Brasilien: Eine neue Religionsgemeinschaft pro Stunde

Religionsgemeinschaften breiten sich in Brasilien in rasender Geschwindigkeit aus. Pro Tag würden 25 neue religiöse Organisationen registriert, mehr als eine pro Stunde, berichtet das Onlineportal „O Globo“ (Sonntag Ortszeit).

Die meisten der seit Jänner 2010 bei den Finanzbehörden angemeldeten 67.951 Organisationen sind demnach Ableger evangelikaler Pfingstkirchen und Sekten. Sie genießen in Brasilien Steuerfreiheit.

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In Brasilien wird durchschnittlich eine religiöse Gruppierung pro Stunde registriert

Gründungen unbürokratisch möglich

Die Finanzbehörden registrieren diese Organisationen unter der Rubrik „religiöse oder philosophische Organisationen“. Der Prozess ist für brasilianische Verhältnisse unbürokratisch, wobei keinerlei theologische oder kirchliche Unterlagen eingereicht werden müssen. Autos, Gebäude oder Finanzanlagen dieser Organisationen sind genauso steuerbefreit wie das Spendenaufkommen.

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Gepredigt wird oft in Geschäftslokalen

Alleine im Teilstaat Rio de Janeiro seien über 21.000 dieser Organisationen registriert, im bevölkerungsreichsten Teilstaat Sao Paulo rund 17.000. Die Behörden haben nach eigenen Angaben keinen Überblick, wie viele der Organisationen tatsächlich als Kirchen über einen regelmäßigen Betrieb verfügen.

Steuerbefreiung als Thema im Kongress

Im brasilianischen Kongress gibt es Initiativen, die Steuerbefreiung aufzuheben. Viele Religionsgemeinschaften seien in Wahrheit lukrative Unternehmen.

Im Herbst 2016 wurde Marcelo Crivella zum neuen Bürgermeister von Rio de Janeiro gewählt. Er gehört der „Universalkirche des Königreichs Gottes“ an. Homosexualität sieht er als Krankheit an, über Schwarze sagte er einmal, sie würden vor allem Cachaca-Schnaps und Prostitution mögen. Crivella boykottierte in diesem Jahr auch demonstrativ den Karneval in Rio.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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