Rabbiner: Distanz zu antijüdischem Luther wichtig

Die deutschen Rabbinerverbände haben die Distanzierung der evangelischen Kirche von antijüdischen Schriften Martin Luthers gewürdigt.

Zusammen mit dem Verzicht von katholischer und evangelischer Kirche, Juden zu missionieren, sei dies ein „weiterer, wichtiger Schritt auf dem Weg der Versöhnung von Juden und Christen“, betonten die Rabbiner beim jährlich organisierten Gespräch zwischen jüdischen und christlichen Spitzenvertretern am Montag in Frankfurt.

Aussagen als „Einfallstor“

„Der reformatorische Ruf zur Umkehr als eine das ganze Leben betreffende Buße schließt notwendig auch das Verhältnis zum Judentum mit ein“, sagte der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister. Tragischerweise hätten Luthers späte Äußerungen zum Judentum ein „Einfallstor“ für judenfeindliche Aussagen im Protestantismus bis ins 20. Jahrhundert gebildet.

Im Reformationsgedenkjahr 2017 ging es bei den Gesprächen auch um die kulturellen Folgen der Reformation. Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte, die katholische Erinnerung an die Reformation sei zwiespältig. Die Reformation habe nicht nur Impulse zur Erneuerung des kirchlichen Lebens gegeben, sondern auch zur Spaltung der westlichen Christenheit geführt. „Erst der ökumenische Dialog der vergangenen Jahrzehnte hat den Blick dafür freigemacht, dass die Identität der Kirchen sich nicht in gegenseitiger Abgrenzung, sondern in der Orientierung am Evangelium bildet.“

Die christlich-jüdischen Gespräche finden seit 2006 jährlich statt. Teilnehmer sind Vertreter der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK), der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD), der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie das Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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