Islam-Ausbildung an Uni Wien soll im Herbst starten
Ab Herbst sollen in einem Bachelor-Studium islamische Seelsorgerinnen und Seelsorger ausgebildet, sowie die theologische Basis für zukünftige Imame vermittelt werden. Letztere wurden bisher de facto alle in muslimischen Herkunftsländern ausgebildet, was immer wieder für Kritik sorgte, etwa wegen oft mangelnder Deutschkenntnisse.
Das dazu neu geschaffene Institut befindet sich seit Kurzem in der Wiener Schenkenstraße, wo auch die evangelische und die katholische Fakultät der Uni Wien beheimatet sind. Der Vizerektor der Uni Wien, Heinz Fassmann, ist zuversichtlich, dass der Lehrgang wie geplant im Herbst starten kann.

APA/Georg Hochmuth
Heinz Fassmann, Vizerektor der Universität Wien
Sechs Professuren geplant
Insgesamt seien sechs Professuren zu besetzen, was aber nicht bis zum Herbst erfolgen müsse, weil nicht alles sofort gebraucht werde, sagte Fassmann im Ö1-„Mittagsjournal“ am Dienstag. Bereits besetzt sind die Professuren für Islamische Religionspädagogik und Koran-Exegese, derzeit würden die Ausschreibungen für „Rechtswesen und Ethik im Islam“ sowie für eine alevitisch-theologische Professur laufen, so Fassmann.
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Grundsätzlich gestalte sich die Suche von geeignetem Lehrpersonal aber schwierig, räumt Fassmann ein, da islamische Theologie erst seit Kurzem an Unis im deutschen Sprachraum verankert und der wissenschaftliche Nachwuchs deshalb dünn gesät sei. „Aus dem Grund verfolgt die Universität auch eine Stufen-Strategie, sprich, nicht alles sofort zu machen, sondern schrittweise vorzugehen, auch in der Hoffnung, dass in der Zwischenzeit im Bereich des wissenschaftlichen Nachwuchses sich neue Personen herauskristallisieren.“
Lehrende mit Verpflichtung zur Wissenschaftlichkeit
Auf die Frage, wie gewährleistet werden könne, dass Vertreter eines zeitgemäßen Islams als Professorinnen und Professoren gefunden würden, meint Fassmann, hier sei die Qualitätssicherung im Auswahlverfahren besonders wichtig. „Es sollten unabhängige Persönlichkeiten sein, die der Wissenschaftlichkeit verpflichtet sind und keinen politischen oder religionspolitischen Gruppen. Darin liegt genau die Verantwortung der Universität, solche Persönlichkeiten aus einem Bewerbungsprozess herauszufiltern.“
IGGÖ ohne Vetorecht
Besetzt werden die Professuren letztlich durch den Rektor der Universität Wien, nachdem dieser Informationen von Professoren aus dem Fachbereich über die infrage kommenden Lehrpersonen eingeholt hat, wie Vizerektor Fassmann erklärt. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) werde über neue Professorinnen und Professoren informiert und dürfe eine Stellungnahme dazu abgeben, könne aber kein Veto einlegen.
Das Studium Islamische Theologie wird, wie erwähnt, als sechssemestriges Bachelor-Studium angeboten, ein Masterstudium könne aber im bereits bestehenden Studium Islamische Religionspädagogik angehängt werden, so Fassmann. Was er sich insgesamt vom neuen Studium erhofft: „Ich erwarte mir ein klein wenig mehr Zusammengehörigkeitsgefühl und nicht a priori Separierung durch den Glauben. Das ist ein Langfristprojekt, aber ich denke, ein wertvolles.“
Andreas Mittendorfer, für religion.ORF.at