Australien: Bischof outet sich als Missbrauchsopfer

Ein katholischer Bischof hat am Dienstag (Ortszeit) im Rahmen der offiziellen Untersuchungskommission, die Missbrauchsvorwürfe in Australien aufarbeiten soll, ausgesagt, dass er selbst Opfer von Missbrauch durch einen Geistlichen gewesen sei.

Der Bischof von Parramatta, Vincent Long Van Nguyen, ging mit seiner emotionalen Aussage zum ersten Mal mit seinen Erlebnissen an die Öffentlichkeit, wie der britische „Guardian“ (Onlineausgabe) am Dienstag berichtete. Er sagte, er habe als Erwachsener Missbrauch erlebt, was ihn mit anderen Opfern mitfühlen lasse.

Er machte seine Aussagen vor der Royal Commission into Institutional Responses to Child Sexual Abuse in Sydney. Die Kommission wurde 2013 eingesetzt, um Missbrauchsvorwürfe aufzuarbeiten. Nach ihren Zahlen wurden zwischen 1950 und 2015 in mehr als tausend katholischen Einrichtungen wie Kirchen, Heimen oder Internaten Kinder sexuell missbraucht.

„Gerechtigkeit und Würde“ für Opfer

Bischof Long rief die Kirche dazu auf zu erwägen, die Macht von Priestern zu reduzieren und Gemeindemitgliedern mehr Einfluss zu geben. „Ich war auch ein Opfer von sexuellem Missbrauch durch einen Geistlichen, als ich nach Australien kam, obwohl ich sogar schon erwachsen war“, erzählte der frühere Flüchtling der Kommission. „Das hatte eine machtvolle Wirkung auf mich und darauf, wie ich mich in andere Opfer einfühlen kann, wie ich mich wirklich anstrenge, Gerechtigkeit und Würde für sie zu erreichen.“

Ein Demonstrant hält Schilder vor der Royal Commission into Institutional Responses to Child Sexual Abuse in Sydney

APA/AFP/William West

Ein Demonstrant vor der Royal Commission into Institutional Responses to Child Sexual Abuse in Sydney

Emotionaler Auftritt

Long, der erste australische Bischof mit vietnamesischem Migrationshintergrund, erhielt für seine Aussagen Applaus. Missbrauchsopfer und deren Angehörige suchten danach seine Nähe, einige weinten, so der „Guardian“. Der Bischof sagte weiter, Titel und Privilegien sowie die institutionelle Dynamik innerhalb der katholischen Kirche würden „klerikale Überlegenheit und Elitedenken vermehren“.

Er hoffe, dass die Opfer seiner eigenen Diözese froh über die Art und Weise seien, wie ihre Fälle behandelt worden seien. „Wie kann ich diesen Opfern in die Augen schauen und sagen, ich würde ihren Schmerz teilen, wenn ich nicht alles in meiner Macht stehende tun würde, um ihnen Gerechtigkeit, Würde und Heilung zu bringen?“, so Long.

„Massive Fehler“ in Kirchenführung

Auch der Bischof der Erzdiözese Hobart, Julian Porteous, sagte vor der Kommission aus. Er gab an, die Schuld liege zwar bei den jeweiligen Tätern, er sehe jedoch auch „massive Fehler“ in der Kirchenführung. Er versuche noch immer, das massive Ausmaß des Kindesmissbrauchs in Australien zu begreifen, so Portous in einem weiteren „Guardian“-Bericht. Einer von 14 Geistlichen soll sich des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht haben. Die Anhörung soll noch bis Mittwoch weitergehen.

religion.ORF.at

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