MJÖ besorgt über Studienergebnisse

Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) hat sich am Montag über die Wiener Studie zur Wiener Jugendarbeit besorgt gezeigt, die muslimischen Besuchern von Jugendzentren eine Anfälligkeit für radikale Strömungen attestiert.

Die nicht repräsentative Studie wurde im Auftrag der Stadt Wien durchgeführt und umfasste insgesamt 401 Jugendliche, davon 214 Muslime. 27 Prozent der stark gefährdeten Personen sympathisiert demnach mit dem Dschihad, ist dem Westen gegenüber feindlich eingestellt und gewaltbejahend. Zudem fanden sich homophobe, rassistische und antisemitische Neigungen.

Studie zeigt Handlungsbedarf

Die Ergebnisse der Untersuchung würden die Erfahrungen der MJÖ bestätigen, wonach „ein oberflächliches und auf Äußerlichkeiten beschränktes Islamverständnis“ ein Problem darstelle. Dieses würde eine Grundlage für abwertende Einstellungen und einen Nährboden für religiös motivierten Fanatismus bieten, warnte der Verband in einer Aussendung.

Die MJÖ rief gleichzeitig zu einem „sensiblen und differenzierten Umgang mit den Untersuchungsergebnissen“ auf. Es handle sich bei den untersuchten Personen um Jugendliche im Bereich der offenen Jugendarbeit - nicht um die Gruppe der jungen Muslime insgesamt.

Vorstandsmitglieder Canan Yasar, Nermina Mumic und Adis Serifovic

Muslimische Jugend Österreich

Die Vorstandsmitglieder der muslimischen Jugend Österreich, v. li.: Canan Yasar, Nermina Mumic und Adis Serifovic

„Gegen jede Form von Fanatismus und Extremismus“

Die MJÖ ist laut eigenen Angaben seit 20 Jahren als verbandliche Jugendorganisation tätig. „In unserer Jugendarbeit setzten wir uns seit vielen Jahren gegen jede Form von Fanatismus und Extremismus ein. Die aktive Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus sind uns je her ein Anliegen gewesen“, betonte der Bundesvorsitzende Adis Serifovic.

Gefordert wird eine verstärkte Kooperation zwischen der offenen und verbandlichen Jugendarbeit. Man biete die eigene „profunde Expertise“ auch allen Einrichtungen der offenen Jugendarbeit an, wurde versichert.

Korun: Vorurteile kann man auch verlernen

Die Menschenrechtssprecherin der Grünen, Alev Korun, appellierte, die Ergebnisse der Studie mit „kühlem Kopf“ zu analysieren - und „konkrete Gegenmaßnahmen gegen autoritäre Tendenzen, Rassismus, Antisemitismus, Homosexuellenfeindlichkeit und religiösem Extremismus“ zu setzen. Vorurteile würden erlernt, daher sei es auch möglich, sie zu verlernen.

Wichtig sei dabei vor allem mehr Burschen- und Männerarbeit bzw. die Betreuung von Jugendlichen, die nicht mehr in die Schule gehen. „Es geht aber auch darum, dass Migrantenvereine und Moscheen Diskussionen über Vorurteile und religiösen Extremismus anstoßen und sich aktiv beteiligen bei der Bekämpfung von Vorurteilen, Hass gegen Minderheiten und gegen Extremismus im Namen der Religion und des Islam“, stellte die Grün-Politikerin klar.

NEOS: Entschlossene Politik gefordert

Laut dem Wiener NEOS-Integrationssprecher Christoph Wiederkehr bestätigt die Studie den Verfassungsschutzbericht des Innenministeriums. NEOS hätten bereits beim der Präsentation dieses Berichts im Mai einen Neun-Punkte-Plan für Integration und Deradikalisierung vorgelegt.

Dieser beinhalte etwa die Forderung nach voller Transparenz bei der Finanzierung religiöser Einrichtungen, das Anbieten von Trainings in Bildungseinrichtungen und eine Verpflichtung zu einem 40-stündigen Orientierungskurs für Zuwanderer. „Es braucht nun eine entschlossene und pragmatische Politik. Die Probleme müssen offen angesprochen werden und in weiterer Folge mit Menschlichkeit und Verstand gelöst werden“, verlangte Wiederkehr.

religion.ORF.at/APA

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