„Erdbeben ist Strafe Gottes“ Priester sorgt für Eklat

Der Vatikan reagiert hart auf Aussagen eines Priesters, der im Rahmen einer Sendung des erzkatholischen Radiosenders „Radio Maria“ das Erdbeben in Mittelitalien als „Strafe Gottes“ bezeichnet hatte.

Gott habe die Italiener mit dem Erdbeben für die jüngst beschlossene Legalisierung von homosexuellen Lebenspartnerschaften strafen wollen, so ein Mitarbeiter des Radiosenders, Pater Giovanni Cavalcoli.

Feuerwehrmann vor Trümmern nach Erdbeben in Pescara del Tronto, Italien

Reuters/Max Rossi

In den vergangenen Wochen wurde Italien von mehreren schweren Erdbeben erschüttert

Vatikan empört über Homo-Ehe-Kommentar

Mit Empörung hat der Vatikan auf die Bemerkung eines geistlichen Radio-Moderators reagiert, wonach es sich bei den Erdbeben in Italien um eine göttliche Strafe für die Legalisierung der Homo-Ehe handeln könnte. „Dieser Kommentar beleidigt die Gläubigen“, sagte der hochrangige Kurienvertreter Erzbischof Angelo Becciu der italienischen Nachrichtenagentur Ansa am Freitag.

Während einer Sendung am Donnerstag hatte der „Radio Maria“-Moderator Giovanni Cavalcoli Naturkatastrophen als „Gottes Strafe für die Erbsünde“ bezeichnet. Solche Unglücke könnten auch Gesetze rügen, die sich gegen die kirchlichen Lehren zu Ehe, Familie und Sexualmoral richteten.

Blick auf den Petersplatz

APA/BKA/Andy Wenzel

Im Vatikan ist man empört über die Ausführungen des Geistlichen auf Radio Maria

In Italien war erst Ende Juli ein neues Gesetz zur Anerkennung homosexueller Partnerschaften in Kraft getreten. Kritik am Dominikaner-Pater Cavalcoli kam auch von der italienischen Bischofskonferenz CEI.

„Vorchristliche Bemerkungen“

Die Bemerkungen des Moderators seien „vorchristlich“ und widersprächen dem von Christus überlieferten Bild Gottes, sagte Becciu. Der Sender distanzierte sich derweil auf seiner Webseite von den „inakzeptablen“ Ansichten des Moderators, die sich gegen die Gnadenbotschaft der katholischen Kirche richteten. Seine Sendung sei bis auf weiteres eingestellt worden.

Seit dem 24. August war Mittelitalien von mehreren Erdbeben heimgesucht worden, bei denen fast 300 Menschen ums Leben kamen und Tausende ihre Häuser und Wohnungen verloren.

Radio Maria trennt sich von Theologen

Der erzkatholische Radiosender „Radio Maria“ trennt sich vom umstrittenen Theologen Pater Giovanni Cavalcoli, der in einer Radiosendung das Erdbeben als „Strafe Gottes“ für die jüngst in Italien beschlossene Legalisierung von homosexuellen Lebenspartnerschaften bezeichnet hatte. Die monatliche Sendung Cavalcolis sei suspendiert, teilte Radio Vatikan am Samstag mit.

Der Radiosender entschuldigte sich bei den Obdachlosen in Mittelitalien. „Wir werden ihnen im Gebet weiterhin nahe sein“, hieß es in einer Presseaussendung des Radiosenders.

Cavalcoli ließ sich nicht beeindrucken. „Ich bin seit 30 Jahren Doktor der Theologie und habe im Vatikan mit Johannes Paul II. gearbeitet. Sünden wie Homosexualität verdienen eine Gottesstrafe, die sich auch in Form von Erdbeben manifestieren kann“, sagte Cavalcoli. Er bekräftigte, dass nach den Prinzipien christlicher Ethik Homosexualität „wider die Natur“ sei.

Chefredakteur von „Radio Maria“ ebenfalls auf Distanz

Zu Cavalcolis Aussagen, die empörte Reaktionen auslösten, ging auch der Chefredakteur von „Radio Maria“, Livio Fanzaga, auf Distanz. Cavalcoli habe eine persönliche Meinung ausgedrückt, die keineswegs jener des Radiosenders entspreche.

„Radio Maria“ entstand 1982 als kleiner Pfarrsender im Städtchen Erba nahe Mailand. Der Sender will durch die tägliche Ausstrahlung der Messe und des Rosenkranzes spirituelle Hilfe leisten. Bereits 1990 galt „Radio Maria“ als ein Sender mit Italien-weiter Ausstrahlung. Daraufhin verbreitete sich das Konzept von „Radio Maria“ weltweit. Die einzelnen nationalen „Radio Maria“-Organisationen sind verwaltungsmäßig unabhängig.

Immer mehr Paare machen in Italien von dem Gesetz zur Anerkennung homosexueller Partnerschaften Gebrauch, das Ende Juli in Kraft getreten ist. Um die Regelung war im katholisch geprägten Italien jahrelang gerungen worden. Italien war das letzte westeuropäische Land, in dem homosexuelle Partnerschaften bis vor kurzem keine rechtliche Grundlage hatten. Auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hatte dies kritisiert.

religion.ORF.at/APA

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