Israelitische Kultusgemeinde trauert um Ari Rath

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) trauert um den Publizisten Ari Rath. Er starb Freitag Früh in Wien. Er wurde 92 Jahre alt. „Alles, was mir lieb und wichtig war, wurde mir nach dem 11. März 1938 genommen, weil ich Jude bin“, schrieb er in seinen Erinnerungen.

Bereits als Kind sei Rath antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, schreibt Oskar Deutsch, Präsident der IKG Wien, in einer Aussendung am Freitag. Rath gelangte als 13-Jähriger mit einem Kindertransport nach Palästina, wo er in einem Kibbuz lebte und arbeitete. „Er hat unter den damals sehr schwierigen und entbehrungsreichen Bedingungen tatkräftig am Aufbau Israels mitgearbeitet“, so die Aussendung.

Ari Rath 2013

APA/BKA/Andy Wenzel

Ari Rath 2013

Versöhnung mit Österreich

Als international bekannter Journalist und ehemaliger Herausgeber der „Jerusalem Post“ hatte seine Meinung großes Gewicht in der Gesellschaft. Nicht nur seine persönlichen Erlebnisse, sondern auch der spätere Umgang Österreichs mit der Geschichte, hätten Rath zu einer skeptischen und kritischen Haltung bewogen, schreibt die IKG.

Der spätere Journalist wurde 1925 in Wien geboren. 1938 musste er vor den Nazis nach Palästina flüchten. 1948 - zehn Jahre nach seiner Flucht - besuchte er erstmals nach der NS-Zeit Wien. „Seine Versöhnung mit Österreich und Rückkehr nach Wien bedeutete nicht nur für unsere Jüdische Gemeinde eine große menschliche und intellektuelle Bereicherung“, schreibt die IKG. Rath studierte Zeitgeschichte und Volkswirtschaft. Von 1975 bis 1989 war er Herausgeber und Chefredakteur der „Jerusalem Post“, die unter ihm eine liberale Linie vertrat.

Im Jahr 2007 nahm er wieder die österreichische Staatsbürgerschaft an, als seine Heimat bezeichnete er dennoch Israel. Dort wollte er laut „Standard“-Artikel auch begraben werden. 2011 wurde er mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.

Von der Möglichkeit des Friedens überzeugt

„Ich habe Ari Rath als einen unermüdlichen Kämpfer für Toleranz und Versöhnung gekannt, er wird uns sehr fehlen“, so Deutsch betroffen über das Ableben von Ari Rath. Mit seiner Überzeugung, den Frieden der Region dauerhaft nur mit einer garantierten Koexistenz von Israelis und Palästinensern sichern zu können, prägte Rath auch die „Jerusalem Post“, zu deren 50. Geburtstag er 1982 in einer Sonderausgabe programmatisch formulierte: „Um Frieden zu erreichen, muss Israel bereit sein, einen Teil der Territorien aufzugeben, die es seit 1967 besetzt hat“.

Seit einer Initiative zum 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erzählte Ari Rath als einer von mehreren Zeitzeugen wiederholt seine Geschichte im Burgtheater Wien und auch bei Auftritten im Ausland. Noch vor zwei Jahren trat er auf Einladung des Parlaments als Zeitzeuge anlässlich des Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus auf.

Hoffnungen enttäuscht

In seinen Erinnerungen, die 2012 unter dem Titel „Ari heißt Löwe“ veröffentlicht wurden, schrieb Rath: „Ich habe vieles erlebt, was ich zuvor für unmöglich hielt. Mein sehnlicher Wunsch ist es, den Aufbruch zum Frieden in meiner Heimat noch zu sehen.“ Zuletzt hatte er die Zuversicht doch etwas verloren.

Er hatte nur wenig Hoffnung auf eine Lösung des Nahost-Konflikts. „Ich bin enttäuscht, es ist alles so verworren auf beiden Seiten“, meinte er im Sommer 2014 im ORF-Radio. Dabei hatte Rath sein schicksalgeprüftes Leben stets als „fast exzessiver Optimist“ gemeistert.

2014 forderte Rath mehr EU-Engagement für Nahost. Friedenspläne wären ja da, meinte er: „Man muss nur die richtige Schublade öffnen“. Bis zu seinem Tod hatte er vergebens darauf gewartet. Während eines Israel-Besuchs traten Herzprobleme bei Rath auf, im Wiener AKH wurde er operiert, es seien jedoch noch Probleme mit der Lunge dazugekommen, berichtete der „Standard“. Seinen 92. Geburtstag hatte Rath erst am 6. Jänner gefeiert.

religion.ORF.at/APA

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