Jakartas Gouverneur weinte in Blasphemieprozess

Im bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, Indonesien, hat der Prozess gegen den christlichen Gouverneur der Hauptstadt Jakarta wegen Blasphemie begonnen. Basuki Tjahaja Purnama verteidigte sich unter Tränen gegen den Vorwurf, den Islam beleidigt zu haben.

„Ich weiß, dass ich die heiligen Verse des Korans zu respektieren habe“, sagte Basuki Tjahaja Purnama, der landläufig unter dem Namen Ahok bekannt ist, unter Tränen. „Ich verstehe nicht, wie man behaupten kann, dass ich habe den Islam verletzt habe.“ Purnama ist seit 50 Jahren der erste nicht-muslimische Gouverneur Jakartas.

Missbrauch von Koranversen

Die Anklage wirft dem Gouverneur vor, sich im Wahlkampf abfällig über den Koran geäußert und damit Blasphemie begangen zu haben. Er beteuert dagegen, er habe lediglich die missbräuchliche Verwendung von Koranversen durch seine politischen Gegner kritisiert. Diese hätten die Koranverse sinnentstellt ausgelegt, um die Wähler von der Stimmabgabe für ihn abzuhalten.

Purnama stellt sich bei den Gouverneurswahlen im Februar zur Wiederwahl. Er hat zwei muslimische Gegenkandidaten. Ursprünglich hatte der 50-Jährige Christ gute Chancen auf eine Wiederwahl, inzwischen sind diese aber stark geschmolzen.

Der christliche Gouverneur von Jakarta Basuki Tjahaja Purnama steht in Indonesien Gericht wegen dem Vorwurf der Blasphemie

Reuters/Tatan Syuflana/Pool

Gouverneur Basuki Tjahaja Purnama

Wütende Muslime fordern Haftstrafe

Im mehrheitlich muslimischen Vielvölkerstaat Indonesien, der religiöse Toleranz zu seinen Traditionen zählt, hatte der Fall wütende Reaktionen von Muslimen heraufbeschworen. Anfang des Monats waren mehr als 100.000 Menschen einem Aufruf zu einer Kundgebung gegen Purnama gefolgt. Auch am Dienstag versammelten sich wieder eine größere Gruppe von Gegnern vor Gericht und forderte in Sprechchören: „Ahok ins Gefängnis!“ Ihr stand einer deutlich kleineren Gruppe von Unterstützern des Gouverneurs gegenüber.

Das indonesische Strafrecht sieht harte Strafen für Blasphemie vor, allerdings wurde der Paragraf bisher nur selten angewendet. Die Staatsanwaltschaft hielt an dem Vorwurf der Blasphemie gegen Purnama fest. Der Prozess wurde auf den 20. Dezember vertagt.

religion.ORF.at/AFP/dpa

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