Israel: Wiedereröffnung von Kloster Tabgha

Knapp 20 Monate nach dem Brandanschlag jüdischer Extremisten auf das deutsche Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am Sonntag das Atrium der Brotvermehrungskirche feierlich wiedereröffnet.

In einer Zeit von wachsendem Nationalismus, so Kardinal Woelki in seiner Predigt, brauche es Versöhnung und ein Leben aus dem Evangelium. Mit Dankbarkeit sehe man, dass die Schäden des Brandes nicht mehr sichtbar seien, auch wenn „sicher Verletzungen bleiben“ bei jenen, die die Schäden erfahren haben, so Woelki weiter.

Christliches Vorgehen gegen nationalistische Ideen

Machthaber in der ganzen Welt schürten „heute wieder stärker denn je nationalistische Ideen und geben ihnen einen religiösen Rahmen“. Dadurch schürten sie Abgrenzung und verführten insbesondere junge Menschen zu Hass und Gewalt, so der Kardinal. „Wir als Christen sind gefordert, Gottes Reich und Gerechtigkeit durch unser Tun eine konkrete Gestalt zu geben“.

Der israelische Präsident Reuven Rivlin dankte in seiner Ansprache allen am Wiederaufbau Beteiligten. „Ich bin gekommen, um laut und deutlich zu sagen: Hass kann nicht gewinnen“, so Rivlin wörtlich. Alle Menschen seien gleich vor Gott und dem Gesetz. „Wir stehen ein für Religionsfreiheit, weil wir als Volk sehr gut wissen, was es bedeutet, religiöse Verfolgung zu erleiden, und wir stehen ein für religiöse Freiheit, weil wir ein demokratischer Staat sind“, so der Präsident.

Hochrangige Gäste bei den Feierlichkeiten

Anwesend war auch der deutsche Botschafter, Clemens von Goetze. Er dankte dem Staat Israel für Anstrengungen, die heiligen Stätten im Land zu sichern. Zu den Gästen gehörten neben Vertretern des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande zudem der Nuntius in Israel, Erzbischof Guiseppe Lazzarotto, George Wadih Bakouni, griechisch-katholischer melkitischer Erzbischof von Akko, Haifa, Nazareth und ganz Galiläa sowie Vertreter der Drusen.

Geistlicher in den Trümmern der durch einen Brandanschlag verwüsteten Brotvermehrungskirche in Tabgha, Israel

APA/EPA/Atef Safadi

Ein Geistlicher bei den Aufräumungsarbeiten nach dem Brandanschlag

Im Juni 2015 verübten mutmaßlich Täter aus der israelischen Siedlerbewegung einen Brandanschlag auf das zur Abtei gehörende Kloster Tabgha am See Genezareth. Es entstand ein Schaden in Millionenhöhe; zwei Personen wurden leicht verletzt.

religion.ORF.at/KAP