Missbrauch: Deutscher Kardinal in der Kritik

Im Streit über mangelnden Willen zum Kampf gegen Kindesmissbrauch im Vatikan ist der deutsche Kurienkardinal Gerhard Müller in die Kritik geraten.

In einem offenen Brief kritisierte ein ehemaliges Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission den Chef der mächtigen Glaubenskongregation scharf. „Ich weiß nicht, was die Motivation hinter den Schwierigkeiten ist, die der päpstlichen Kommission in den Weg gelegt werden“, sagte Marie Collins im „National Catholic Reporter“ am Dienstag.

Marie Collins, ehemaliges Mitglied der päpstlichen Opferschutzkommission. Selbst Missbrauchsopfer

Reuters/Tony Gentile

Missbrauchsopfer Marie Collins

Nicht „so tun, als sei alles gut“

Wenn es Probleme gebe, helfe es nicht, „so zu tun, als sei alles gut“. Die Irin - selbst Missbrauchsopfer - war vor zwei Wochen aus „Frustration“ über die mangelnde Kooperation einiger Behörden im Vatikan aus dem Gremium zurückgetreten, das Papst Franziskus 2014 gegen Missbrauch in der katholischen Kirche ins Leben gerufen hatte. Im Zentrum der Vorwürfe steht die Glaubenskongregation deshalb, weil sie für den Kampf gegen Missbrauch zuständig ist.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller vor einem Jesus-Mosaik

Reuters/Tony Gentile

Kurienkardinal Gerhard Müller

Collins prangerte unter anderem an, dass ein Tribunal bei der Glaubenskongregation, vor dem Bischöfe, die Pädophilie vertuschten, nach dem Willen des Papstes gestellt werden sollten, nie die Arbeit aufgenommen habe. Zudem sei - entgegen den Behauptungen des Kardinals - ein ursprüngliches Mitglied der Glaubenskongregation nicht mehr in dem Kinderschutzgremium.

Vorwürfe zurückgewiesen

Kardinal Müller hatte die Vorwürfe mangelnder Kooperation zurückgewiesen. Das Tribunal nannte er ein „Projekt“. Gegen mögliche Delikte von Bischöfen gebe es andere „Instrumente“ und „juristische Mittel“, sagte er dem „Corriere della Sera“.

religion.ORF.at/dpa

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