Religionsfreiheit in China: Studie sieht mehr Verstöße

Die Nichtregierungsorganisation China Aid sieht mehr Menschen in China religiöser Verfolgung ausgesetzt. Auch eine Anpassung an die chinesische Kultur werde zunehmend verlangt.

Die international tätige christliche Organisation mit Sitz im US-amerikanischen Texas warnt in ihrem neuen Jahresbericht 2016 vor einer „verheerenden Veränderung“ im Umgang der kommunistischen Regierung mit Gläubigen.

„Sinisierung“ religiöser Gruppen

So ginge es den Kommunisten unter Staatspräsident Xi Jinping nicht mehr nur darum, religiöse Gruppen zu „führen“, sondern sie zu „sinisieren“, also der chinesischen Kultur anzugleichen.

Xi hatte diese Forderung erstmals 2015 erhoben und sie im April 2016 auf der Nationalen Konferenz zur Religionsarbeit erneuert. Im Herbst sei dann der Entwurf zu neuen Regularien in Religionsangelegenheiten vorgelegt worden. Damit sei die legale Grundlage geschaffen worden, um gegen religiöse Gruppen vorgehen zu können, so China Aid.

Verdreifachung der Festnahmen gegenüber 2015

Wie aus dem Report hervorgeht, wurden im vergangenen Jahr mehr als 48.000 Gläubige in China zeitweise festgenommen, drei Mal so viele wie 2015. 300 Gläubige und Pfarrer seien unter dem Vorwurf, die öffentliche Ruhe zu stören, Gelder unterschlagen zu haben oder illegal Geschäfte zu betreiben, zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Mehrere Kirchen seien zerstört und in der Provinz Zhejiang wie bereits in den Vorjahren Kreuze entfernt worden.

Kirchengemeinden im Großraum Wenzhou und in der Provinz Yunnan berichten den Angaben zufolge, sie seien gezwungen worden, Parteizeitungen zu abonnieren und während der Gottesdienste patriotische Lieder zu singen.

Razzien während der religuösen Handlungen

In Lucheng, einem Stadtbezirk von Wenzhou, sollen 1.500 Abgesandte des Religionsbüros abgestellt worden sein, um die Bewohner zu kontrollieren. Immer wieder gebe es während Gottesdiensten und Bibelstunden Razzien. Auch Universitäten kontrollierten ihre Studenten dem Bericht zufolge vermehrt hinsichtlich ihrer religiösen Aktivitäten.

Diese Vorfälle „verdeutlichen Chinas alarmierenden Rückschritt in ein maoistisches Regime“, heißt es in dem Bericht von China Aid. Es sei zu erwarten, dass sich die Bedingungen im laufenden Jahr weiter verschlechtern würden, da das überarbeitete Regelwerk für Religionsangelegenheiten nun im ganzen Land in Kraft trete.

religion.ORF.at/KAP

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