Medjugorje: Bischof bezweifelt Marienerscheinungen

Die im Dorf Medjugorje bei Mostar (Bosnien-Herzegowina) verehrte „Gospa“ ist nicht die Mutter Jesu, von der die Evangelien berichten: Das hat der zuständige Diözesanbischof von Mostar-Dubno, Ratko Peric, in einem langen Hirtenwort zu Beginn der Fastenzeit betont.

Das Statement wurde auf der diözesanen Website www.md-tm.ba in kroatisch und englisch veröffentlicht, berichtet Kathpress am Freitag. Es handle sich nicht um „authentische Marienerscheinungen“, schreibt der Bischof und bekräftigt darin weiters, dass seine Diözese, in deren Zuständigkeitsbereich Medjugorje fällt, seit jeher an der Authentizität der Erscheinungen zweifelt.

Papst Franziskus hatte kürzlich den Bischof von Praga (Warschau-Ost), Henryk Hoser, zum Sonderdelegaten für die Causa Medjugorje ernannt. Hoser, der ein erfahrener Afrikamissionar ist und u.a. Marienerscheinungen in Ruanda überprüft hatte, will laut polnischer katholischer Nachrichtenagentur KAI seine Medjugorje-Misson in der letzten März-Woche beginnen. Er sei noch nie dort gewesen, sagte er - mehr dazu in Papst will Regeln für Medjugorje.

Widersprüche bei Erscheinungen

Drei der sechs damals jungen Leute, die 1981 ursprünglich behauptet hatten, Maria gesehen zu haben, sagten laut Peric, dass die „Gospa“ ihnen jeden Tag erscheine. Die anderen drei sagten hingegen, Maria erscheine ihnen einmal im Jahr. Somit hätten die Widersprüche bereits kurz nach Beginn der angeblichen Erscheinungen begonnen.

Pilger im Marienwallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina

Reuters/Dado Ruvic

Medjugorje ist einer der größten römisch-katholsichen Pilgerstätten

Eine Diözesankommission habe die Phänomene bereits zwischen 1982 und 1986 untersucht - von 1987 bis 1990 habe sich die Jugoslawische Bischofskonferenz mit Medjugorje befasst. Alle Expertenteams seien damals zu dem Schluss gekommen, dass nicht behauptet werden könne, dass ein übernatürliches Ereignis in dem Dorf stattgefunden habe.

Überprüfungen eingeleitet

Trotz der Zweifel wurde Medjugorje zu einem der römisch-katholsichen beliebtesten Pilgerziele weltweit. Unter Papst Benedikt XVI. wurde schließlich eine Kommission eingerichtet, die zwischen 2010 und 2014 die Erscheinungen geprüft habe, so Peric laut Kathpress. Unter dem Pontifikat von Papst Franziskus seien die Ergebnisse dann der Kongregation für die Glaubenslehre übermittelt worden, die in Folge bis 2016 an einem Exposee gearbeitet habe: „Es ist jetzt in den Händen des Heiligen Vaters“, so Peric.

Der Bischof wendet sich auch gegen die These, die von manchen Leuten vertreten werde und die besage, dass die Erscheinungen zumindest am Anfang - vielleicht in der ersten Woche - real gewesen seien. Danach hätten die Jugendlichen weiterhin behauptet, Maria zu sehen und zu hören, „aber aus Gründen, die dann meistens nicht religiös waren“. Bischof Peric beruft sich auf das Studium der Transkripte von Tonband-Interviews mit den sechs Jugendlichen aus den ersten Wochen. Diese enthielten zahlreiche Motive für Zweifel an der Übernatürlichkeit der Ereignisse.

„Kommunikation“ mit Maria

So sagte einer der „Seher“, die Maria von Medjugorje spreche gewöhnlich nur, wenn sie angesprochen werde, und „sie lacht auf eine seltsame Art und Weise, als Antwort auf bestimmte Fragen verschwindet sie, und dann kehrt sie wieder zurück“. Dabei gehorche sie den „Sehern“ und dem örtlichen Pfarrer, einem Franziskaner. Wenn dieser um eine Erscheinung bitte, komme sie vom Hügel herunter in die Kirche, sogar gegen ihren Willen. „Sie weiß nicht mit Sicherheit, wie lange sie erscheinen wird, sie erlaubt einigen der Anwesenden, auf ihren Schleier zu gehen, der auf dem Boden liegt, um ihre Kleider und ihren Körper zu berühren. Das ist nicht Maria aus dem Evangelium“.

Das siebente Mal, als Maria angeblich erschien - am 30. Juni 1981 -, seien fünf der Jugendlichen in einer nahe gelegenen Stadt namens Cerno gewesen. Sie behaupteten, dort Maria gesehen zu haben. Bischof Peric sagt dazu, dass in den aufgezeichneten Interviews alle fünf berichteten, dass die Erscheinungen nur noch drei weitere Tage - 1. bis 3. Juli 1981 - auftraten. „Dann hat sie offenbar die Meinung geändert, und sie erscheint immer noch“, schreibt der Bischof.

„Jungfrau Maria in Medjugorje nicht erschienen“

„Unter Berücksichtigung all dessen, was von dieser Diözesankurie untersucht und studiert wurde, einschließlich des Studiums der ersten sieben Tage der vermuteten Erscheinungen, kann man ruhig behaupten: Die Jungfrau Maria ist in Medjugorje nicht erschienen. Dies ist die Wahrheit, die wir aufrechterhalten, und wir glauben an das Wort Jesu, der gesagt hat, dass die Wahrheit uns frei machen wird.“

Im Interview mit „Radio Vatikan“ sagte Papst-Sonderdelegat Erzbischof Henryk Hoser am 20. Februar, Franziskus sei vor dem Hintergrund der vielen Diskussionen vorerst daran gelegen, dass in Medjugorje eine „geregelte, pastorale Aufnahme“ der Pilger stattfinde. Seine Ernennung sei Ausdruck dieser „Sorge des Papstes“, sagte er. Die „Millionen von Pilgern“ in Medjugorje seien eine Herausforderung für die Kirche und eine „Aufforderung, die Aufnahme, wenn möglich, zu verbessern“, betonte der Bischof - von Praga, der auch Ehren-Titularerzbischof ist. Franziskus wolle eine klare und geordnete Lage in Medjugorje, „dass man vor Ort die Situation überblickt und dabei vielleicht auch Chancen erkennt, die sich bieten.“

Hoffnung auf baldige Lösung

Er selbst sei noch nie in Medjugorje gewesen und verstehe sich als jemand, der in der bestehenden „Uneinigkeit“ zwischen dem Wallfahrtsort und der zuständigen Diözese Mostar neutral sei, sagte der Sondergesandte. Letztlich müsse es darum gehen, die seelsorgliche Betreuung „in Absprache und Harmonie mit der kirchlichen Hierarchie vor Ort“ zu organisieren. Er werde dafür mit den Diözesanvertretern, mit den Franziskanern und mit den für die Aufnahme und seelsorgliche Betreuung der Pilger verantwortlichen Personen sprechen.

Den Bericht mit Vorschlägen, den er verfassen und dem Papst übergeben werde, werde jenen der Untersuchungskommission über die Echtheit der berichteten Marienerscheinungen ergänzen, so Erzbischof Hoser. „Das kann dann hoffentlich zur endgültigen Lösung beitragen, die die Kirche vorschlagen wird.“ Wann beide Berichte veröffentlicht werden, stehe noch nicht fest; Hosers Mandat ist bis Sommer begrenzt.

„Nicht ausgeschlossen“ ist laut Hoser die „Hypothese“, dass der Papst nach den Untersuchungen einen Apostolischen Administrator für Medjugorje ernennt. „Vielleicht wird man die Struktur der Hierarchie vor Ort ergänzen müssen, damit die Initiativen besser abgestimmt und damit wirksamer sein können.“

religion.ORF.at/APA

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