Rücktritt in Schweizer Missbrauchskommission

Laut Nachrichtenagentur kath.ch hat der massiv in Kritik gekommene Kapuzinerpater Ephrem Bucher die Konsequenzen gezogen und ist von seiner Mitgliedschaft in der Schweizer Missbrauchskommission zurückgetreten.

Nachdem zu Wochenbeginn das Erscheinen der Autobiografie eines Schweizer Missbrauchsopfers für Aufsehen gesorgt hatte, vor allem auch, weil Papst Franziskus das Vorwort für das Buch geschrieben hat, ist es zu Erschütterungen in der involvierten Ordensgemeinschaft und in der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) gekommen.

Pädophilen Priester gedeckt

Unter Beschuss kam vor allem die bischöfliche Missbrauchsaufarbeitungs-Kommission („Fachgremium der SBK Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld“). Wie die Schweizer katholische Nachrichtenagentur kath.ch am Freitag berichtete, trat Bucher als „Experte“ von seiner Mitgliedschaft in der Kommission zurück.

Bucher war erst im Vorjahr in die neue Schweizer Missbrauchsaufarbeitungs-Kommission berufen worden. Er kam in die Kritik, weil er als Provinzial der Schweizer Kapuziner (2001 bis 2004 sowie 2007 bis 2013) seinen pädophilen Mitbruder Joel Allaz, dessen Untaten im Mittelpunkt der vom Papst mit einem Vorwort versehenen Autobiografie stehen, nicht angezeigt hatte und dennoch von der SBK als „Experte“ in ihr Gremium geholt worden war. Bucher, der heute das Kapuzinerkloster in Mels an der liechtensteinischen Grenze leitet, war für kath.ch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Missbrauchsopfer schrieb Autobiografie

Anfang dieser Woche veröffentlichte der Fribourger Familienvater und Ex-Priester Daniel Pittet seine autobiographischen Horrorerlebnisse unter dem Title „Mon Pere, je vous pardonne" (Mein Pater, ich vergebe dir“) in Buchform. Das Buch sorgte wegen des Papst-Vorworts weltweit für Schlagzeilen. Pittet beschreibt im Buch, wie er während vier Jahren als Ministrant vom Kapuziner Joel Allaz sexuell misshandelt worden war.

Psychotherapie statt Berufsverbot

Die Kapuziner versetzten nach Bekanntwerden der Ereignisse Allaz 1989 nach Frankreich, jedoch ohne Anzeige zu erstatten. Allaz betätigte sich auch in Frankreich als aktiver Pädophiler, und der Orden erhielt entsprechende Informationen. Bucher entschied damals, dass Allaz eine Psychotherapie absolvieren müsse.

Bucher holte Allaz 2012 in die Schweiz zurück, nachdem dieser in Frankreich seinen Neffen missbraucht und dafür eine zweijährige Bewährungsstrafe erhalten hatte. Aber Bucher habe sich auch vor dem Hintergrund derart schwer wiegender Fakten nicht dazu durchringen können, Anzeige zu erstatten.

„Mit Bedacht entschieden“

In Interviews für die Schweizer kirchlichen Medien begründete Bucher, sein Vorgehen in der Causa Allaz sei deshalb „mit äußerstem Bedacht, sozusagen wie mit einer Pinzette“, erfolgt, weil er über die Selbstmordgefahr seines Mitbruders Kenntnis hatte. Zudem seien Allaz nach 2001 seelsorgliche Tätigkeiten verboten worden. Eine zwangsweise Rückversetzung in den Laienstand erfolgte aber nicht.

Die Schweizer Missbrauchsaufarbeitungs-Kommission berät die Schweizer Bischofskonferenz hinsichtlich der psychologischen, rechtlichen, sozialen, moralischen, theologischen und kirchenpolitischen Aspekte der Thematik sowie bei der notwendigen Öffentlichkeitsarbeit. Es verfolgt die Entwicklung der Problematik inner- und außerhalb der Kirche und weist auf notwendige Maßnahmen hin, heißt es auf der Website der SBK.

religion.ORF.at/KAP

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