US-Bischofskonferenz lehnt Trumps Mauerprojekt ab

Die US-amerikanischen Bischöfe haben am Mittwoch (Ortszeit) den vom neuen Präsidenten Donald Trump geplanten Mauerbau an der Grenze zu Mexiko kritisiert.

In der Erklärung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz (USCCB), Kardinal und Erzbischöf der Grenzdiözese Galveston-Houston, Daniel DiNardo, geht es auch um die erweiterten Befugnisse zu Sicherheitshaft für illegal Eingewanderte.

Der US-amerikanische Kardinal Daniel DiNardo

APA/AFP/Andreas Solaro

Kardinal Daniel DiNardo

"Heute hat Präsident Donald Trump Ankündigungen gemacht, die mich sehr beschäftigen. Dazu gehören die Erteilung einer Exekutivverfügung zur Errichtung einer Mauer an der Grenze USA-Mexiko, womit die Inhaftierung und die Abschiebung von Immigranten signifikant erhöht wird, und die Genehmigung präventiver Bundesstaats- und Ortsverbandgesetze, um ihre Gemeinschaften schützen können. ( ... )

Noch anfälliger für Schlepper

Als Erzbischof einer Diözese in Texas glaube er, „dass der Auftrag, eine Mauer an unserer Grenze zu Mexiko zu bauen, Migranten nur anfälliger für Menschenhändler und Schlepper macht, die ihr Leben in unnötige Gefahr bringen“, so Kardinal DiNardo.

Die Mauer destabilisiere auch die vielen lebendigen und miteinander verbundenen Gemeinschaften, „die in Frieden diesseits und jenseits unserer Grenze leben“, warnte DiNardo. Seine Erzdiözese Galveston-Houston engagiere sich demgegenüber für eine Einwanderungspolitik, „die gleichzeitig die Menschenrechte, die Würde und die Heimat schützt“.

Ausbeutung und Bedrohung

Das nicht funktionierende Einwanderungssystem habe im Lauf der Jahre bereits großes Leid verursacht, und das habe man in Texas unmittelbar erlebt. „Wir haben den Schmerz, die Angst und den Kummer der Menschen, die zu uns gekommen sind, erlebt, jener, die unter uns im Schatten der Gesellschaft leben müssen. Viele haben Ausbeutung am Arbeitsplatz erlitten, unter der ständigen Bedrohung der Deportation gelebt und die Last der Angst vor einer möglichen Trennung von ihren Familienangehörigen und Freunden getragen.“

Er und viele weitere religiöse Verantwortlichen respektierten zwar das Recht der Bundesregierung, Grenzen zu kontrollieren und Sicherheit für alle Amerikaner zu schaffen, „wir glauben aber nicht, dass eine großräumige Ausweitung der Immigrantenhaft und verstärkte Druckausübung gegenüber Migrantengemeinschaften der Weg ist, diese Ziele zu erreichen. Stattdessen bleiben wir fest in unserem Engagement für eine Reform, die umfassend, mitfühlend und von gesundem Menschenverstand getragen ist“, heißt es in dem Appell.

Beispiel von Papst Franziskus

Der Vorsitzende der USCCB-Kommission für Migranten, Bischof Joe Vasquez, schrieb in einem kritischen Statement: „Anstatt Mauern zu bauen, werden meine Amtsbrüder und ich auch weiterhin dem Beispiel von Papst Franziskus folgen. Wir werden uns bemühen, Brücken zwischen Menschen zu bauen, Brücken, die es uns ermöglichen, die Mauern von Ausgrenzung und Ausbeutung zu brechen.“ Während seines Mexiko-Besuchs im Februar 2016 hatte sich auch der Papst an der US-Grenze deutlich gegen die Mauerbau-Pläne ausgesprochen.

Vasquez betonte weiter, die jetzt angekündigten Maßnahmen könnten die Probleme eher verschärfen: „Wir werden weiterhin solidarisch mit den Migrantenfamilien zusammenarbeiten. Wir erinnern unsere Gemeinden und unsere Nation daran, dass diese Familien einen Wert als Kinder Gottes haben.“

3.100 Kilometer Länge

Trump hatte am Mittwoch die präsidiale Order zum Bau einer Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko unterzeichnet, wie er es im Wahlkampf immer wieder angekündigt hatte. Die Planungen dafür sollen sofort, der Bau in Kürze beginnen. Am Ende soll die bisher teilweise nur mit Metallzäunen und Sperranlagen versehene Grenze im Süden der USA auf der vollen Länge von rund 3.100 Kilometern komplett mit einer hohen Mauer befestigt sein.

Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto kritisiert den Mauerbau scharf. „Mexiko glaubt nicht an Mauern“, sagte Pena Nieto in einer am Mittwochabend (Ortszeit) ausgestrahlten Video-Botschaft. Eine finanzielle Beteiligung am Mauerbau schloss er erneut aus: „Mexiko wird keine Mauer bezahlen.“

Vor einer geplanten Reise nach Washington am 31. Jänner suchte Mexikos Präsident auch den Rat der Bischöfe und des Apostolischen Nuntius. Zum Inhalt seiner Gespräche mit Kardinal Jose Francisco Robles Ortega (Guadalajara), weiteren Bischöfen und Nuntius Franco Coppola äußerte sich das Staatsoberhaupt nicht.

Meinung des Papstes ausschlaggebend?

Doch die Medien spekulierten bereits, Pena Nieto wolle die Meinung des Papstes einholen. Die von Trump angekündigte Grenzmauer, die Massenabschiebungen illegaler Einwanderer und die Attacken auf den Produktionsstandort Mexiko werden die nächsten Monate seiner Präsidentschaft und wohl auch die direkten Gespräche mit der Trump-Regierung am 31. Januar in Washington bestimmen.

Der Generalsekretär der Mexikanischen Bischofskonferenz, Weihbischof Alfonso Miranda Guardiola (Monterrey), schrieb in einer Botschaft in den Sozialen Medien an den neuen US-Präsidenten: „Wir lassen uns nicht durch den Bau einer Mauer demütigen.“ Arm, aber nicht würdelos seien die mexikanischen Freunde der USA, ließ Miranda wissen.

Kardinal: „Mauer nicht möglich“

Kardinal Carlos Aguiar Retes (Tlalnepantla) betonte, wer die Grenze kenne, der wisse, dass eine Mauer nicht möglich sei. Kardinal Norberto Rivera Carrera (Mexiko-Stadt) betonte, er hoffe, „dass Gott das Herz“ des neuen US-Präsidenten öffnet. Dieser möge dann auch an „die Einwanderer und die Armen“ denken, zitierten Medien aus einer Predigt Riveras unmittelbar vor Trumps Vereidigung.

Viele Bischöfe sind in Sorge um die soziale Entwicklung in ihrem Land, sollten die vom neuen Mann im Weißen Haus angekündigten Massenabschiebungen erfolgen. Mexiko hat 2016 selbst fast 200.000 Menschen abgeschoben. Der Anteil der Flüchtlinge aus Haiti, Kuba, Afrika und Asien unter den in die Heimat zurückgeführten Personen sei dabei deutlich gestiegen.

Zugleich wurden rund 220.000 aus den USA abgeschobene Mexikaner wieder in die Gesellschaft integriert, wie das Amt für Migration mitteilte. Zuletzt hielten sich also Abschiebungen und Rückführungen in etwa die Waage. Das aber, so befürchten vor allem die Grenzdiözesen, könnte sich schon bald ändern.

religion.ORF.at/KAP

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