Diakonie: Zu viel Bürokratie für Behinderte

Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember erinnert Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, an die rund 600.000 Menschen mit Behinderungen in Österreich.

Unter dem Stichwort „Niemand ist sprachlos" fordert das evangelische Hilfswerk eine bessere Umsetzung der UNO-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung - besonders mit Sprachbeeinträchtigungen. „Menschen mit Sprach-Behinderungen sind nicht sprachlos, sie werden vielmehr von den Behörden sprachlos gemacht“, kritisiert Chalupka in einer Aussendung vom Freitag. Die Finanzierung von Kommunikationsgeräten sei ein „bürokratischer Hürdenlauf durch verschiedene öffentliche Stellen“ der extrem schwierig zu organisieren sei.

Recht auf selbstbestimmtes Leben

Die UNO-Konvention mache klar, dass alle Menschen ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben haben. Dazu brauche es die Möglichkeit, sich selbst ausdrücken zu können, sei es durch Sprache, Gebärden oder elektronische Hilfsmittel.

Eine junge Frau sitzt vor einem Sprachcomputer, den sie mit den Augen bedient.

APA/dpa/Thomas Frey

Sprachcomputer können mit den Augen bedient werden

Romana Malzer, Mutter einer Tochter mit Sprachbehinderung, bestätigte gegenüber der Diakonie diese Problematik. „Um den richtigen Sprachcomputer für meine Tochter Isabella, die mit einer Sprachbehinderung geboren ist, zu bekommen, musste ich nicht nur bei verschiedenen Behörden anklopfen, sondern auch viel Überzeugungsarbeit leisten, dass genau dieser Computer für sie richtig ist.“

Kommunikationsgeräte nicht im Hilfsmittelkatalog

Neben der schwierigen Organisations- bzw. Finanzierungswege für Kommunikations-Hilfsmittel, gibt es laut Diakonie noch eine weitere Hürde: elektronische Geräte sind im Hilfsmittelkatalog der Sozialversicherungen noch immer nicht abgebildet, und daher oft nicht verfügbar.

Aus diesen Gründen fordern VERBUND und Diakonie gemeinsam seit sieben Jahren einen Rechtsanspruch auf technische Hilfsmittel und die Finanzierung für assistierende Technologien. „Denn um modellhaft für einen Teil der Betroffenen die Lücken zu schließen, unterstützt der „VERBUND Empowerment Fund der Diakonie“ seit Jahren Menschen mit Sprach-Behinderungen bei der Anschaffung eines Sprachcomputers. Diese finanzielle Unterstützung ist jedoch eine Aufgabe der öffentlichen Hand, und muss von dieser übernommen werden“, so VERBUND-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber.

Bundesregierung gefordert

Die österreichische Bundesregierung habe zwar das Problem bereits erkannt, und in ihrem Arbeitsprogramm unter anderem bis Ende 2016 eine zentrale Anlaufstelle für Hilfsmittel versprochen. „Bislang warten wir aber noch auf die Umsetzung. Es wird Zeit, dass die Regierung endlich ihrer Verantwortung nachkommt“, betont der Diakonie-Direktor.

religion.ORF.at

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