Missbrauch: Kritik an Gedenkveranstaltung

Als „Geste der Verantwortungslosigkeit“ bezeichnete die „Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt“ eine für Donnerstag geplante parlamentarische Gedenkveranstaltung für Missbrauchsopfer.

Auf Initiative von Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) wollen Staat und Kirchen am Donnerstag im Parlament eine Gedenkveranstaltung für Missbrauchsopfer in Heimen und kirchlichen Einrichtungen abhalten. Sie läuft unter dem Titel „Geste der Verantwortung“. Die Plattform kündigte in einer Aussendung am Mittwoch Protestaktionen an.

Kritik an Schönborn und Klasnic-Kommission

Die Plattform habe mehrfach darauf gedrungen, die Veranstaltung abzusagen, zumal die Opfer nicht selbst zu Wort kommen sollen, so die Aussendung. „Leid und Erfahrungen der Betroffenen“ sollen „unter Mitwirkung von KünstlerInnen thematisiert werden“, heißt es dazu auf der Parlamentshomepage. Etwa 250 Betroffene werden bei dem Gedenkakt anwesend sein.

Scharfe Kritik übte die Plattform auch am Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn. Schönborn habe seit Aufkommen der Kirchenmissbrauchsskandale die Täter vertreten, indem er die Klasnic-Kommission (die Unabhängige Opferschutzanwaltschaft) installiert habe. „Diese hat die Opfer mit Almosen abgespeist und hält die Daten der Täter bis heute unter Verschluss“, so Sepp Rothwangl von der „Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt“.

Insgesamt konnten bis zum Ende des ersten Halbjahres 2016 rund 1.500 positive Entscheidungen der Opferschutzanwaltschaft mit über 18 Millionen Euro zuerkannter Finanzhilfe und therapeutischer Hilfe im Gegenwert von mehr als 4,5 Millionen Euro getroffen werden.

Der "Kardinalsschlitten" der Initiative gegen Kirchenprivilegien

APA/Georg Hochmuth

Der Kardinal-Schlitten der Initiative gegen Kirchenprivilegien mit der Aufschrift „Verschweigen und vertuschen“, darunter Ordner mit dem Schriftzug „Missbrauchsfälle“

Proteste mit dem „Kardinal-Schlitten“

Rothwangl kündigte via Aussendung eine Protestaktion für Donnerstag an. Es werde der „Kardinal-Schlitten“, das Kampagnenmobil des Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien (2013), „fein“ herausgeputzt und um 16.00 Uhr beim Bundeskanzleramt aufgefahren. Man wolle damit zeigen, „dass wir mit unseren Anliegen gehört werden wollen“.

Zudem habe Schönborn damals, beim Aufkommen der Kirchenskandale, Verjährungsverzicht angekündigt, damit die Justiz die Täter, deren Verbrechen Jahrzehnte zurückliegen, zur Verantwortung ziehen könne. Dieses Angebot sei jedoch ein leeres Versprechen gewesen, so der Vorwurf Rothwangls.

Forderungen an Politik

Die Plattform befürchtet, dass die Veranstaltung im Parlament als Schlusspunkt der Aufarbeitung gemeint sein könnte. „Wir fordern, dass der Staat seine Verantwortung wahrnimmt und eine staatliche Kommission zur Aufklärung der Gewalt- und Sexualverbrechen einsetzt.“ Massive Kritik übte die Plattform auch an Altbundespräsident Heinz Fischer, der sich während seiner Amtszeit nie mit den Betroffenen an einen Tisch gesetzt habe.

Erst nach seiner Amtszeit, am 14.11.16, habe Fischer die Plattform empfangen. Das Gespräch habe jedoch nur knappe zehn Minuten gedauert und sei von Unverständnis und Desinteresse von Fischers Seite getragen gewesen, kritisierte Rothwangl.

religion.ORF.at

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