Kardinal: Papst-Schreiben spaltet Meinung der Bischöfe

Der italienische Kardinal und emeritierte Erzbischof von Bologna, Carlo Caffarra, hat seine Forderung an Papst Franziskus verteidigt, bestimmte Positionen zur Ehemoral klarzustellen. Das Schreiben des Papstes „spalte die Bischöfe“.

Die „Spaltung unter den Bischöfen“ sei nicht Folge des Briefes von Caffarra und drei weiterer Kardinäle an den Papst, sondern dessen Grund, sagte Caffarra der Zeitung „Il Foglio“ am Wochenende. „Nur ein Blinder kann leugnen, dass die Kirche in großer Verwirrung ist“, so Caffarra wörtlich.

„Eine einfache Frage der Logik“

Der Kardinal wandte sich gegen eine erleichterte Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion, auch wenn dies von manchen Bischöfen so gelehrt werde. Wenn Personen in einer kirchenrechtlich illegalen Beziehung Sakramente empfangen könnten, ohne sich zuvor zu sexueller Enthaltsamkeit zu verpflichten, müsse man „auch lehren, dass Ehebruch nicht an und für sich schlecht ist“. Dies sei „eine einfache Frage der Logik“.

Caffarra, früherer Professor für Moraltheologie und von 1981 bis 1995 Leiter des päpstlichen Instituts für Ehe- und Familienfragen, hatte gemeinsam mit den deutschen Kardinälen Walter Brandmüller und Joachim Meisner sowie dem US-Amerikaner Kardinal Raymond Leo Burke vom Papst die Klärung bestimmter Aussagen in seinem Schreiben „Amoris laetitia“ zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen verlangt. Der Brief wurde im November veröffentlicht und sorgt seither für Diskussion.

„Schwere Pflicht, Papst zu beraten“

Caffarra sagte dem „Foglio“, für die Kardinäle sei es „die schwere Pflicht, den Papst bei der Leitung der Kirche zu beraten“. Eine Kirche, die der eigenen Lehre wenig Beachtung schenke, sei „keine pastoralere, sondern eine ignorantere Kirche“. Dies hieße „die seelsorgliche Praxis auf dem Gutdünken gründen“, so der Kardinal.

Im Zentrum der Debatte um die Situation wiederverheirateter Geschiedener in der katholischen Kirche steht die Fußnote 351 im Papstschreiben „Amoris laetitia“, die von manchen Interpreten als Öffnung gesehen wird. Caffarra nannte den Passus „zweideutig“. Es sei zu prüfen, ob die betreffende Aussage „im Widerspruch zur vorhergehenden Lehre der Päpste zu dieser Frage stehe oder nicht“.

Nach seiner eigenen Auffassung könne die seelsorgliche Hilfe nur darin liegen, die Betreffenden zu der Einsicht zu führen, „dass sie sich in einer Situation befinden, in der sie die Eucharistie nicht empfangen können“. Zu einer möglichen Gewissensentscheidung sagte Caffarra, wer einer Person rate, ihrem Gewissen zu folgen, ohne zugleich die Suche nach der „Wahrheit des Guten“ zu verlangen, gebe ihr „die zerstörerischste Waffe ihrer Menschlichkeit“ in die Hand.

religion.ORF.at/KAP

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