Jakobsweg verzeichnet 2016 Pilgerrekord

Der Jakobsweg nach Santiago de Compostela hat 2016 einen neuen Rekord verzeichnet. 278.041 Pilger erhielten im vergangenen Jahr die „Compostela-Urkunde“, wie das Pilgerbüro in dem nordspanischen Wallfahrtsort mitteilte.

Damit wurde der bisherige Rekord von 272.412 Personen aus dem Jahr 2010 übertroffen. Deutsche waren den Angaben zufolge nach Spaniern und Italienern die drittstärkste Gruppe.

Um die Urkunde zu erhalten, muss man durch Stempel im Pilgerausweis nachweisen, mindestens die letzten 100 Kilometer bis Santiago zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt zu haben.

Kurz vor dem Ziel: Pilger in Richtung Santiago de Compostela

Reuters/Susana Vera

278.041 Menschen pilgerten 2016 nach Santiago de Compostela

Herbergssuche im Sommer schwierig

Da besonders in den Sommermonaten die Quartiersuche in Herbergen und Gasthöfen schwierig sein kann, weichen Pilger zunehmend auf andere Termine aus. An einigen Oktobertagen trafen den Zahlen zufolge mehr als tausend Pilger in der Stadt des heiligen Apostels Jakobus ein. Die meistgenutzte Route war erneut der sogenannte Französische Weg von den Pyrenäen her. Auch andere Strecken gewinnen an Zugkraft, vorrangig der „Küstenweg“ und der „Portugiesische Weg“.

Die Jakobus-Wallfahrten bedeuten für Spanien einen wichtigen Wirtschaftsfaktor. Gewöhnlich setzen Pilger unterwegs ein Tagesbudget von etwa 35 Euro für Unterkunft, Verpflegung und kleine Sonderausgaben an. Zu den offiziell beurkundeten Pilgern gesellen sich in Santiago de Compostela alljährlich mehrere Millionen Besucher aus aller Welt.

Auf den Spuren Jakobs

Der Apostel Jakob (Jakobus) hatte nach der Überlieferung versucht, das von den Römern beherrschte Spanien zum Christentum zu bekehren. Nach seiner Rückkehr nach Jerusalem wurde er im Jahr 44 enthauptet. Anhänger sollen seine Überreste später mit einem Boot nach Spanien gebracht haben; einer anderen Überlieferung zufolge waren die Reliquien des Heiligen eine Leihgabe von Kaiser Justinian (482-565) an das Katharinenkloster im Sinai. Dort seien seine Überreste dann vor den Muslimen nach Spanien gerettet und dort vergraben worden.

Steintafel auf dem Jakobsweg

ORF.at/Ivana Martinovic

Steintafel auf dem Jakobsweg

Der Legende nach beobachtete ein spanischer Hirte eine Lichterscheinung über einem Feld, das ihn zu einer Grabstelle führte. Der herbeigerufene Bischof Teodomiro „identifizierte“ (vermutlich 834) das Grab als das des heiligen Jakob. An dieser Stelle erhebt sich heute die Kathedrale von Santiago, eine der imposantesten Kirchen Spaniens. Jakob ist bis heute der Schutzheilige Spaniens. Die Echtheit der Gebeine gilt als keineswegs erwiesen.

Hartes Pflaster

Bereits im 12. Jahrhundert überzog ein dichtes Netz von Pilgerwegen Süd- und Mitteleuropa. Dabei war der Jakobsweg durchaus ein hartes Pflaster: Pilger wurden häufig überfallen und ausgeraubt, auch Prostitution war weit verbreitet. Neben den fast zahllosen Verästelungen und Zubringerwegen gab es (je nach Zählung) vier bis sechs Hauptrouten durch Frankreich.

In den 1980er-Jahren riefen Papst Johannes Paul II. (1978-2005) und der Europarat zur Wiederbelebung der Jakobswege auf. Seither hat auf dem ganzen Kontinent eine Renaissance dieser „europäischen Kulturbewegung“ eingesetzt, wie die von Jahr zu Jahr steigende Zahl von Pilgern belegt.

religion.ORF.at/KAP