Valentin: Auf den Spuren eines rätselhaften Heiligen

Insgesamt 17 heilige Valentins kennt das Christentum. Die Verknüpfung eines von ihnen mit heidnischen Bräuchen führte zum heute bekannten Valentinstag. Historisch ist der Ursprung des Feiertags umstritten.

In christlicher Tradition beruft man sich am Valentinstag meist auf den heiligen Valentin von Terni, einen der - sage und schreibe - 17 heiligen Valentins. Dessen Person ist historisch aber schwer fassbar. Die literarischen und archäologischen Quellen über den heiligen Valentin lassen, wie bei vielen antiken Heiligen, eigentlich nur Vermutungen zu. Fest steht, dass Bischof Valentin von Terni um 269 in Rom hingerichtet wurde, weil er seinen Glauben nicht leugnen wollte.

Legenden und Wunder

Die Legende rund um den heiligen Valentin, der für den Valentinstag zuständig ist, besagt, dass dieser am 14. Februar 269 n. Chr. den Märtyrertod erlitten haben soll, weil er Liebende entgegen einem kaiserlichen Dekret nach christlichem Ritus getraut hatte. Er soll auch junge Paare getauft haben, wodurch er zum Fürsprecher der Verlobten und zum Gewährsmann einer guten Heirat wurde.

Abbildung des heiligen Valentin von Terni (1493)

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Illustration aus der Schedel’schen Weltchronik 1493

Weiters soll er den Frischvermählten Blumen aus seinem Garten geschenkt und den Männern, der Liebe wegen, vom Krieg abgeraten haben: für den römischen Kaiser Claudius Gothicus ein ungeheurer Affront. Dieser hatte es jungen Männern per Gesetz verboten sich zu vermählen, in der Annahme, dass Heiraten dem Soldatenleben nicht zuträglich wäre.

Valentin gilt auch als Schutzpatron der Epileptiker, da er einen an Epilepsie Erkrankten geheilt haben soll. Die Bedeutung als Wunderheiler könnte Valentin jedoch von einem anderen Heiligen diesen Namens übernommen haben, der um das Jahr 475 bei Meran als Wanderbischof starb, aber im Gegensatz zum römischen Valentin am 7. Jänner gefeiert wird.

Ehrentag für Göttin Juno

Am historischen Wahrheitsgehalt der Legenden darf jedenfalls zu Recht gezweifelt werden. Wesentlich wahrscheinlicher ist es, dass die „Romantisierung“ Valentin von Ternis und damit des 14. Februars eher zweckorientiert war, um alte heidnische Feste zu christianisieren - eine Praxis, die zum Beispiel auch beim Weihnachtsfest Anwendung gefunden hat. So gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass der Ursprung des Valentinstags eigentlich in dem antiken Fest für die römische Göttin Juno liegt, der Beschützerin von Frauen, Ehe und Familie.

Ihr Ehrentag war ebenfalls der 14. Februar, und es sollen ihr zu diesem Anlass auch Blumenopfer dargebracht worden sein. Mit diesem Fest vermischte sich die Tradition der römischen Lupercalia (Lupercalien), einem exzessiven Fruchtbarkeitsfest, das am 15. Februar gefeiert wurde. Die beiden Riten dürfte das Christentum wohl mit der Person des heiligen Valentin verbunden haben.

Kein Namenspatron im liturgischen Kalender

Nachgewiesen ist das Feiern des „üblichen“ romantischen Valentinstags aber erst seit dem Mittelalter, vor allem in Frankreich und England. Hier wurde der 14. Februar mit der beginnenden Paarungszeit der Vögel und somit dem Frühlingsbeginn in Verbindung gebracht. Wer zusammen auf ein „Valentinsdate“ gehen sollte, wurde damals noch per Losverfahren ermittelt oder durch den ersten Blickkontakt zweier Menschen am Morgen. Englische Auswanderer nahmen den Valentinsbrauch dann mit in die Neue Welt – und durch US-Soldaten kam der Brauch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zurück und auch nach Österreich.

Abbildung des heiligen Valentin von Terni (etwa 1510). Momentaner Standort: Veste Coburg, Deutschland

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Darstellung des heiligen Valentin um 1510. Ausgestellt in der Veste Coburg, Deutschland

Was die wenigsten wissen: Im neuen liturgischen Kalender erscheint der heilige Valentin schon seit 1970 nicht mehr als Namenspatron des 14. Februars. Das hat seiner großen Popularität und weiten Verbreitung aber keinen Abbruch getan, und so überstrahlt er nach wie vor die „offiziellen“ Namensträger Cyrill und Methodius, die eigentlich an diesem Tag gefeiert werden sollten.

Beliebter Volksheiliger

Im Mittelalter kam der Brauch, Valentin als Patron der Liebenden zu feiern, zunächst in Frankreich, Belgien und England auf, nachgewiesen erstmals im 14. Jahrhundert mit „Valentine greetings“. Schon bald zählte er, ähnlich wie Nikolaus und Martin, zu den beliebtesten Volksheiligen, um die sich bis heute lebendiges Brauchtum rankt.

Es gibt keinen anderen Tag im Jahr, der für die Blumenhändler auch nur annähernd so lukrativ ist wie der Valentinstag. In den USA wird der Valentinstag deswegen oft zu den sogenannten „Hallmark-Holidays“ gezählt, jenen Feiertagen, die ausschließlich aus kommerziellen Interessen gegründet wurden. Zu diesen zählen außerdem Mutter- und Vatertag.

Nicht überall herrscht ungebrochene Begeisterung über den Valentinstag. In Saudi-Arabien etwa steht er auf der Verbotsliste. Der Kauf von Dingen, wie rote Rosen, die sich als Valentinstagsgeschenk eignen, ist bereits einige Tage vorher verboten.

Paul Philipp für religion.ORF.at

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