Polen: Kirche kritisiert Demos gegen Abtreibungsverbot

Die katholische Kirche in Polen wirbt weiter für ein gesetzliches Abtreibungsverbot. Zwei Erzbischöfe übten Kritik an den Protesten gegen das geplante Gesetz, die am Montag in vielen europäischen Städten stattfanden.

Der Erzbischof von Lodz, Marek Jedraszewski, warf den Gegnern des Abtreibungsverbots am Montag bei einem Gottesdienst in der Kathedrale der Stadt vor, das „Evangelium des Lebens durch das Evangelium des Todes ersetzen“ zu wollen.

Die Befürworter von Schwangerschaftsabbrüchen gäben vor, die Frauen retten zu müssen. „Wovor? Vor dem Gesetz, das verbietet, das eigene Kind zu töten?“, so Jedraszewski, der Vizevorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz (KEP) ist. Christen seien verpflichtet, das „Leben der wehrlosesten und unschuldigsten Wesen“ zu retten.

„Heidnische Gefahren und atheistische Absichten“

Der Erzbischof von Tschenstochau (Czestochowa), Waclaw Depo, bezeichnete die Abtreibungsdebatte als eine „neue Schlacht des Kulturkampfes“. Bei dieser müssten die „heidnischen Gefahren und die atheistischen Absichten“ aufgedeckt werden. Die Kirche verteidige das Leben, das Leben habe den größten Wert, so Depo.

Proteste gegen ein absolutes Abtreibungsverbot in Polen (Warschau)

APA/AFP/Janek Skarzynsi

Proteste gegen ein absolutes Abtreibungsverbot in Polen (Warschau)

Der Erzbischof feierte am Montag in Tschenstochau eine Messe zum „Schutz des Lebens“. Damit reagierte er auf die zahlreichen Proteste von in Schwarz gekleideten Polen gegen die vom Parlament erwogene Verschärfung des Abtreibungsgesetzes.

Fast totales Abtreibungsverbot

Die Abgeordneten hatten im September einen Gesetzesentwurf einer Volksinitiative für ein fast totales Abtreibungsverbot an den zuständigen Ausschuss überwiesen. Der Entwurf sieht bis zu fünf Jahre Haft für schwangere Frauen vor, die abtreiben lassen - außer das Leben der Schwangeren ist in Gefahr.

Gegenwärtig sind in Polen Schwangerschaftsabbrüche in drei Ausnahmefällen erlaubt: wenn die Gesundheit der Frau gefährdet ist, wenn sie vergewaltigt wurde oder wenn eine irreversible schwere Schädigung des Fötus festgestellt wurde. Die Bischöfe sprachen sich für ein Abtreibungsverbot aus. Sie lehnen jedoch eine Bestrafung von Frauen ab, die abgetrieben haben.

Europaweiter Protest gegen PiS-Kurs

In vielen europäischen Städten hatten am Montag Menschen gegen das angekündigte Abtreibungsgesetz demonstriert. In Warschau hatten sich Tausende Demonstranten vor dem Sitz der konservativen polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) versammelt. In schwarzer Kleidung protestierten sie gegen das angekündigte Gesetz. Auch in Paris, Brüssel und Berlin versammelten sich Gegner des Gesetzes um die Mittagszeit, um ihre Unterstützung für die polnischen Frauen zu zeigen.

Protest auch in Sozialen Netzwerken

Gleichzeitig erhielt der Protest viel Unterstützung in den Sozialen Netzwerken. Unter dem Hashtag #CzarnyProtest (Schwarzer Protest) und #BlackMonday (Schwarzer Montag) wurden Tausende Tweets und Facebook-Posts gegen das Gesetz verbreitet.

Die Fraktion der Sozialdemokraten im EU-Parlament versammelte sich in Straßburg, um Unterstützung für die Grundrechte der polnischen Frauen zu zeigen. Am Mittwochnachmittag soll das Thema im Plenum diskutiert werden.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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