Jesidinnen mit Sacharow-Preis ausgezeichnet

Für ihr Engagement zugunsten der Opfer radikal-islamistischer Kämpfer haben zwei junge Jesidinnen aus dem Irak am Dienstag den diesjährigen Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments erhalten.

Nadia Murad und Lamia Hadschi Baschar seien zwei „außergewöhnliche junge Frauen“, sagte der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz (SPD), bei der feierlichen Preisverleihung in Straßburg. Sie seien „Heldinnen, die unbeschreibliche Gräueltaten erlitten haben“. Nun kämpften sie aufopferungsvoll gegen Menschenhandel und für die Rechte der Jesiden.

Die heute 23 und 18 Jahre alten Jesidinnen waren am 15. August 2014 von Milizen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) aus ihrem Dorf im Irak verschleppt und monatelang als Sexsklavinnen ausgebeutet worden. Schließlich gelang ihnen die Flucht nach Deutschland, heute leben sie in Baden-Württemberg. Seitdem erheben die jungen Frauen ihre Stimme gegen die Versklavung ihrer Glaubensschwestern. Der IS trachtet danach, alle Anhänger der religiösen Minderheit im Irak zu töten.

Kriminelle bestrafen

„Ich bitte Sie, uns zu versprechen, dass (...) Sie so etwas nie wieder zulassen werden“, sagte Baschar bei der Verleihung am Dienstag in Straßburg: „Diese Kriminellen müssen strafrechtlich verfolgt werden.“

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sagte die Unterstützung seines Hauses zu. „Der Internationale Strafgerichtshof muss die durch den sogenannten Islamischen Staat begangenen Verbrechen untersuchen“, sagte Schulz.

„Nie wieder“

„Das Schicksal dieser beiden Frauen erinnert uns an unsere Pflicht“, sagte Schulz weiter. Nach dem Holocaust hätten sich die Europäer „nie wieder“ geschworen. „Und nun sehen wir, wie ganze Völker, Regionen, Städte, Dörfer von der Landkarte verschwinden.“ Kinder würden verschleppt, Frauen versklavt. „Dennoch weigern wir uns manchmal, diesen Menschen Schutz zu gewähren.“

Der nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannte und mit 50.000 Euro dotierte Preis wird vom Europaparlament seit 1988 an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen. Im vergangenen Jahr hatte der zu Haft und Peitschenhieben verurteilte saudiarabische Blogger Raif Badawi die Auszeichnung erhalten.

religion.ORF.at/AFP/dpa