Auch Muslime kritisieren Talkshow mit Nikab-Trägerin

Die Kritik nach der ARD-Talkshow „Anne Will“ mit einer vollverschleierten Schweizer Muslimin reißt nicht ab. Nun macht auch der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, dem Sender Vorwürfe.

„Das war Agitprop statt Bildungsfernsehen“, sagte er im Interview der in Dortmund erscheinenden „Ruhr Nachrichten“ (Donnerstag-Ausgabe). „Auf dem Rücken von Millionen von Muslimen und noch mehr Ahnungslosen wird so versucht, Neo-Salafismus in Deutschland salonfähig zu machen“, sagte Mazyek.

Empörung unter Muslimen

Die Sendung habe ein Zerrbild gezeichnet. „Dadurch war die Empörung nicht nur unter den Muslimen groß, weil dort radikale Minderheitspositionen eine Deutungsmacht zugesprochen wird, die die mehrheitlich friedliebenden Muslime ablehnen.“

Präsident des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek

Reuters/Fabrizio Bensch

Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek

Kritik übte Mayzek auch an dem „Tatort“ aus Kiel mit Axel Milberg als Hauptkommissar Borowski, der Anlass für das Thema der jüngsten „Anne Will“-Talkshow war. Borowski hatte es in dem jüngsten Fall mit einer Schülerin aus Kiel zu tun, die zum Islam konvertiert und sich in einen Dschihadisten verliebt. "Nicht nur die Talkshow „Anne Will“, auch bereits der „Tatort" davor war zum Beispiel voller Klischees über den Islam“, sagte Mayzek.

Muslime nicht vertreten

Muslime seien in den Rundfunk- und Fernsehräten nicht adäquat vertreten. „Da gibt es ebenso keine ausreichende Mitsprache beim Programm, zumal Muslime genauso Gebühren abtreten. Hier muss es ein Umdenken geben. Da fehlt es an der notwendigen Sensibilität.“

Talkmasterin Anne Will verteidigte die öffentlich heftig diskutierte Einladung der vollverschleierten Schweizer Muslimin Nora Illi in ihre Sendung als journalistisch notwendig: „Wir wollten zeigen: Wie denkt Frau Illi in der von uns diskutierten Frage? Ich hätte es als journalistisches Versäumnis ersten Ranges empfunden, wenn wir genau das nicht gezeigt hätten“, sagte Will der Wochenzeitung „Die Zeit“. Kritiker hatten moniert, der Sender habe dem politischen Islam eine Bühne geboten - mehr dazu in D: Kritik wegen Nikab-Trägerin bei ARD-Talkshow.

religion.ORF.at/dpa

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