Bischöfe: Trumps Wahlspruch widerspricht Bibel

Papst Franziskus und Kirchenvertreter in Deutschland haben unterschiedlich auf den Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump reagiert. Während der Papst zu Besonnenheit und zum Abwarten riet, zeigten sich deutsche Bischöfe besorgt.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki äußerte sich kritisch zu Trumps Machtgebaren. Der Aufruf „Make America great again!“ habe den vermeintlich mächtigsten Mann der Welt ins Amt getragen, sagte der Erzbischof am Sonntag im Kölner „domradio“. Für ein Amt mit Einfluss gebe es in der Bibel aber eine ziemlich radikale und eindeutige Antwort: „Wer bei Euch groß sein will, der soll der Diener aller sein!“

Papst will abwarten

Woelki räumte ein, dass auch er als Erzbischof immer wieder vor der Herausforderung stehe, die ein einflussreiches Amt mit sich bringe. Jesu Forderung, Diener aller zu sein, sei so klar und stark, „dass ich nicht sehe, wie man sich daran vorbeimogeln könnte“. Wer Christ sein wolle, müsse sich an dieser Botschaft orientieren. Das gelte nicht nur für Trump.

In einem am Samstagabend veröffentlichten Interview der Zeitung „El Pais“ sagte Papst Franziskus, niemand solle „sich erschrecken oder sich freuen über etwas, was passieren könnte“. Man werde sehen, „was er tut, dann werde ich mir meine Meinung bilden“.

Bischof Trelle „entsetzt“ über Trumps „America first“

Beorgnis und Kritik äußerte auch der katholische Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle. Dieser war nach eigenem Bekunden „betroffen und entsetzt“ von der ersten Rede des neuen US-Präsidenten Donald Trump nach dessen Amtseinführung. Vor allem die Botschaft „America first“ mache ihm Sorgen, sagte der Bischof am Wochenende in Verden.

Zugleich rief Trelle dazu auf, prophetisch die Stimme gegen den Populismus zu erheben und Haltung zu zeigen. Politiker müssten Anwalt der globalen Menschheit sein und dürften nicht Mauern und Wälle errichten: „In dieser Welt überleben wir nur in Gemeinsamkeit.“

Niemand dürfe auf die Verliererstraße geschickt werden. Die Kirchen müssten gesellschaftlich anwesend bleiben und ihre Überzeugungen gemeinsam vertreten, betonte der Bischof beim Neujahrsempfang des Diözesanrates der Katholiken.

Nicht „trumpisieren“ lassen

Die Theologin Margot Käßmann schlug vor, als Antwort „Make Europe great again“ dagegen zu setzen. „Wir sind ein wunderbarer Kontinent der Vielfalt“, schreibt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland in ihrer Kolumne in der „Bild am Sonntag“. Sie hoffe, dass sich die Menschen in Europa nicht „trumpisieren“ ließen.

Am ersten Amtstag des neuen US-Präsidenten haben weltweit zahlreiche Demonstrationen gegen Donald Trump stattgefunden. In Washington gab es einen „Women’s March“ für Frauenrechte und gegen chauvinistische und rassistische Äußerungen Trumps. Dort traten Prominente wie Michael Moore, Madonna und Scarlett Johansson ans Mikrofon. Die Veranstalterinnen in Washington sprachen von einer halben Million Teilnehmerinnen. Für Los Angeles ging die Polizei von mehr als einer halben Million Demonstranten aus.

Weltweit Demonstrationen gegen Trump

Weltweit gab es am Samstag etwa 600 Protestaktionen gegen den neuen US-Präsidenten. So nahmen in Wien am Samstagnachmittag laut Polizeiangaben 2.500 Menschen am „Women’s March“ teil. Der Reigen der Kundgebungen begann in Australien und Neuseeland. In London verkündeten die Organisatoren circa 100.000 Teilnehmer. Anti-Trump-Proteste gab es auch in Paris, Berlin, Amsterdam, Prag und zahlreichen anderen Großstädten Europas.

Trump hatte am Freitag mit der Parole „Amerika zuerst“ sein Amt angetreten. Dieses Ziel solle fortan in allen Bereichen von Politik und Wirtschaft gelten. Reformen und Umweltzusagen von Amtsvorgänger Barack Obama sowie multilaterale Vereinbarungen sollen revidiert werden.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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