Wie Österreichs Christen Weihnachten feiern

Christen in aller Welt feiern zu Weihnachten die Geburt Jesu. In Österreich finden die verschiedenen christlichen Kirchen unterschiedliche Zugänge zu diesem Fest. Christbaum und „Stille Nacht“ spielen dabei oft, aber nicht immer eine zentrale Rolle.

In Österreich sind insgesamt 16 Kirchen und Religionsgemeinschaften gesetzlich anerkannt, acht weitere Gemeinschaften haben den Status einer staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft. Weihnachten zählt für 14 Gruppierungen zu den wichtigsten Feiertagen ihres Glaubens. Religion.ORF.at gibt einen Überblick darüber, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Festen der verschiedenen Kirchen zu finden sind. Die Freikirchen in Österreich und die orthodoxen Kirchen bestehen aus mehreren Kirchengemeinden, die einzeln angeführt werden.

Altkatholische Kirche Österreichs

Mit einem Kindergottesdienst am Nachmittag des 24. Dezembers und einer nächtlichen Christmette begehen Österreichs Altkatholiken das Fest. In der Vorbereitung auf Weihnachten finden verschiedene adventliche Feiern in den Gemeinden statt, aber auch Bußgottesdienste. Zu Weihnachten selbst geht es darum, Freude zu vermitteln. Mit geschmückten Weihnachtsbäumen, Weihnachtsliedern und persönlichen Begegnungen.

EIn Christbaum mit brennenden Kerzen und goldenen Weihnachtsgeschenken

ORF.at/Roland Winkler

Geschmückte Weihnachtsbäume gehören für die meisten Christen zum Fest

Armenisch-apostolische Kirche in Österreich

Anhänger der armenisch-apostolischen Kirchen müssen auf Weihnachten noch ein wenig warten. Die armenische Kirche feiert die Geburt Jesu gemeinsam mit der Erinnerung an seine Taufe im Jordan am 6. Jänner. Dafür dauern die Feierlichkeiten dann sogar bis 13. Jänner. Mit einem Fest am Vorabend des 6. Jänner, dem Dschrakaluytz-Tag, beginnt in der armenisch-apostolischen Kirche das Fest der Geburt Jesu Christi. Dann singen die Chöre in den armenischen Kirchen den fröhlichen Hymnus „Christus ist geboren und erschienen“.

Evangelische Kirche A. B. und H. B.

Wer zu Weihnachten Kerzen auf dem Adventkranz oder auf dem Weihnachtsbaum anzündet, weiß oft nicht, dass es sich dabei um evangelische Erfindungen handelt. (Mehr dazu in Der Adventkranz aus dem Wagenrad) Diese Bräuche sind daher auch in evangelischen Kirchen besonders wichtig. Der Weihnachtsabend wird von evangelischen Christen meist in der Familie gefeiert. In den Kirchen werden an allen Weihnachtsfeiertagen Gottesdienste abgehalten, bei denen traditionelle Weihnachtslieder gesungen werden. Zusätzlich gibt es in den Gemeinden Angebote für Menschen, die zu Weihnachten alleine sind.

Die evangelische Kreuzkirche Graz beleuchtet im Winter

ORF/Bernd Grosseck

In manchen evangelischen Kirchen findet die Christvesper mit Weihnachtsevangelium und Krippenspiel der Kindergruppe statt

Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich

Ein Krippenbild, das den Advent über stetig gewachsen ist, wird zum Beispiel in der evangelisch-methodistischen Gemeinde Linz am Heiligen Abend vervollständigt. Für die Kinder der Gemeinde wird so die Weihnachtsgeschichte anschaulich gemacht. Die biblischen Texte um Jesu Geburt spielen aber auch in der Christvesper am Weihnachtsabend und in den Gottesdiensten der darauffolgenden Tage eine zentrale Rolle. Musikalisch werden in die Feierlichkeiten der methodistischen Kirchen neben weihnachtlichen Klassikern auch englische Lieder eingebunden, da die Kirche zahlreiche internationale Mitglieder hat.

Griechisch-orientalische (orthodoxe) Kirchen

Unter dem Namen der griechisch-orientalischen Kirche sind in Österreich eine Reihe von orthodoxen Kirchen anerkannt. Dazu zählen die griechisch-orientalische, die bulgarisch-orthodoxe, die rumänisch-griechisch-orientalische, die russisch-orthodoxe und die serbisch-griechisch-orientalische Kirchengemeinde. Wann in den einzelnen Kirchen Weihnachten gefeiert wird, ist aber unterschiedlich.

Opferkerzen in einer Kirche

ORF.at/Michael Baldauf

Opferkerzen können in katholischen, orthodoxen und zunehmend auch in evangelischen Kirchen angezündet werden

Die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland feiern am 24. und 25. Dezember, die russisch- und die serbisch-orthodoxe Kirche feiern hingegen erst im Jänner. Dazu kommt es wegen unterschiedlicher Kalender in den Kirchen: 1923 nahm ein Teil der orthodoxen Kirchen den Gregorianischen Kalender an und feiert seither gleichzeitig mit evangelischen und katholischen Kirchen, andere behielten den Julianischen Kalender bei, laut dem der 25. Dezember auf den 7. Jänner des Gregorianischen Kalenders fällt.

Die Feierlichkeiten selbst werden in den einzelnen Kirchen unterschiedlich gestaltet. Zentral ist jedenfalls eine göttliche Liturgie am 25. Dezember. Adventkranz und Christbaum sind dabei nicht üblich. Trotzdem finden sich diese weihnachtlichen Traditionen auch immer öfter in orthodoxen Kirchen.

Katholische Kirche

Mit der Christmette, die traditionell um Mitternacht in der Nacht von 24. auf 25. Dezember gefeiert wird, beginnt das Fest der Geburt Jesu für Katholiken. Aus praktischen Gründen wird die Mette aber in vielen Pfarren, so auch im Petersdom im Vatikan, früher gefeiert. Der Segen des Papstes, „Urbi et Orbi“, am Weihnachtstag ist eine weitere katholische Tradition, an der auch viele österreichische Katholiken über Fernsehübertragungen aus Rom teilhaben.

„Stille Nacht, Heilige Nacht“ wurde in mehr als 300 Sprachen übersetzt und wird  von rund zwei Milliarden Menschen weltweit zur Weihnachtszeit gesungen

APA/Salzburger Land

„Stille Nacht, Heilige Nacht“ wurde in mehr als 300 Sprachen übersetzt und wird von rund zwei Milliarden Menschen weltweit zur Weihnachtszeit gesungen

Gerade zu Weihnachten seien Pfarren bemüht, auch auf jene Leute zuzugehen, die im Laufe des Jahres eher selten in die Kirche kommen, heißt es aus der Erzdiözese Wien. Eine Möglichkeit, um zu Weihnachten ins Gespräch zu kommen, sei die Weitergabe des Friedenslichtes, eine andere der Kontakt mit den Sternsingern, die von den Weihnachtsfeiertagen an in ganz Österreich unterwegs sind.

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) in Österreich

Bereits eine Woche vor Weihnachten halten Österreichs Mormonen in den Gemeinden Weihnachtsfeiern ab. Ein Krippenspiel, ein Weihnachtsbaum und klassische Weihnachtslieder gehören zu diesen Feiern dazu. Die Weihnachtsfeiertage selbst werden in der Familie gefeiert. Die heiligen Schriften spielen dabei eine zentrale Rolle, und Kindern wird die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Hier zeigt sich die Kirche sehr modern und bietet die Geschichte von der Geburt Jesu Christi auch als Verfilmung auf DVD an.

Koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich

Kopten feiern Weihnachten am 29. Tag des koptischen Monats Khiakh, was dem 7. Jänner im Gregorianischen Kalender entspricht. Die Feierlichkeiten beginnen aber bereits am Vorabend. Am 6. Jänner werden mehrere Messen gefeiert, in denen durch musikalische Gestaltung und Beleuchtung eine besondere Atmosphäre entsteht. Gerade die Symbolik des Lichtes spielt zu Weihnachten für Kopten eine zentrale Rolle, da auch Jesus als Licht der Welt verstanden wird. Für Kinder und Jugendliche organisiert die Kirche in der Weihnachtszeit besondere Angebote. Ein Kinderkarneval in der Kirche und Gruppenreisen für Jugendliche gehören für die jüngeren Gemeindemitglieder zur Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu.

Ein Kind steckt eine brennende Kerze in eine Schale

ANSA/ Claudio Onorati

Die meisten christlichen Kirchen binden die jüngsten Gemeindemitglieder zu Weihnachten besonders ein

Neuapostolische Kirche in Österreich

Vier Adventsonntage lang bereitet man sich in Österreichs neuapostolischen Kirchen auf Weihnachten vor, mit entsprechenden Bibellesungen im Gottesdienst, aber auch musikalisch, etwa durch Darbietungen der Kinderchöre in den Gemeinden. Christbaum, Adventkranz und Weihnachtlieder dürfen dabei nicht fehlen. Meist wird bereits am dritten Adventsonntag eine Gemeindeweihnachtsfeier abgehalten und am Weihnachtstag ein Gottesdienst gefeiert. Am 24. Dezember ist kein regulärer Gottesdienst vorgesehen, allerdings gibt es Angebote für Gemeindemitglieder, die sonst alleine feiern würden.

Syrisch-orthodoxe Kirche in Österreich

Die syrisch-orthodoxe Kirche in Österreich feiert Weihnachten am 25. Dezember. Der Heilige Abend wird traditionell nicht gefeiert. Am Christtag werden die Feierlichkeiten dann aber schon um 6.30 Uhr mit Choralgesängen begonnen. Darauf folgt eine mehrstündige Heilige Messe. Kinder stehen dabei mit im Mittelpunkt. Mit Lichtern und Liedern werden sie in die Feier eingebunden, da Weihnachten auch als Fest der Kinder verstanden wird.

In der Weihnachtszeit ist auch in der syrisch-orthodoxen Kirche das Miteinander besonders wichtig. Die Gemeindemitglieder besuchen einander zu Hause und feiern auch am 25. Dezember bis zum Abend miteinander. Dabei wird für Menschen in Not, im heurigen Jahr etwa für syrische Flüchtlinge, gebetet und gespendet.

Ein Weihnachtsbaum

Reuters/ Vincent Kessler

Die Erfolgsgeschichte einer evangelischen Erfindung: Christbäume findet man heute in fast allen christlichen Kirchen

Bund der Baptistengemeinden in Österreich (Freikirche)

Während viele Kirchen zu Weihnachten mehr Besucher sehen als im Verlauf des Jahres, stellen Österreichs Baptistengemeinden eher Gegenteiliges fest: Kirchen, die an den Sonntagen des Jahres voll sind, haben zu Weihnachten eher weniger Besucher, weil viele Mitglieder Weihnachten anderswo verbringen. Auch musikalisch wird es zu Weihnachten in den Gottesdiensten etwas ruhiger. Während sogenannte Worship-Bands die meisten Gottesdienste mit Schlagzeug und E-Gitarre durchaus lauter gestalten, werden zu Weihnachten mit „Oh du Fröhliche“ und anderen Klassikern leisere und traditionellere Töne angeschlagen.

Bund Evangelikaler Gemeinden Österreichs (Freikirche)

Ein Frühstücksgottesdienst im Advent, bei dem Gemeindemitglieder Freunde einladen, ist eine der vorweihnachtlichen Aktivitäten der evangelikalen Gemeinden im Bund Evangelikaler Gemeinden Österreichs. In der Zeit vor Weihnachten werden auch Kinder speziell in die Gottesdienste eingebunden. Am 24. Dezember werden in einem Gottesdienst am Nachmittag traditionelle und moderne, aus dem englischen übersetzte Weihnachtslieder gesungen. Im Anschluss wird bei Kaffee und Kuchen auch mit jenen Menschen gefeiert, die sonst niemanden haben.

Die Christengemeinschaft – Bewegung für religiöse Erneuerung in Österreich

Der Heilige Abend wird in der Christengemeinschaft eingesungen: Um 16.00 Uhr kommt die Gemeinde zusammen, um vor der Krippe mit Weihnachtsliedern die Weihnachtsfeierlichkeiten zu beginnen. Nach einem gemeinsamen Essen in der Familie gibt es um Mitternacht, um 7.00 Uhr und später bei Tageslicht am 25. Dezember Gottesdienste. Zwei Weihnachtsbäume schmücken die Kirche während des Advents, am 24. Dezember werden diese allerdings durch einen Schriftzug über dem Altar ersetzt: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“.

Elaia Christengemeinde (Freikirche)

Die Kinder und Jugendlichen der Kirche gestalten am 24. Dezember die Weihnachtsgeschichte mit aktuellen Bezügen. Der darauf folgende Gottesdienst wird mit künstlerischen Einlagen gespickt, auf die in der anschließenden Predigt eingegangen wird. Während der darauffolgenden Weihnachtsfeiertage finden in der Kirche keine Gottesdienste mehr statt. Diese Zeit wird von den Familien der Gemeinde individuell gestaltet.

Freie Christengemeinde/Pfingstgemeinde (Freikirche)

Wie Weihnachten im Kirchenbund Freie Christengemeinde/Pfingstgemeinde gefeiert wird, hängt nicht zuletzt von den jeweiligen Pastoren ab, da diese in Bezug auf Liturgie und Gottesdienstplanung unabhängig sind. Die Weihnachtsgeschichte in den Evangelien steht jedenfalls im Mittelpunkt der Feierlichkeiten zu Weihnachten, aber auch an den Adventsonntagen zuvor.

Weihnachten wird als besonders geeignete Zeit verstanden, das Evangelium zu verkünden. Gefeiert wird schließlich in einem Weihnachtsgottesdienst, in dem vor allem Kinder, die während des Jahres den Großteil des Gottesdienstes in der Sonntagsschule verbringen, eingebunden sind.

Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Österreichs Adventisten begehen Weihnachten als ein traditionelles Fest, das im Familienkreis gefeiert wird. Die Kirche organisiert lediglich Adventfeiern in der Vorweihnachtszeit, die Feiertage selbst werden in den Familien verbracht. Weihnachtliche Bräuche wie etwa der Christbaum und der Adventkranz werden in vielen Familien gepflegt, aber auch mit etwas Distanz betrachtet.

Weihnachtskrippe

APA/dpa/Felix Kästle

Auch Krippen sind für viele zu Weihnachten unverzichtbar

Man möchte sich auch ins Bewusstsein rufen, dass diese kulturell bedingten Traditionen mit der Geburt Jesu wenig zu tun haben. Die Adventzeit wird dazu genutzt, um durch Spendenaktionen, etwa eine Weihnachtspaketaktion für Osteuropa, auch den Kindern der Gemeinde die Bedeutung des Schenkens beizubringen.

Mennonitische Freikirche Österreich (Freikirche)

Schon in der Adventzeit gibt es in der mennonitischen Freikirche Geschenke. Nämlich für Menschen, die rund um die mennonitische Kirche wohnen. Neben der Vorbereitung auf Weihnachten in Gottesdiensten an den vier Adventsonntagen werden Kinder in die Kirche zum Basteln von Geschenken eingeladen, um so die Weihnachtszeit gemeinsam bewusst zu erleben. Am letzten Adventsonntag wird in einem Gottesdienst, der sich auch an Freunde und Bekannte der Gemeindemitglieder richtet, gemeinsam Weihnachten gefeiert.

Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich (Freikirche)

Die Pfingstkirche Gemeinde Gottes ist ein Kirchenbund, unter dem verschiedene Gemeinden mit zumeist rumänischem Hintergrund zusammenkommen. Auch zu Weihnachten macht sich dieser Hintergrund bemerkbar, wenn etwa rumänische Weihnachtslieder gesungen werden. In der Adventzeit wählt jede Familie einen oder mehrere Tage, an denen in Vorbereitung auf Weihnachten gefastet wird. Am 24. Dezember am Abend und am ersten Weihnachtstag in der Früh werden gemeinsame Gottesdienste gefeiert. Am 25. Dezember ziehen die Kinder der Gemeinde außerdem von Haus zu Haus und singen Weihnachtslieder.

Astrid Mattes, religion.ORF.at

Mehr dazu:

Weihnachten, wie’s früher war
(religion.ORF.at; 23.12.2016)

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