Opus-Dei-Chef Javier Echevarria gestorben

Die umstrittene katholische Glaubensbewegung Opus Dei („Werk Gottes“) verliert ihren Leiter: Der spanische Priester Javier Echevarria ist im Alter von 84 Jahren in Rom gestorben.

Der Bischof erlag mit 84 Jahren in Rom den Folgen einer Lungenentzündung, wie das Opus Dei am späten Montagabend mitteilte. Er sei bereits vor gut einer Woche in ein römisches Krankenhaus eingeliefert worden. Der Spanier Echevarria war seit 1994 dritter Leiter der geistlichen Gemeinschaft, die von Papst Johannes Paul II. in den Rang einer Personalprälatur erhoben wurde.

Papst Franziskus hatte Echevarria noch am 7. November 2016 zu einer Privataudienz empfangen. Dienstagfrüh rief das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche den Generalvikar der Prälatur in Rom, Fernando Ocariz, an und drückte seine Betroffenheit über den Tod von Echevarria aus. „Der Heilige Vater versicherte seine Gebete für den Bischof während der Feier der Eucharistie und schickte seinen Segen an alle Gläubigen und Freunde der Prälatur“, heißt in einer Aussendung des österreichischen Pressebüros des Opus Dei.

Nachfolger ungewiss

Gemäß den Statuten des Opus Dei beginnt nun binnen eines Monats der Wahlprozess zur Wahl eines Nachfolgers. Informationen über seinen Nachfolger gibt es vom Opus Dei bisher noch nicht. Bei Echevarria und seinem Vorgänger del Portillo sei es auf der Hand gelegen, dass sie gewählt würden, da beide noch an der Seite des Opus Dei-Gründers selbst gearbeitet hatten, so Susanne Kummer von der Pressestelle des Opus Dei gegenüber religion.ORF.at.

„Aus dieser Gründer-Generation steht nun niemand mehr zur Verfügung", so Kummer. Interessant für den Wahlmodus: Der Prälat wird von den Laien und Priestern gewählt, der Ausgang der Wahl muss aber dann vom Papst anerkannt und bestätigt werden.

Javier Echevarria

AP/Riccardo De Luca

Bischof Javier Echevarria

Die Leitung der Prälatur übernimmt nach Angaben der Prälatur vorläufig Fernando Ocariz (72), seit 1994 Generalvikar des Opus Dei. Ocariz ist Mitglied der päpstlichen Theologenkommission und Berater der Römischen Glaubenskongregation. Zudem gehört er jener päpstlichen Kommission an, die die theologische Diskussion mit der traditionalistischen Piusbruderschaft führt. Streitpunkt hierbei ist die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).

Lange Sekretär des Gründers

Der verstorbene Echevarria wurde am 14. Juni 1932 in Madrid geboren, dem Entstehungsort des Opus Dei. Schon mit 16 Jahren schloss er sich 1948 dem Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) an. Seit 1953 war der studierte Jurist und Kirchenrechtler Escrivas Sekretär.

Unter Escrivas Nachfolger Alvaro del Portillo (1914-1994) wurde Echevarria Generalsekretär. Als Johannes Paul II. das Opus Dei 1982 zur Personalprälatur erhob, wurde Echevarria deren Generalvikar. Zudem wurde er Berater der Heiligsprechungskongregation und später der einflussreichen Kleruskongregation. Nach del Portillos Tod ernannte ihn Johannes Paul II. zum dritten Oberen des Opus Dei.

Bezug zu Österreich

Zuvor hatte Echevarria 1953 in Rom an der Päpstlichen Universität „Angelicum“ einen Doktortitel in Kirchenrecht erworben. Zwei Jahre später folgte eine Promotion im Zivilrecht an der Päpstlichen Lateran-Universität. Im gleichen Jahr wurde er zum Priester geweiht. Als Professor für Moraltheologie war Echevarria seit 1960 am römischen Kolleg vom Heiligen Kreuz und seit 1964 am römischen Kolleg Santa Maria tätig. 1962 wurde er Mitarbeiter der vatikanischen Ordenskongregation.

Echevarria war mehrere Male in Österreich zu Besuch, zuletzt nach dem Weltjugendtag in Krakau, im August 2016. In früheren Jahren pflegte er Kontakte zu Kardinal Franz König, zu dessen Begräbnis er 2004 eigens aus Rom anreiste. 1970 hatte König, der damalige Erzbischof von Wien, den Priestern des Opus Dei die seelsorgliche Betreuung der Wiener Peterskirche übertragen.

Der Regionalvikar des Opus Dei in Österreich, Ludwig Juza wird das feierliche Requiem für den verstorbenen Echevarria, am Freitag, 16. Dezember 2016, um 17.00 Uhr in der Wiener Peterskirche feiern.

Bewegung kritisch betrachtet

Das Opus Dei, zu deutsch „Werk Gottes“, wurde im Oktober 1928 vom später heiliggesprochenen Josemaria Escriva in Madrid als katholische Laienbewegung gegründet; der weibliche Zweig entstand 1930. Die Mitglieder des „Werkes“ sind angehalten, ihr ganzes Leben im Alltag zu heiligen - und sei es durch Askese und Kasteiung. Dabei gilt nicht Weltflucht als Ideal; vielmehr soll die Gesellschaft durch ein konsequent christliches Leben in einflussreichen Positionen geprägt werden.

Kritiker betrachten Opus Dei als geheime katholische Gruppierung mit großen Einflussmöglichkeiten in Wirtschaft und Politik. Dass der Gründer Josemaria Escriva de Balaguer y Albas (1902- 1975) 1992 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde, hatte heftige Kritik ausgelöst. 2002 sprach Johannes Paul II. ihn heilig. Länder mit starker Opus-Dei-Tradition sind Spanien, Argentinien oder Chile.

Weltweit verbreitet

Dem Opus Dei gehören nach eigenen Angaben derzeit weltweit 91.000 Mitglieder an, von denen etwa 70 Prozent verheiratet und etwa 30 Prozent als zölibatäre Laien leben. Weltweit gibt es etwa 2.000 Priester, die sich zum Opus Dei bekennen und in der „Priesterlichen Gemeinschaft vom Heiligen Kreuz“ zusammengefasst sind.

Darüber hinaus spricht das „Werk“ von weltweit mehreren hunderttausend Freunden und Unterstützern, die an geistlichen Übungen teilnehmen und für die Arbeit des Opus spenden. In Österreich hat die Bewegung 400 Mitglieder und 20 Priester, so die Pressestelle des Opus Dei Österreich. Deutschland verzeichnet 600 Mitglieder. Das „Werk“ unterhält mehrere Hochschulen, darunter die Päpstliche Universität Santa Croce in Rom.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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