Türkei will evangelikalen US-Pfarrer ausweisen

In der Türkei droht einem evangelikalen US-amerikanischen Pfarrer und seiner Ehefrau die Ausweisung. Pfarrer Andrew Brunson und seine Frau Norine Lyn Brunson säßen in Izmir seit dem 7. Oktober in Abschiebehaft, berichteten türkische Medien.

Ihnen werde vorgeworfen, gegen die „nationale Sicherheit“ der Türkei verstoßen zu haben. Offenbar werden Andrew Brunson missionarische Aktivitäten vorgeworfen. Den Angaben zufolge war das Paar zunächst einer polizeilichen Aufforderung gefolgt, wegen ihrer Aufenthaltsgenehmigung bei einem Polizeirevier vorzusprechen. Dort seien sie festgenommen genommen.

Seit 20 Jahren in der Türkei

Das Paar lebt seit 20 Jahren in der Türkei. Andrew Brunson leitet die evangelikale Auferstehungskirche („Resurrection Church“) in Izmir, die laut dem evangelikalen Informationsdienst „World Watch Monitor“ rund 30 bis 40 Mitglieder hat. Das Paar hatte den Berichten zufolge im April routinemäßig einen Antrag auf Aufenthaltsverlängerung gestellt und seitdem nichts mehr von der zuständigen Behörde gehört.

Die US-Botschaft in Ankara bestätigte den Fall, wollte sich aber nicht weiter äußern. Dem Paar wird den Berichten zufolge unter Berufung auf den geltenden Ausnahmezustand bislang jeder Kontakt zum US-Konsulat verwehrt. Auch ein Anwalt habe sie nicht sprechen dürfen.

Angriffe auf christliche „Missionare“

Immer wieder sind christliche „Missionare“ in der Türkei in der Vergangenheit angegriffen worden. Obwohl der Versuch, Muslime zum Übertritt zum Christentum zu bewegen, offiziell nicht illegal ist, wird er in der Türkei doch von vielen Menschen als illegitim empfunden.

Obwohl sämtliche protestantischen Kirchen in der Türkei - in der Regel evangelikale Gemeinden aus den USA, Südkorea oder Australien - landesweit höchstens 3.500 Mitglieder haben, werden sie von Islamisten und türkischen Nationalisten als Bedrohung empfunden. Auch Pfarrer Brunson war 2011 schon einmal von einem islamistischen militanten Al-Kaida-Sympathisanten angegriffen worden.

Offenbar sind die Brunsons nicht die einzigen ausländischen Christen, die abgeschoben werden könnten. Einem ausländischen Mitglied der „Salvation Church“ in Ankara sei bei der Ausreise am Flughafen mitgeteilt worden, seine Aufenthaltsgenehmigung sei widerrufen worden, er könne nicht wieder einreisen, berichtete die englischsprachige „Hürriyet Daily News“ (Samstag).

religion.ORF.at/KAP

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