Weihnachten naht: Adventkranz und Kletzenbrot

Während die einen den Advent als Fastenzeit verstehen, gehört für die anderen das gemeinsame Essen zum Advent dazu. Das Warten auf Weihnachten, für viele die besinnlichste Zeit des Jahres, verbringen Christen in Europa auf unterschiedliche Art und Weise.

Für Christen bedeutet die Adventzeit die Vorbereitung auf Weihnachten. Das Wort leitet sich aus dem Lateinischen „adventus“ ab und bedeutet „Ankunft“. Man verbindet damit die Erinnerung an das Kommen Jesu und das Erwarten seiner Wiederkunft. Früher standen besonders Fasten und Buße im Mittelpunkt. Nach dem Konzil von Macon im Jahr 583 galt das Adventfasten in der gallischen und spanischen Kirche als allgemeine Praxis. Heute ist der Advent in vielen Ländern von geschmückten Einkaufsstraßen und Punschständen geprägt. Doch die alten Bräuche sind nicht ausgestorben. In einigen Ländern haben sie sich gehalten.

Österreich: Adventkranz und Kletzenbrot

Beim traditionellen Advent werden an den vier Sonntagen vor Weihnachten die Kerzen auf dem Kranz entzündet. Der Adventkranz ist in der Regel aus Reisig und mit vier Kerzen verziert, die ein Hinweis auf das Licht sein sollen, das der Welt zu Weihnachten durch die Geburt Jesu geschenkt worden ist. Früher wurden Kerzen oft in den liturgischen Farben der Adventsonntage auf den Kranz gesteckt. Die violetten Kerzen waren für die ersten zwei und den vierten Sonntag vorgesehen, für den dritten Sonntag „Gaudete“ ist die rosarote Kerze bestimmt gewesen. Heute findet man Kerzen in allen möglichen Farbkombinationen auf dem Kranz.

Erfunden wurde der Adventkranz von dem evangelischen Theologen Johann Hinrich Wichern, der Heimkindern im Hamburg 1839 mit einem geschmückten Wagenrad das Warten auf das Christkind verkürzen wollte. Während die Kerzen brennen, wird gesungen oder vorgelesen. Dazu gibt es in einigen Gegenden das erste lebkuchenartige Kletzenbrot und vom 17. Dezember an das erste Weihnachtsgebäck.

Mehrere Adventkränze mit Kerzen

APA/Barbara Gindl

Traditionelle Adventkränze mit Kerzen

Schweiz: Bunte Kostüme und Heidenlärm

Im Schweizer Kanton Schwyz wird Weihnachten mit Lärm eingeläutet. Sogenannte Klausjäger ziehen im Ort Küssnacht in bunten Kostümen umher, um böse Geister zu vertreiben. Der Umzug hat sich mittlerweile zu einer touristischen Attraktion entwickelt. Jährlich kommen Tausende von Menschen, um die Klausjäger beim Lärmen zu beobachten. Woher der Brauch genau stammt, ist nicht überliefert.

Allerdings wird angenommen, dass es sich um einen heidnischen Brauch, ein Überbleibsel eines altgermanischen Fruchtbarkeitsritus’, handelt. Bemerkenswert ist das besonders deshalb, weil der Brauch trotz der Christianisierung nicht aufgegeben, sondern christlich unterlegt wurde. Der imposante St. Nikolaus-Brauch findet in der Regel am 5. Dezember seinen Ausdruck.

Schweizer Christen in Küssnacht beim Klausjagen, ein St. Nikolaus-Brauch

Reuters/Michael Buholzer

Schweizer Christen in Küssnacht beim St. Nikolaus-Brauch Klausjagen

Dänemark: Deftiges Essen und Wichtel-Geschenke

Die Dänen verkürzen sich die Vorweihnachtszeit mit ausgiebigen Mittagessen und Alkohol. Arbeitskollegen, Freunde und Familien treffen sich zu den Julefrokost-Feiern, bei denen ein großes Buffet aus deftigen kalten und warmen Speisen aufgetischt wird. Lachs, Garnelen, Fleischbällchen, Rote Beete und Salate dürfen dabei nicht fehlen. Dazu werden Bier und Schnaps getrunken. Das anonyme Schenken, das sogenannte Wichteln, ist auch bezeichnend für die dänische Vorweihnachtszeit. Der Wichtelbrauch entspricht dem österreichischen „Engerl und Bengerl“.

Schweden: Die Königin des Lichts

Zum Höhepunkt der Adventszeit wird in Schweden das Luciafest begangen. Am 13. Dezember kommt die Lucia-Königin mit einem Kranz brennender Kerzen auf dem Kopf und verteilt Safranbrot. Ihr Licht soll böse Geister vertreiben. Viele Schwedinnen, aber auch Schweden verkleiden sich an diesem Tag als Lichterkönigin. Sie tragen weiße Gewänder und eine Lichterkrone auf dem Kopf und singen Lieder zu Ehren von Lucia.

Die im 19. Jahrhundert entstandene Tradition der nordischen Lichtergestalt erinnert an die Heilige Lucia, die um das Jahr 300 den Märtyrertod erlitt. Lucia soll gefangenen Christen Essen in die Kellerverliese gebracht haben. Um die Hände frei für ihre Gaben zu haben, trug sie als Lichtquelle einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. Ihr Bräutigam zeigte sie als Christin an und Lucia wurde nach schwerer Folter durch das Schwert getötet.

Junge Frauen in weißen Gewändern mit Kerzen beim traditionellen Lichterkönigin-Fest in Schweden

Reuters/Fredrick Sandberg/Scanpix Sweden

Junge Schwedinnen in weißen Gewändern, verkleidet als Heilige Lucia

Bulgarien: 40 Tage fasten

In Bulgarien fasten Strenggläubige 40 Tage lang vor Weihnachten. Sie essen kein Fleisch - nur vegetarische Speisen sind erlaubt. Auch tierische Öle sind tabu. Die einzige Ausnahme für die orthodoxen Christen ist der Nikolaustag. Der Heilige Nikolaus wird als Beschützer der Fischer gefeiert, und so erlauben sich die Gläubigen an diesem Tag das Essen von Fisch.

Rumänien: Singen und enthaltsam sein

Auch in Rumänien bedeutet die Adventzeit für orthodoxe Christen, sich in Enthaltsamkeit zu üben. Die Fastenvorschriften sind allerdings etwas kompliziert. Was gegessen werden darf, hängt davon ab, welcher Wochentag ist. Kirchliche Stellen informieren darüber, wann Speiseöl, Süßigkeiten oder Wein erlaubt oder verboten sind. Viele Restaurants setzen Fastengerichte auf die Speisekarte. Abgesehen davon steht das Singen im Vordergrund des Weihnachtsfestes. Singende Gruppen ziehen durch die Straßen und tragen Gedichte und Weihnachtslieder vor.

religion.ORF.at/dpa