IKG warnt vor „politischem Islam“ in Österreich

Österreich habe ein akutes Problem mit dem „politischen Islam“, und das nicht erst seit den Flüchtlingsbewegungen, so Raimund Fastenbauer, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in Wien, in einem Interview mit der Zeitschrift „Academia“.

Den Christen attestierte er Leichtgläubigkeit, berichtete Kathpress am Donnerstag. Fastenbauer bezog sich auf einen Islam nahöstlicher Prägung, „der durch und durch antisemitisch ist und intolerant gegenüber Andersgläubigen, auch dem Christentum“.

Diese Prägung habe schon vor Jahren in den islamischen Institutionen in Österreich Fuß gefasst, meinte er unter Verweis auf die Muslimbruderschaft und die türkische Organisation Milli Görüs. Auch in der türkischen Community in Österreich sei der Antisemitismus „stark ausgeprägt“.

Veränderte Großwetterlage

Spürbar sei diese veränderte Großwetterlage inzwischen deutlich, so Fastenbauer - etwa wenn man sich als orthodoxer Jude durch bestimmte Wiener Bezirke bewege. Kritisch sieht er die staatliche Haltung dem politischen Islam gegenüber: Man habe das Problem „sehr lange vernachlässigt“ - zunächst aus „Unverständnis“, dann aus „parteitaktischen Gründen“. Inzwischen jedoch wache man auch auf staatlicher Seite langsam auf.

Kritik übte der IKG-Generalsekretär in diesem Zusammenhang auch an einer gewissen Blauäugigkeit unter Christen im Blick auf die in Österreich ankommenden Flüchtlinge. Die Gründe dafür ortet Fastenbauer unter anderem in einer christlichen Haltung, die allzu „konsensfreudig und ‚weich‘“ sei, wenn es etwa um den interreligiösen Dialog und etwaige Kritik am jeweiligen Gegenüber gehe.

Jüdische Zuwanderung forcieren

Zentral ist künftig laut Fastenbauer eine umfassende Integration der Flüchtlinge und Zuwanderer, die auch das Akzeptieren der österreichischen Werteordnung umfassen müsse. „Da gilt österreichisches Recht, nicht die Scharia.“ Im Judentum gebe es etwa das Grundprinzip, dass staatliche Gesetzes stets einzuhalten sind - „unabhängig davon, welche Vorschriften durch die Religion vorgegeben werden“. Konkret brauche es Initiativen, die Zuwanderern etwa die österreichische Geschichte erkläre und die aufzeigen, wohin Fanatismus und Hetze führen könnten.

Die Kultusgemeinde habe in der Vergangenheit einen solchen mühsamen Integrationsprozess etwa mit den jüdischen Zuwanderern aus den zentralasiatischen Teilrepubliken der ehemaligen Sowjetunion erlebt. Man habe den Zuwanderern ihre Regeln und Bräuche gelassen, aber etwa massiv auf den Spracherwerb gesetzt, so dass nun in der zweiten, dritten Generation Deutsch zur Muttersprache geworden sei.

„Junge Leute fehlen“

Zuletzt verwies Fastenbauer auf ein akutes demografisches Problem der Kultusgemeinde: Die Jugend gehe häufig zum Studium ins Ausland - etwa nach Israel - und kehre dann oft nicht wieder zurück nach Österreich. „Diese jungen Leute fehlen dann bei uns.“

Daher wünsche sich die IKG eine „organisierte Zuwanderungspolitik gut ausgebildeter Kräfte“ etwa aus jüdischen Gemeinden in der Ukraine oder Russland. Mit diesem Ansinnen sei man jedoch bislang gescheitert, nicht zuletzt wegen der Kriterien der Rot-Weiß-Rot-Card. „Gleichzeitig müssen wir mitansehen, wie Zigtausende Menschen ohne jede Qualifikation unter dem Titel ‚Flüchtlingswelle‘ in unser Land strömen. Das stimmt nachdenklich.“

religion.ORF.at/APA/KAP

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