku

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Papst Franziskus feierte mit 300 bis 400 Personen Gottesdienst in Baku

An der Messe im katholischen Seelsorgezentrum nahmen rund 300 bis 400 Gläubige teil, hauptsächlich in Aserbaidschan berufstätige Ausländer und deren Familien. Mit Rücksicht auf die internationale Zusammensetzung sprach Franziskus weite Teile der Messtexte auf Englisch.

In dem muslimisch geprägten Land gibt es nach den Statistiken des Vatikans nur 570 Katholiken. Von den 9,9 Millionen Einwohnern Aserbaidschans sind nach unterschiedlichen Angaben 88 bis 96 Prozent Muslime, die überragende Mehrzahl Schiiten.

Papst in Baku

APA/AFP/OSSERVATORE ROMANO/HO

Papst Franziskus wurde von einer überschaubaren Menge an Personen in Baku begrüßt

Vorbehalte in Georgien

Am Freitag und Samstag hatte der Papst Georgien besucht, wo er mit deutlichen Vorbehalten der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche gegenüber Rom konfrontiert war. So sagte die Kirchenführung am Samstag ihre Teilnahme an der Papstmesse im Micheil-Meschi-Stadion in Tiflis ab.

Im Stadion waren nur rund 3000 von 27 000 Plätzen besetzt. Bei einem anschließenden Treffen mit georgischen Katholiken sprach sich der Papst gegen jeden Versuch aus, Orthodoxe zu bekehren. Am Sonntag Abend flog der Papst nach Rom zurück.

religion.ORF.at/dpa

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